Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – November 2023

Uwe Kalkowski

Es ist Ende November 2023 und in diesem Netzrückblick mit frischen Fundstücken aus den Literaturblogs geht es – nicht nur, aber vor allem – um Buchtipps; um Buchbesprechungen, die mir in den letzten vier Wochen aufgefallen sind; egal ob es sich um Neuerscheinungen oder Backlisttitel handelt. Gedacht natürlich auch als Geschenktipps, denn die Zeit der Weihnachtseinkäufe beginnt.

Der Roman »Sturz in die Sonne« von Charles Ferdinand Ramuz ist eine dystopische Geschichte über den Klimawandel. Das Besondere: Erschienen ist das Buch im Jahr 1922; ein Jahrhundert später hat sich die Welt dramatisch gewandelt, was die Neuauflage aus dem Limmat Verlag umso lesenswerter macht. Durch die Rezension im Blog Atalantes Historien bin ich auf das Buch aufmerksam geworden.

In ihrem Blog stellt Birgit Böllinger ein spannendes Buchprojekt vor: Im Band »Dichten gegen das Vergessen«, erschienen im Zytglogge Verlag, porträtiert die Herausgeberin Denise Buser zwölf Dichterinnen aus verschiedenen Zeiten und Weltregionen, die sich »für ihre künstlerische Berufung gegen zahlreiche Widerstände und Hindernisse durchsetzen mussten.« Passend dazu sei an dieser Stelle noch einmal auf den Sammelband »Prosaische Passionen« aus dem Manesse Verlag hingewiesen.

Stefan Härtel schreibt im Blog Bookster HRO über den Roman »Der Vorweiner« von Bov Bjerg, eine bitterböse, dystopische Gesellschaftsstudie. Muss ich lesen.

Auf ihrem Booktube-Kanal Buchgeschichten empfiehlt Ilke Sayan dreizehn Klassiker für die dunkle Zeit. Und weckt große Neugier auf die vorgestellten Werke. Und um beim Thema zu bleiben: Im Blog Bücherbriefe gibt es eine feinen Ausblick auf Klassikerausgaben, die in den Verlagsprogrammen des Frühjahrs 2024 enthalten sind.

Im Blog Buch-Haltung stellt Marius Müller den neuen Krimi aus der Kenzie & Gennaro-Reihe von Dennis Lehane vor. Voll des Lobes für den Roman bemängelt er gleichzeitig, dass der Diogenes Verlag innerhalb der Reihe nun bereits zum dritten Mal die Bandgestaltung geändert hat.

»Das Geschäft der Toten« von Alain Mabackou ist ein Roman, der von der Idee her etwas an »Die Toten von Spoon River« von Edgar Lee oder an »Das Feld« von Robert Seethaler erinnert. Und doch ganz anders ist, vor allem, weil er uns Leser auf eine literarische Reise in den Kongo schickt. Bettina Schnerr hat das Buch in ihrem Blog Bleisatz besprochen.

Den vor einigen Jahren erschienenen Roman »Männer mit Erfahrung« von Castle Freeman mochte ich sehr und habe mich deshalb über die gelungene Besprechung im Blog Feiner reiner Buchstoff gefreut. Ein Zitat daraus: »Manchmal muss man etwas durchziehen – und dabei ehrlich bleiben. Ehrlich in dem Sinn, dass das was man tut, vielleicht nicht unbedingt besser ist, als das was das Gegenüber getan hat. Man hat den Kampf nicht begonnen, aber man beendet ihn – koste es, was es wolle.« 

Im Blog e-script gab es in den letzten Wochen eine Art T. C. Boyle-Retrospektive. Sehr lesenswert; als Beispiel sei hier der Text über den Boyle-Klassiker »World’s End« genannt.

Constanze Matthes rezensiert im Blog Zeichen & Zeiten den Roman »Bin das noch ich« von Stefan Moster. Eine Besprechung, die sehr neugierig macht auf das Buch, zumal mich »Alleingang« seinerzeit sehr begeistert hat.

In meinem Blog Kaffeehaussitzer stelle ich den Roman »Der eiserne Marquis« von Thomas Willmann vor. Dieses Buch ist Kopfkino vom Allerfeinsten, daher habe ich mich an einer Art Kopfkinotrailer versucht.

Sachbuchbloggerin Petra Wiemann ist in der Jury zum Wissensbuch des Jahres tätig. In ihrem Blog Elementares Lesen präsentiert sie die Werke, die 2023 diese Auszeichnung erhalten haben.

Die Literaturbloggerinnen Petra Reich und Alexandra Stiller haben die Autorin Stephanie Bart und den Autor Deniz Utlu interviewt – sie waren zwei der Nominierten für den Bayerischen Buchpreis 2023 in der Kategorie Belletristik (Deniz Utlu hat ihn für seinen Roman »Vaters Meer« erhalten).

Der Blog Horatio-Bücher existiert seit zwei Jahren; aus diesem Anlass hat sich Jörg Liesegang ein paar Gedanken zu seinem Selbstverständnis als Literaturblogger gemacht. Gedanken, die ich komplett so unterschreibe  – und daher mit dieser Leseempfehlung den Netzrückblick November 2023 beenden möchte.

Der letzte Monat des Jahres liegt vor uns und ich wünsche uns eine schöne Vorweihnachtszeit. Trotz allem.

Uwe Kalkowski ist seit 30 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit August 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag in Köln. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse und stellt in der monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« auf buchmarkt.de lesenswerte Fundstücke aus den unterschiedlichsten Literaturblogs vor. »Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben«, wie er sagt.

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