Gut oder schlecht? WDR-Service ermöglicht automatisiertes Mitschneiden von Hörbüchern

Magengrummeln scheint vorprogrammiert zu sein: Die ARD-Sender bieten Hörbuchproduktionen nicht nur Verlagen für den CD-Vertrieb an, sondern selbst auch teilweise als kostenlosen Download im Internet. Wie passt das zusammen? Die Zielgruppen seien unterschiedlich, heißt es, und Gratis-Angebote würden sogar Werbung fürs Medium machen.

Einen Schritt weiter ging der Westdeutsche Rundfunk bereits vor acht Wochen, als er die Aufnahme- und Programmier-Software „WDR-RadioRecorder“ verfügbar machte. Für Radio-Hörer war die Nachricht sehr erfreulich: „Mit Hilfe unseres RadioRecorders lassen sich gesetzlich erlaubte Privatkopien von Radiosendungen genauso leicht erstellen, wie man es vom Fernsehen seit Jahren gewohnt ist“, wirbt der WDR für seine kostenlose Windows-Software. Diese erlaubt es, einzelne Sendungen, Reihen oder ganze Programme des WDR-Hörfunks online mitzuschneiden und zu archivieren – sofern die Bandbreite ausreicht, sogar mehrere Sender parallel.

Wie gesagt: Unbestritten erfreulich ist die Nachricht für Radio-Hörer – weniger jedoch für Buchhändler und Verlage, denn beim Gedanken an die Konsequenzen entsteht ein mulmiges Gefühl. Schließlich produziert die größte deutsche Rundfunkanstalt mehrere hundert Hörspiele und Lesungen pro Jahr, und nicht wenige werden irgendwann von Verlagen lizenziert und auf CD veröffentlicht.

Angriff ist die beste Verteidigung, könnte man das offizielle Statement des WDR übersetzen: „Der RadioRecorder ist unsere Antwort auf das Nutzungsverhalten der jungen Generationen, die sich ihr Radiomenü im Internet zunehmend selbst zusammenstellen.“

Die Ziele sind klar: die Hörer stärker an sich zu binden und nebenbei die illegale Nutzung von Musiktauschbörsen zu minimieren – allerdings auch mit dem sicher eher unerwünschten Effekt, dass damit auch Hörbücher im großen Stil automatisiert und kostenlos den Weg zum potenziellen Käufer finden.

So bleibt die Hoffnung, dass der gut gemeinte Service auch Hörbuch-Neueinsteiger zumindest allgemein für das Medium begeistern könnte.

rw

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