Der Georg Dehio – Buchpreis geht in diesem Jahr an Miljenko Jergović für sein erzählerisches Werk und an Alvydas Šlepikas für seinen Roman Mein Name ist Marytė sowie an ihre Übersetzer Brigitte Döbert und Markus Roduner.
Mit dem von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien dotierten Georg Dehio – Buchpreis werden Autorinnen und Autoren geehrt, die sich in ihren Werken fundiert und differenziert mit den Traditionen und Wechselbeziehungen deutscher Kultur und Geschichte im östlichen Europa auseinandersetzen. Die Auszeichnung ist aufgeteilt in einen Hauptpreis für ein publizistisches bzw. literarisches Gesamtwerk und einen Förderpreis für eine herausragende Publikation.
Die fünfköpfige Jury unter dem Vorsitz von Beate Störtkuhl sprach den Hauptpreis dem kroatisch schreibenden Erzähler Miljenko Jergović zu. Er wurde 1966 in Sarajewo geboren und debütierte dort bereits in den 1980er Jahren als Journalist und Dichter. 1993 verließ er das von der jugoslawischen Volksarmee belagerte Sarajewo. Seitdem lebt und arbeitet er in der kroatischen Hauptstadt Zagreb. Sein Werk erscheint auf Deutsch im Schöffling Verlag.
In der Begründung der Jury heißt es: „Mit seinem epischen Werk vermittelt Miljenko Jergović ein differenziertes Bild der kulturellen Vielschichtigkeit Südosteuropas, namentlich in den Regionen des ehemaligen Jugoslawien. Ausgehend von der Transformation der Identitäten in den kriegerischen Auseinandersetzungen der 1990er Jahre entwirft er ein historisches Panorama, das von den Zeiten der osmanischen Herrschaft bis in die unmittelbare Gegenwart führt.“ Großen Anteil an der literarischen Wirkung Miljenko Jergovićs in deutscher Sprache habe die Übersetzerin Brigitte Döbert, so die Jury. „Ihr ist es gelungen, das Idiom des Originals angemessen wiederzugeben und sein Werk einem breiteren Publikum bekannt zu machen.
Der Förderpreis geht an Alvydas Šlepikas für seinen Roman Mein Name ist Marytė, der im Mitteldeutschen Verlag erschienen ist. Der 1966 in Videniškės (Litauen) geborene Autor ist ausgebildeter Schauspieler und Bühnenregisseur. Er lebt und arbeitet als Literaturredakteur in Vilnius. Aus der Begründung der Jury: „Der Roman erzählt die Geschichte der sogenannten Wolfskinder aus Ostpreußen, die am Ende des Zweiten Weltkriegs von Hunger und Not getrieben über die Memel gingen, um bei litauischen Ba
uern um Brot und Obdach zu betteln. Seine sensible und doch unsentimental plastische Schilderung löste in Litauen eine wichtige Diskussion über ein wenig bekanntes und doch noch immer aktuelles Thema aus. Der Förderpreis würdigt auch die Vermittlung dieser litauischen literarischen Stimme in Deutschland, die wir dem verdienst vollen Übersetzer Markus Roduner verdanken.“
Die Preisverleihung wird am 10. Oktober in Berlin stattfinden.