Heinold fragt: Wer war’s?

Heute fragen wir nicht nach einem Verlag, sondern nach einem jahrhundertealten buchhändlerischen Vertriebsmodell. Gegenwärtig wird es auf E-Books und Hörbücher übertragen. Die Debatte darüber wird allerdings so hysterisch geführt, dass zu fragen ist, ob die Branche ihre eigene Geschichte vergessen hat.

Anfang der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts hat das Vertriebsmodell schon einmal eine ähnliche Aufregung verursacht, als ein bis dahin eher unbedeutender Provinzverlag damit innerhalb weniger Jahre Millionen von Kunden an sich binden konnte. Aus diesem Kerngeschäft entwickelte sich ein weltweit tätiger Konzern. Kurioserweise gibt dieser Konzern sein ehemaliges Kerngeschäft just in dem Augenblick völlig auf, da das zugrundeliegende Vertriebsmodell eine ganz neue Aktualität gewinnt.

Der Name des Modells stammt aus dem Italienischen und bedeutet „Vergütung“. Im 18. Jahrhundert wanderte er über Frankreich nach Deutschland ein. Man versteht darunter „ein Vertragsverhältnis, beim dem eine Reihe zeitlich bestimmter , aufeinanderfolgender Leistungen durch eine Pauschale vergütet wird, die niedriger ist, als die Summe der Einzelpreise sein würde“ (Lexikon des gesamten Buchwesens, 2. Auflage, Band 1. Stuttgart: Hiersemann 1987).

Dieses Vertriebsmodell wurde schon ab dem Ende des 17. Jahrhunderts für Zeitungen angewandt und bald auf Zeitschriftenbezüge ausgedehnt. Auch Selbstverleger von Zeitschriften nutzten es, indem sie Mittelsmänner einsetzten, die als „Collecteurs“ bezeichnet wurden.

Im Zuge des Ausbaus des Eisenbahnwesens entwickelte sich die Post zum Hauptzustellweg für dieses Vertriebsmodel. Sie begann bereits 1851 mit der Herausgabe von Listen der Publikationen, die über sie zu beziehen waren.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden Firmen, die auf der Grundlage des Modells Bücher herausbrachten. Diese Form des Buchverlegens und -vertreibens erhielt erhielt in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts neue Impulse von der Arbeiterbildungsbewegung. In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstanden eine Reihe weiterer Unternehmen dieser Verlagsgattung, die über Jahrzehnte eine wichtige Rolle spielten und als Lizenznehmer für Verlage und Autoren beachtliche zusätzliche Erträge erwirtschafteten. Vereinzelt arbeiteten sie mit dem Buchhandel zusammen, lieferten aber in der Hauptsache direkt an die Endkunden. Das änderte sich erst in den 50er Jahren, als der oben erwähnte Provinzverlag den Reise- und Versandbuchhandel, den Werbenden Buch- und Zeitschriftenhandel und den Sortimentsbuchhandel in die Lieferkette des Verttriebsmodells einbezog.

Heinold fragt:

1. Wie lautet die aus dem Französischen übernommene Bezeichnung?

2. Wie lautet die im Alltag übliche Abkürzung aus drei Buchstaben?

3. Wie lautet die aus dem Englischen übernommene, im E-Book-Vertrieb verwendete Bezeichnung? Antwort an heinold@buchmarkt.de

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