Impressionen von der 47. Internationalen Kinderbuchmesse in Bologna – mit einem Ausblick auf die Herbstprogramme und vielen Fotos

Auf zur Messe!

Ein bisschen Sonne konnten die Besucher der Kinderbuchmesse in Bologna schon mal mitnehmen nach Deutschland – und jede Menge neue Ideen. Dass im verstärkten Maße auch Kollegen aus belletristischen Häusern in Italien zum Einkaufen unterwegs waren, zeigt, wie lebendig und vielversprechend der Kinder- und Jugendbuchmarkt ist. Und wie sehr es auf Marktkenntnis ankommt.

Vom 23. bis zum 26. März fand die 47. Kinderbuchmesse in Bologna statt, jährlich der Treffpunkt der internationalen Kinderbuchszene. Bereits am Vorabend des Messeauftaktes hatte die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen zu einem Empfang ins Istituto de Cultura Germanica eingeladen. BuchMarkt hat sich umgesehen (s. unsere Bildergalerie am Ende des Berichts aus Bologna) – und zugehört.

Kein Gerede mehr von der Bilderbuch-Krise

Das ist eine schöne Erfahrung: Wurden vor einigen Jahre noch düsterste Szenarien für die Zukunft des Bilderbuchs aufgezeichnet, ist nun wieder mehr Optimismus zu vernehmen. Dies mag zum einen der Tatsache geschuldet sein, dass einige Programme verkleinert wurden, zum anderen der Akzeptanz, dass die ganz großen Auflagen eben nicht mehr zu erwarten sind. Auf den Bilderbuch-Herbst können wir uns in jedem Fall freuen.

Zum Beispiel auf „Lenni mag Blau“ von Ann Cathrin Raab, die geheiratet hat und nun Ann Cathrin Grimm heißt. Thienemann-Bilderbuchprogrammleiterin Nicole Sauerländer kann einen ersten Dummy der gewohnt reduziert und gleichermaßen witzig illustrierenden Künstlerin zeigen. Außerdem gibt es einen neuen Dr. Brumm von Daniel Napp bei den Stuttgartern: „Dr. Brumm feiert Weihnachten“. Sehr lustig, wie der Bär mit seinen Freunden einen Weihnachtsbaum organisieren will und wie gewohnt von einer Katastrophe in die nächste stapft.

Marcus Pfister signiert sein neues Bilderbuch bei minedition

Bei minedition kommt ein neuer Marcus Pfister. „Der kleine Mond Rabe“, die Geschichte eines kleinen Rabens, der von den anderen verspottet wird. Um dazu zu gehören, müsse er nur bis zum Mond fliegen, meinen die anderen. Marcus Pfister war nach Bologna angereist und signierte die druckfrischen Vorab-Exemplare. Seine Geschichte hat er dem 2004 verstorbenen Nord-Süd-Verleger Davy Sidjanski gewidmet, lektoriert wurde sie von dessen Mutter, der Nord-Süd-Verlagsgründerin Brigitte Sidjanski.

Thomas Gallien, Hinstorff-Lektor, freut sich auf Susanne Straßers „Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte“ – eine Geschichte, die in Text und Bild bekannte Märchen persifliert und eine äußerst selbstbewusste Protagonistin vorstellen kann. Ebenfalls bei Hinstorff erscheint Thomas Rosenlöchers und Jacky Gleichs „Der Mann, der lieber tot sein wollte“. Hier geht es um einen Mann, der von seiner Frau verlassen wird.

Bei Gerstenberg kommt ein neuer Einar Turkowski, „Der unglückliche Schäfer“, Bajazzo hat Kristin Andres mit „ Wenn der Räuber Beule kommt“ im Programm und Klett Kinderbuch-Verlagsleiterin Monika Osberghaus freut sich auf einen neuen „Akkuratus“-Band. Die neue Bilderbuchreihe für Kinder ab zwei Jahren von Martin Baltscheit und Ulf K. hat jüngst besondere Aufmerksamkeit erhalten, als man die Bücher von Verlagsseite anlässlich einer Meldung der Stiftung Lesen, Väter würden nicht mehr vorlesen, ins Gespräch brachte. Etwa 150 Leute hätten sich daraufhin gemeldet, erzählt Monika Osberghaus, und die Stuttgarter Zeitung machte einen Artikel aus dem Thema. Da fühlten sich Väter an ihrer Vorleser-Ehre gepackt.

Auch bei Klett Kinderbuch: Alexandra Maxliners und Anke Kuhls „Mama Papa Kind und mehr – Ein Familienbilderbuch“. Familie spielt auch eine Rolle in Anke Kuhls zweitem Bilderbuch in diesem Herbst: „Oma ist echt toll!“ (Carlsen) hat einen ganz anderen Stil, erinnert an alte Familien-Fotos und ist sehr lustig.

Selda M. Soganci hat Illustrationen für eine Geschichte von Christine Rettl bei Residenz gemacht. Der endgültige Titel steht noch nicht fest, es geht aber darum, was alles in Mamas Handtasche steckt. Da stellen wir uns ein dickes Buch vor.

Eine neue Pappe von Isabel Pin gibt es bei Bajazzo: „Ein Tag mit mir“ arbeitet wieder mit einem besonderen Effekt, diesmal ist ein Kindergesicht in der Mitte des Buches in verschiedenen Stimmungslagen zu durchblättern. Boje hat im vergangenen Jahr eine fotografierte Pappbilderbuch-Reihe aus Amerika eingekauft, Verleger Ulrich Störiko-Blume gefiel die Einfachheit der vier Bände, in denen es um Steine, Stöcke, Blätter und Schnee geht.

Auch schwierige Themen im Bilderbuch

Auch schwierige Themen kommen in den neuen Bilderbüchern vor. Julia Friese hat Christian Dudas „Schnipselgestrüpp“ für Bajazzo illustriert, in dem ein Junge lange Zeit sich selbst überlassen ist, weil die Eltern in ihrer Islation vor dem Fernseher gefangen sind. Die Fantasie des Jungen, der sich in seinem Zimmer eine eigene Welt aus Papierschnipseln zusammenklebt, durchbricht schließlich das triste Schweigen.

Martin Baltscheit legt mit der „Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor“ bei Bloomsbury ein Bilderbuch zum Thema Alzheimer vor und Ute Krause hat sich die Patchwork-Familie vorgenommen, allerdings nicht als Problembuch, sondern als witzige Geschichte: „Wann gehen die wieder?“ (ebenfalls Bloomsbury).

Beltz & Gelberg-Verlagsleiterin Petra Albers verspricht ein neues Bilderbuch des Dreamteams Axel Scheffler und Julia Donaldson, außerdem ein Debüt, das man auf der Frankfurter Buchmesse entdeckt hat – darin entdeckt Professor Pfeffer Tiere der verschiedenen Kontinente.

„Warum wir vor der Stadt wohnen“ von Peter Stamm und der frischgebackenen Hans-Christian-Andersen-Preisträgerin Jutta Bauer, bereits 2005 bei Beltz & Gelberg erschienen, wird nun bei Fischer Schatzinsel wieder aufgelegt. Das lag nahe, ist man bei S. Fischer doch glücklich, Peter Stamm an das Frankfurter Verlagshaus gebunden zu haben. Und für die Leser ist es eine erfreuliche Neuigkeit, denn dieses besondere Bilderbuch haben wir vermisst.

Pop-up-Projekte

Besondere Pop-up-Projekte meldet Gerstenberg. In Bologna versucht Verlagsleiterin Daniela Filthaut mit ihrem Team, den Weg internationaler Koproduktionen selbst zu initiieren. Zwei Projekte hat man als Dummy im Gepäck: Zum einen „Fiete Anders“, das Schaf von Miriam Koch, das man weiter zum Character ausbauen möchte.

Und auch Gerstenberg-Lektorin Kathrin Jockusch kümmert sich rührend ums Schaf

Wie sehr das Gerstenberg-Team Fiete umsorgt, haben wir übrigens auf der Rückreise aus Bologna beobachten können. Da hatten die Lektorinnen Kathrin Jockusch und Dagmar Schemske die große Häkelfigur mit im Gepäck, die neidisch von Flug- und Bahnreisenden beäugt wurde.

Das zweite Pop-up-Projekt bei den Hildesheimern stammt von Antje von Stemm. „Eintritt auf eigene Gefahr! Eine wundersame Zaubershow“ ist ein Buch, das die Papieringenieurin vor zehn Jahren schon einmal in Angriff genommen hatte – ein langformatiges Wunderwerk mit einer Fülle von Spielmöglichkeiten. Drücken wir also die Daumen, dass für diese mutigen Bücher viele Partner gefunden werden.

Ein neuer Bilderbuchverlag in Bologna

Ein neuer Verlag geht mit seinem ersten Programm im Herbst an den Start. Aracari in Stäffa bei Zürich spezialisiert sich auf Bilderbücher. Der Name ist einer Tukan-Art entlehnt, denn dem Gründer Andreas Gerber und Geschäftsführerin Melanie Eberhard kommt es darauf an, abseits vom Mainstream ein Programm zu etablieren, das aus Eigenentwicklungen sowie international eingekauften Lizenzen bestehen soll, also durchaus exotisch sein darf. Im Startprogramm gibt es zwei Texte von Karl Rühmann: Eine Identitätsfindungs-Geschichte, die von Susanne Smajic illustriert wurde sowie eine Einschlafgeschichte, für die Lena Hesse die Bilder liefert. Außerdem vertreten: „Warum die Menschen einen Bauchnabel haben“ von Karen Meffert, die in den 60er/70er Jahren in der Schweiz als Radiosprecherin bekannt war. Und eine Weihnachtsgeschichte von Nancy Walker-Guye mit Illustrationen von Maren Briswalter.

Bilderbuchentdeckungen aus dem Ausland

Und im nicht-deutschsprachigen Ausland? Wie immer schauen alle neidisch auf die Franzosen. Auch an den Ständen der italienischen Verlage ist jede Menge los – großes Gedrängel herrscht vor allem bei Topipittorri und Orecchio Acerbo. Bei letzterem entdecken wir das textlose Wendebilderbuch „Migrando“ von Mariana Chiesa Mateos, das von der italienischen Sektion von Amnesty International empfohlen wird. Ein besonderes Buch, in dem Menschen Träume verfolgen, Menschen verfolgt werden und der Ozean Menschen verbindet und trennt.

Dann begegnen wir Arianna Sqilloni wieder, die nach ihrer Zeit als Lektorin bei Thule in Barcelona mit A buen paso ihren eigenen kleinen Verlag gegründet hat. Sie hat „Papa tatuada“ von Daniel Nesquens und Sergio Mora mit im Koffer, ein erster Erfolg, der in der italienischen Ausgabe wiederum bei Orecchio Acerbo erschienen ist. Und „La fábrica de nubes“ von Arianne Faber, ein wortloses Bilderbuch im Querformat, in dessen Minimalismus wir uns sofort verlieben. Mehr auf www.abuenpaso.com. Oft sind es doch die einfachen Ideen, die einem so schwer einfallen und die eine große Wirkung entfalten.

Dafür gibt es noch ein ganz besonderes Beispiel: Selten hat man jemand so glücklich über den Zuschlag für ein Bilderbuch erlebt wie Natalie Tornai, Programmleiterin von Bloomsbury Kinder- und Jugendbücher. „Das Baumhaus“ hatte sie vom niederländischen Verlag Lemniscaat bereits auf der Frankfurter Buchmesse eingekauft – ausschlaggebend dabei war nicht eine große Summe Geld, sondern eine große Leidenschaft für ein Buch, das, wie sich erst in diesem März herausstellte, den Bologna Ragazzi Award erhalten hat.

Zu „De Boomhut“ hat der in Holland sehr bekannte Künstler Ronald Tolman die Radierung eines Baumhauses zugesteuert, seine Tochter Marije hat den Rest erledigt. Und der ist spektakulär: Ins Baumhaus ziehen ein Eisbär und ein Braunbär ein, und in dem Moment, in dem sie Bücher zu lesen beginnen, entfaltet sich ein von Doppelseite zu Doppelseite expandierender Kosmos des Lebens. Aus dem Ozean wird ein Meer von Flamingos, ein Nashorn schüttelt das Baumhaus gründlich durcheinander, die Jahreszeiten kommen und gehen ebenso wie die Bewohner.

Und so sieht eine der Illustrationen von Ronald und Marije Tolman aus „De Boomhut“ aus – man darf sich auf ein ganz besonderes Bilderbuch freuen

Bei einer Präsentation des Ragazzi-Award-Gewinnerbuches im Illustrators’ Cafe erklärte der Juryvorsitzende Antonio Faeti ausführlich, warum man dieses Buch ausgezeichnet habe. Verleger Jean Christophe Boele van Hensbroek konnte nur entgegnen, dass alle Reaktionen und Deutungen, die er zu diesem Bilderbuch erhalten habe, immer wieder völlig neu für ihn seien. Jeder sehe im „Baumhaus“ eine andere Geschichte. Gibt es ein größeres Kompliment für ein Bilderbuch? Bloomsbury macht den Titel zum Aufmacher der kommenden Vorschau, auch ein Blankbook wird produziert. Und das erscheint in diesem Fall nicht als bloßes Merchandising, sondern als Möglichkeit, die Gedanken, die „Das Baumhaus“ auslöst, adäquat festzuhalten und weiterzuspinnen.

Die Illustratoren-Messe

Das Herzstück der Bologna-Buchmesse, die Illustratoren-Ausstellung, lädt wieder zu Entdeckungen ein. Collage scheint ein Trend zu sein, Minimalismus ebenso. Beides Techniken bzw. Stilarten, die ihre Wirkung zuweilen erst in Kombination mit einer guten Geschichte entfalten können. 2.456 Illustratoren aus aller Welt hatten ihre Arbeiten eingeschickt, eine Jury hat 87 Künstler für die Ausstellung ausgesucht.

Darunter auch die Deutsche Claudia Boldt, die wir treffen, nachdem sie sich ihre Urkunde für die Teilnahme an der Ausstellung abgeholt hat. Sie hatte sich mit Illustrationen zu einem Bilderbuch beworben, das demnächst beim Verlag Child’s Play erscheinen werden.
Der im Rahmen der Illustratoren-Ausstellung vergebene International Award for Illustration Children’s Book Fair – Fundación SM geht in diesem Jahr an Philip Giordano. Der Italiener nahm die Auszeichnung schüchtern entgegen.

Gastland war in diesem Jahr die Slowakei. Die Organisatoren hatten ein aufwendiges Veranstaltungsprogramm auf die Beine gestellt und interessante Illustratoren zu bieten – einer der bekanntesten bei uns dürfte Dusan Kállay sein. Leider verhinderte die Präsentation – jeder 32 Künstler hatte seinen eigenen „Stand“ – einen Gesamteindruck. Den kann man zu Hause mit dem 232 Seiten starken Katalog „Slovak United Imaginations“ nachholen. 2011 wird Litauen Gastland in Bologna sein.

Am Stand der Literaturagentin Susanne Koppe treffen wir Illustrator Vitali Konstantinov. Und er trifft wiederum einige seiner Studenten von der HAW. Zusammen mit Ikuko Takeuchi hat er einen Wettbewerb gewonnen, der von der Messe anlässlich des 90. Geburtstages und des 30. Todestages Gianni Rodaris (und des 40. Jahrestages seines Gewinns des Hans Christian Andersen Preises) ausgeschrieben wurde.

Die daraus resultierende Ausstellung der Arbeiten von 33 Illustratoren trägt den Namen „La Grammatica delle Figure“ und wurde con der Ginannino Stoppani Cooperativa Culturale kuratiert. Für Editioni EL, Einaudi Ragazzi, Emme Edizioni soll Vitali Konstantinov nun einen Text von Gianni Rodari als Bilderbuch umsetzen. Wir haben uns auch mal am Stand von Einaudi umgesehen und gestaunt, wie viele verschiedene Rodari-Bücher man dort vorrätig hält.

Vitali Konstantinov hat Gianni Rodari illustriert

Rodaris Bücher sind Konstatinov aus seiner Kindheit bestens bekannt: In der Sowjetunion erreichten die Bücher des kommunistischen Italieners hohe Auflagen, zum Beispiel die Geschichte vom Zwiebelchen, in der das Gemüse einen Aufstand gegen das Obst probt.
Nachdem die deutschen Leser sich zuletzt beispielsweise über Konstantinovs Illustrationen zu den Gedichten von Daniil Charms bei Bloomsbury freuen konnten, arbeitet er derzeit an einem Projekt für den Peter Hammer Verlag: „Die Sterne und der Tau“ ist ein Buch mit 120 Experimenten von Jens Soentgen („Selbstdenken“). Außerdem wird beim Verlag La Joire de Lire ein Buch mit Gedichten von Oleg Grigoriev erscheinen, für das Konstantinov Bilder gemacht hat.

Jubel gab es beim Hans Christian Andersen Preis: Jutta Bauer hat ihn für ihr Gesamtwerk als Illustratorin erhalten – und wurde umgehend von einigen Bologna-Messebesuchern angerufen, die ihre Gratulationen übermittelten. Darunter auch Carlo Bernasconi, Chefredakteur des Schweizer Börsenblatts, der am Schweizer Gemeinschaftsstand präsent war. Er hatte bei seiner Arbeit am Kochbuch „La cocina verde“ (Jacoby + Stuart) kennengelernt, denn die Illustratorin des Kochbuchs, Larissa Bertonasco, teilt sich in Hamburg ein Atelier mit Jutta Bauer . Ebenfalls mit dem Hans Christian Andersen Preis wurde der englische Autor David Almond ausgezeichnet. Der Preis besteht aus einer Medaille und einer Urkunde.

Richtig Geld, nämlich umgerechnet rund 540.000 Euro, gibt es für den Astrid Lindgren Memorial Award. Den bekam Kitty Crowther, die Sauerländer vor einigen Jahren mal zu etablieren versuchte. Derzeit ist bei uns nichts lieferbar von der belgischen Künstlerin des Jahrgangs 1970, vielleicht wagt es nun nochmal jemand.

Gesucht: Das besondere Kinderbuch

Das Kinderbuch ist im Zuge des All-Age-Hypes ein wenig in Vergessenheit geraten, das hatte auch unsere Umfrage in deutschsprachigen Lektoraten für das BuchMarkt-Special Junge Zielgruppe im März gezeigt (lesen Sie zu diesem Thema den Artikel „Wie geht’s dem Kinderbuch?“). Dabei lohnt es sich für Buchhändler auch in diesem Herbst, genauer hinzuschauen.

Ein großes, mit Spannung erwartetes Projekt ist „Märchen aus aller Welt“, herausgegeben von Jochen Gelberg mit Bildern von Nikolaus Heidelbach. Beltz & Gelberg hatte am Messestand erste Kopien der Bilder parat, die die Vorfreude erhöhen. Außerdem macht Beltz & Gelberg mit Wieland Freunds Figur „Törtel“ weiter, im Herbst gibt es einen zweiten Band. Und auf einen neuen Peter Härtling darf man sich freuen, die Weinheimer bringen „Paul das Hauskind“ für Kinder ab 10 – darin kümmert sich ein ganzes Haus um Paul.

Bei Gerstenberg ist eine von Christine Knödler herausgegebene Anthologie mit Bildern von Linda Wolfsgruber angekündigt: „Sonnenschein und Sternenschimmer“ und ein neues Buch von Lili Thal, „Joran Nordwind“.

Nina Blazon legt im Ravensburger Buchverlag ein Kinderbuch mit dem Titel „Polina“ vor, darin bringt ein rumänisches Aupair-Mädchen eine deutsche Familie mit verwöhnten Kindern auf Trab.

Für arsEdition ist einer der Spitzentitel Holly Webbs „Rose und das Geheimnis des Alchimisten“ – für Mädchen ab 9, spielt in London. Außerdem haben die Münchner ein Buch aus Australien eingekauft, Alan Sunderlands „Inspektor Octavius und die Käseexplosion“. Und Fischer Schatzinsel hat Ali Sparkes mit „Zeitsprung ins Jetzt“ für Kinder ab 10 im Programm.

Thienemann-Programmleiter Stefan Wendel arbeitet weiter an der Profilierung der drei Verlagsmarken Thienemann, Planet Girl und Gabriel, wobei Thienemann als Autorenverlag positioniert werden soll. Dabei helfen könnte ein neues Buch von Joachim Friedrich, „Merlin Cooper und der Geheimbund“ eine Abenteuer-Geschichte für Kinder ab 11.

Katharina Braun hält in Bologna bereits Ausschau nach Projekten für ihren neuen Job als Teamleiterin von Egmont Schneiderbuch, den sie zum 1. Mai antreten wird. Dann soll unter dem Egmont-Dach auch eine neue Kinderbuchmarke entstehen, verrät sie uns vorab. Unterstützt wird sie von Paula Peretti, der langjährigen Programmleiterin von Sauerländer, die sich in Köln mit einer Agentur für internationale Kinderliteratur selbständig gemacht hat.

Als „book of the fair“ schließlich bezeichnet der Bookseller „The Emerald Atlas“ von John Stephens. Es ist das erste Buch in der „Books of Beginning“-Trilogie und es handelt sich um – „fantasy for pre-teen readers“. Harper Collins hat den Zuschlag in England und Australien bekommen, Knopf für Amerika, außerdem Longanesi (Italien), Capellendamm (Norwegen), Van Goor (Niederlande) und Random House für Deutschland. Agentin Cecilia de la Campa von Writers House erklärte dem Bookseller, viele Verleger hätten ein schönes Buch für Kinder gesucht, denn der Markt sei dominiert von trendgesteuerten Romanen für Junge Erwachsene. Kommt uns bekannt vor.

Jugendbuch, All Age und die Suche nach dem neuen Trend

Klar, dass das Jugendbuch weiterhin die großen Bestseller in der Sparte Kinder- und Jugendbuch hervorbringt. Weshalb auch Kollegen aus der Belletristik nach Bologna gekommen sind, um Ausschau zu halten nach All Age-Romanen – dazu später mehr.

Vielleicht kann man es einen All-Age-Titel nennen, wenn Stefanie Harjes Franz Kafka illustriert. Zu erwarten ist aber einfach ein besonderes Buch, ein Herzensprojekt von Lektorin Ulrike Metzger, die inzwischen Programmgeschäftsführerin des Ravensburger Buchverlags ist. Beide haben sich immer wieder intensiv und gerne mit Kafka auseinandergesetzt, so dass nach einem Weltliteraturbuch und einem mit klassischen Sagen die Idee entstand, den Dichter aus Prag in Bilder umzusetzen. Man darf gespannt sein auf das neue Buch der Illustratorin, die für „Wenn ich das 7. Geißlein wär’“ von Karla Schneider bei Boje für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert ist (lesen Sie auch unseren BuchMarkt-Dialog zwischen Stefanie Harjes und Hinstorff-Lektor Thomas Gallien im Special Junge Zielgruppe in der März-Ausgabe).

Übersetzer Uwe-Michael Gutzschhahn und Thienemann-Programmleiter Stefan Wendel

Stefan Wendel freut sich auf den neuen Roman von Michael Borlik. „Nox“ (Thienemann) ist Urban Fantasy. Und mit „Dieser eine Moment“ habe Thienemann einen ganz besonderen Liebesroman von Christoph Wortberg im Programm.

Christine Nöstlinger meldet sich mit einem Jugendbuch zurück. Das Kinderbuch „Das Gruselwusel“ hat dem Residenz Verlag bereits viel Freude gemacht, nun schwärmt Programmleiterin Cornelia Hladej von „Lumpenloretta“, einer Geschichte, in der es um eine Freundschaft und um ein vernachlässigtes Kind geht.

„Splitterherz“ von Bettina Belitz läuft und läuft bei script 5, freut sich Agentin Michaela Hanauer. Im Herbst legt die Autorin im selben Verlag den Psychothriller „Dorfbeben“ vor. Auch Gerd Ruebenstrunk steht bei der Agentur Hanauer unter Vertrag, Ulrike Hübner, bei arsEdition Programmleiterin Erzählendes Kinderbuch, freut sich über den Erfolg des ersten Bandes „Arthur und die Vergessenen Bücher“, dem im Herbst „Arthur und der Botschafter der Schatten“ folgen wird.

Bei Beltz & Gelberg kündigt Verlagsleiterin Petra Albers „Tricks für Lea“ an, ein Buch, das als Leseexemplar verschickt wird. Der Autor oder die Autorin jedoch soll von den Buchhändlerinnen erraten werden.

Das große Thema im Dressler Verlag wird Reckless von Cornelia Funke sein. Die Autorin war nach Bologna angereist, um ihre internationalen Verleger an einen Tisch zu bitten.

Und was hat man im Ausland eingekauft? Vor drei Jahren hatten wir aus Bologna von John Boynes „Der Junge im gestreiften Pyjama“ berichtet. Damals hatte Fischer Schatzinsel die Rechte an dem viel diskutierten Buch bereits ersteigert und bereitete die Publikation vor. Nun bringen die Frankfurter eine von Ginanni de Como illustrierte Ausgabe des Buchs in der „Reihe mit dem Blauen Band“.

Ravensburger bringt eine Lizenz von Scholastic: Judy Blundells „Die Lügen, die wir erzählten“, übersetzt von Mirjam Pressler, ist eine Coming-of-Age-Geschichte, die im Amerika der 40er Jahre spielt, im Mittelpunkt steht ein 14-jähriges Mädchen, es geht um Schuld und schmutziges Geld aus NS-Verbrechen. Außerdem bei Ravensburger: Laurie Halse Andersons „Wintergirls“, übersetzt von Saala Naoura, laut Ulrike Metzger ein literarisches Buch aus der Ich-Perspektive, in dem es um Magersucht mit all ihren Tricks der Geheimhaltung geht. Und mit Kathryn Laskys „Eulenritter von Ga’hoole“ haben die Ravensburger auch Tierfantasy an Bord, im Oktober startet ein Kinofilm auf Basis des Buches.

Loewe/script 5-Lizenz- und Pressefrau Jeanette Hammerschmidt freut sich, dass ihr Verlag den Zuschlag für Maggie Stiefvaters „Shiver“ bekommen hat, auf Deutsch wird der erste Band „Nach dem Sommer“ heißen und bei script 5 erscheinen. Der Titel, der auf der U4 des Bologna-Aussteller-Katalogs beworben wurde, handelt von einem Mann, der zuweilen ein Wolf ist, eine Liebesgeschichte für Meyer-Leserinnen, für die derzeit ein Cover-Voting auf lizzy.net läuft.

Bei arsEdition setzt man auf Jason Lethcoe: In „Der mysteriöse Mr. Spines“ – eine Trilogie – spielen Engel und Mythologie eine Rolle, es geht philosophisch-fantastisch zu, aber ohne religiöse Zusammenhänge, wie Ulrike Hübner betont. Der Trend im Jugendbuch sei ganz klar Fantasy plus Romantik-Faktor, oft mit Engeln und Feen. „Der Grundtrend hat sich also nicht verändert, er verschiebt sich nur in Nuancen.“

Bei Boje wird es einen zweiten Band von Opus-Autor Andreas Gößling geben, bei Bloomsbury erscheint Jeanette Wintersons „Der Alchemist von London“ und ein Pop-Art-Roman aus Australien, Simone Howells „Kunst, Baby“.

Fischer Schatzinsel-Programmleiterin Eva Kutter berichtet, dass das Label FJB weiter ausgebaut wird, im Herbst tritt man mit eigener Vorschau auf. Das Programm wird von allen Lektoraten der S. Fischer Verlage bestückt und ist offen für alle Genres – also kein Fantasy-Label. Sechs bis acht Titel pro Programm steuert man künftig an, es geht weiter mit einem neuen Zafón sowie einem weiteren „House of Night“-Band.

Gespannt sein darf man auf das neue Buch von Beate Teresa Hanika, das bei FJB erscheint: „Erzähl mir von der Liebe“ kommt im Juli – es geht um eine Model-Karriere. Die für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierte Beate Teresa Hanika springt damit aber nicht auf den Zug der derzeit angesagten Casting-Shows auf – die Autorin war früher selber Model. Außerdem wird es bei FJB einen historischen Roman von Meg Rosoff geben.

Und auch das war in Bologna zu erfahren: Aufbau steigt ins Erzählende Kinder- und Jugendbuch ein. Ab Herbst 2010 sollen jährlich ca. acht Titel für die Zielgruppe ab zehn Jahren erscheinen. Spitzentitel des ersten Programms wird „Urbat – Die dunkle Gabe“, Werwolf-Fantasy von Bree DeSpain ab zwölf Jahren. Außerdem im Startprogramm vertreten: Sarah Zarr mit „Zicke“, Kilian Leypold mit der Abenteuergeschichte „Tiger im Netz“ sowie David Walliams (Illustrationen: Quentin Blake) mit „Kicker im Kleid“. Als Außenlektorin unterstützt Stefanie Schnürer die Programmleiterin Heike Clemens, die auch das seit zehn Jahren bestehende Bilderbuchprogramm bei Aufbau weiterführen wird – in diesem Herbst endlich mit der seit zwei Jahren erwarteten von Klaus Ensikat illustrierten Geschichte „Die Leihgabe“ von Wolfdietrich Schnurre. Wir glauben es erst, wenn wir es sehen.

Argentinisches

So entspannt können Lizenzgeschäfte aussehen: Mladen Jandrlic, Agentur books&rights, Heike Clemens, Programmleitung Aufbau Bilder-, Kinder- und Jugendbuch

Und eine Lizenz aus dem Argentinischen wird es bei Aufbau geben – im Oktober ist Argentinien Gastland auf der Frankfurter Buchmesse: „El secreto de familia“ von Isol wird auf Deutsch den Titel „Wie siehst du denn aus?“ tragen. Vermittelt wurde das wirklich witzige Bilderbuch von Mladen Jandrlic, Agentur books&rights.

books&rights vertritt auch den argentinischen Verlag El pequeño editor, in dem es u.a. ein weiteres Bilderbuch von Isol gibt: „Pantuflas de perrito“ (Text: Jorge Luján mit Unterstützung lateinamerikanischer Kinder).

Fischer Schatzinsel bringt im Herbst ein argentinisches Bilderbuch nach einem Text von Jorge Bucay, illustriert von Gusti. Und bei Carlsen erscheint ein Jugendbuch aus Argentinien mit dem wohl längsten Untertitel in diesem Herbst: „Ist das Leben eine Abfolge einzelner Punkte? Oder gibt es eine geheimnisvolle gerade Linie, die meinen Vater mit der Musik, dem Kung-Fu, dem Zug der guten Laune, dem Regen, der sich ankündigt, und allen anderen Dingen im Universum verbindet?“ Der Autor ist Martin Blasco.

Am deutschen Gemeinschaftsstand

Apropos Frankfurter Buchmesse: Sie hat auch in diesem Jahr den deutschen Gemeinschaftstand organisiert und in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj) betreut. 27 deutschsprachige Verlage haben sich auf 120 Quadratmetern präsentiert. Gioia Russo freut sich über eine gute Wahrnehmung des Standes, und Bärbel Becker war sehr zufrieden mit dem von ihr organisierten 4. Quick Rights Seminar, das am Vortag der

Freuen sich über den Erfolg des Quick Rights-Seminars: Bärbel Becker, Susanne Koppe (v.l.)

Bologna Messe stattfand. 29 Teilnehmer aus Ländern von Ägypten bis Neuseeland ließen sich von Ed Glover und Susanne Koppe Anregungen und Tipps für das Lizenzgeschäft geben. Derzeit arbeitet die Frankfurter Buchmesse übrigens am deutschen Gastlandauftritt in Göteborg und Minsk 2011, auch mit Guadalajara gibt es Verhandlungen, verriet Bärbel Becker. Hier geht’s zu ihrem Blog: http://www.buchmesse.de/de/blog/auslandsblog/category/italien/bologna/.

Margit Müller, die als Geschäftsführerin der avj den deutschen Gemeinschaftstand betreute, war am Ende der Messe insgesamt zwei Wochen unterwegs gewesen. Denn nach der Leipziger Buchmesse, auf der sie den Stand der avj betreut hatte, ging es direkt nach Italien weiter. Hut ab für die gute Performance.

Weiterhin Klagen übers Sachbuch

Auch die Performance des Kinder- und Jugendsachbuchs kann sich sehen lassen. Über die Verkaufszahlen hingegen hört man viele Klagen. „Die Zeit der konfektionierenden Reihen ist vorbei“, meint Daniela Filthaut. „Man muss das Sachbuch begehrlicher machen, damit die schnelle Info aus dem Netz keine Konkurrenz mehr darstellt.“

Bei Gerstenberg versucht man es im Herbst mit einem neuen Haus-Sachbuch über die Kelten. Loewe führt die Reihe besonderer Sachbücher mit vielen Effekten mit dem Thema Napoleon fort. Beltz & Gelberg bringt ein Konzept von Anke M. Leitzgen: „Entdecke deine Stadt“ soll Kindern ihre Umgebung mit all ihren Möglichkeiten eröffnen. Und Axel Brüggemann erzählt „Die andere Geschichte der Musik“ bei Beltz & Gelberg.

Boje setzt die Reihe „Philosophieren mit neugierigen Kindern“ von Oscar Brenifier mit den Bänden „Leben …“, „Gefühle …“ und „Freiheit – Was ist das?“ fort, Loewe startet mit „Wissen mit ah“ eine neue Reihe für Kinder ab 8, basierend auf der gleichnamigen TV-Reihe.

Und etwas ganz Besonderes kann auch Monika Osberghaus mit ersten Farbkopien vorstellen: „Hand in Hand die Welt begreifen“ ist ein „Gebärdenwörterbuch für alle“. Die Leiterin von Klett Kinderbuch hatte das Konzept vor drei Jahren in Bologna bei einem norwegischen Verlag entdeckt. Leider erwies es sich als unübersetzbar, so dass nur das Konzept gekauft wurde und das Buch völlig neu entstand. Auf rund 200 Seiten werden etwa 2.000 Vokabeln dargestellt. Andreas Costrau aus Berlin hat sie gebärdet, die Leipziger Illustratorin Susann Hesse-Barth hat sie in Bilder umgesetzt. Zweieinhalb Jahre hat man an dem Buch gearbeitet, das wiederum keine Lizenzerlöse abwerfen wird. Dafür ist es auch ein Spaßbuch für hörende Kinder und ein Projekt, das in seiner Einzigartigkeit einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürfte.

Gespannt sein darf man auch auf die Produkt-Innovation von Ravensburger: Für Ulrike Metzger ist eines der großen Themen „tip toy“, ein elektronischer Stift, mit dem sich ab Herbst vier „Wieso Weshalb Warum“-Bände multimedial entfalten werden. Fährt man mit diesem Stift über die ins Buch integrierten Chips, erklingen Zusatzinformationen, Spiele und andere Soundeffekte. Wichtig sei ihr, so Ulrike Metzger, dass dieses Spielzeug keine Aufforderung an die Erwachsenen sei, Kinder mit einem Buch allein zu lassen, sondern vielmehr eine Einladung, gemeinsam damit zu spielen.

Über was man sonst so sprach

Die Belletristen kaufen jetzt auch Kinderbücher ein und machen die Preise kaputt. Pfui. Das war ein Thema, das auf den Gängen der Halle 30 der Bologna-Messe in diesem Jahr oft diskutiert wurde. Die Erfolge der vergangenen Jahre mit den sogenannten All Age-Titeln haben die Belletristen dazu veranlasst, sich in die Schatzkammer der Kinder- und Jugendbuchverlage zu begeben. Ist ja auch schön in Bologna.

Belletristen können für Lizenzen mehr Geld bieten als Kinder- und Jugendbuchverlage, die mit traditionell niedrigeren Ladenpreisen kalkulieren müssen. Bleibt die Frage, ob diese Konkurrenz nicht einfach mit Gelassenheit betrachtet werden kann.

Denn der Diskussionsstand vieler Kinder- und Jugendbuchverlage ist schon wieder ein anderer als jener, der bei den Belletristen zu vermuten ist. Der Glaube an All-Age-Bücher vom Reißbrett schwindet in der Kinder- und Jugendbuchszene, die Einsicht, dass wieder mehr ins Kinderbuch investiert werden muss, scheint sich durchzusetzen. Mit dem vermeintlichen Abschöpfen von teuer bezahlten Sahnehäubchen wird es also nicht getan sein. Me-too-Produkte gibt es innerhalb der Kinder- und Jugendbuchszene bereits genügend.

Ulrike Metzger meint: „Wir wollen uns wieder mehr auf Einzeltitel konzentrieren und das klassische Kinderbuch.“ Und Stefan Wendel erklärt: Wir müssen als Verlage Autoren, die sich einen Draht zu ihrer eigenen Kindheit bewahrt haben, dazu ermutigen, Kinderbücher zu schreiben. Und dann müssen wir als Verlage natürlich auch etwas dafür tun, dass diese Bücher nicht untergehen.“

Die Chancen, dass sich die Kinder- und Jugendbuchbranche weiterhin gut entwickelt, stehen doch erst einmal gut. Zum einen – das zeigt Bologna in besonderem Maße – weil es hier trotz Konkurrenzdenkens immer noch rege Diskussionen unter Kollegen gibt. Zum anderen, weil die literarischen Qualitäten dieses Marktes – und die Schwierigkeiten, ein gutes Kinderbuch zu schreiben – nach wie vor von vielen unterschätzt werden und man in diesem vermeintlichen Schattendasein in Ruhe seine Erfolge genießen kann.

Im heute erschienenen SPIEGEL beispielsweise erklärt Michael Naumann in einem Interview über das Endes seines Vertrages als Mitherausgeber der „Anderen Bibliothek“, dass es für die Art Bücher, die er verlegt hat, keine empirisch anzielbare Konsumentengruppe und keine ihm bekannte Marktforschung gebe. „Mit folgenden Ausnahmen: Schulbücher, Kinderbücher und Sachbücher im Bereich Lebensberatung. Hier können gezielt geplant erfolgreiche Bücher gemacht werden. In der Belletristik und im historischen Metier wird es so etwas niemals geben. Das ist reine Marketing-Ideologie. Wenn es ein solches Rezept gäbe, ginge ich zurück ins Verlagsgeschäft und würde Millionär.“

Seien wir also gespannt auf die kommenden „gezielt geplant erfolgreichen“ Kinderbücher. Wie man die macht? „Das habe ich mir nicht behalten“, würde Andreas Steinhöfels Rico sagen. Mann, Mann, Mann.

Bologna zum Ausmalen

Das entdecken auch die Schulkinder

Wer jetzt in den Vertreterkonferenzen sitzt oder über den neuen großen Bestseller sinniert, hat sich hoffentlich das schöne Ausmalbuch von Joëlle Jolivet aus Bologna mitgenommen: „Bologna a testa in su“ ist ein Projekt der Bolibri (Bologna Città dei Libri per Ragazzi), einer Veranstaltungsreihe für Kinder, die parallel zur Messe lief. Jedes Jahr wird ein anderer Künstler gebeten, die Stadt für die Bolibri in Illustrationen umzusetzen.

Jolivets Bilder sind in der Sala Borsa, der wunderschönen Bibliothek an der Piazza Maggiore, ausgestellt, das Malbuch wird kostenlos abgegeben. Und als wir am letzten Messetag noch einmal Gelegenheit haben, zur Piazza zu laufen, in die schöne Kinderbuchhandlung zu gehen – wo „De Boomhut“ inzwischen ausverkauft ist – und die temporäre Buchhandlung der Bolibri in einem der angrenzenden Palazzi zu entdecken, da begegnen uns jede Menge Schulklassen. Nach vier turbulenten Tagen auf der kinderfreien Fachmesse eine schöne Erinnerung, für wen all die Bücher eigentlich gemacht werden.

Wir freuen uns auf Bologna 2011!

Susanna Wengeler

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