Kupido lädt zum Sommerfest ein So ist die Independent-Buchhandlung Kupido angelaufen

Frank Henseleit (Übersetzer und Verleger des Kupido-Verlages) und Carsten Pfeiffer (Vertriebler und Mitgesellschafter des Verlags Das Kulturelle Gedächtnis) sind Gründer der Buchhandlung für Independent-Verlage Kupido in Köln. BuchMarkt berichtete über den Start und hat nachgefragt: Wie ist es angelaufen und wie geht es weiter?

BuchMarkt: Welche Reaktionen habt ihr nach eurer Gründung erhalten?

Carsten Pfeiffer: Es gab sehr viele und ausschließlich positive Rückmeldungen, großen Beteiligungswillen, großes Interesse am Projekt, aber auch viele Fragen. Das Interview im BuchMarkt hat viel Interesse geweckt! Das Interesse und die Akzeptanz motivieren ungemein. Leider musste ich auch einigen Verlagen absagen.

BuchMarkt: Gibt es auch Vorbehalte, negative Reaktionen?

Frank Henseleit: Die gibt es tatsächlich auch, leider. Manchmal aus Gründen der Bitte um die Einmal-Anschub-Kostenbeteiligung à la „Wir glauben nicht, 120 Euro in 2 Jahren ammortisieren zu können!“. Als Verleger halte ich dieses Argument eher für etwas vorgeschoben: Jeder Verlag investiert in jedes neue Buch, bei dem er nicht sicher sein kann, ob es sich amortisiert, ein Vielfaches. Jede Mini-Anzeige, jeder Buchmessenstand kostet mehr. Aber die Entscheidung ist ja jedem Verlag selbst überlassen.

Carsten Pfeiffer: In wenigen Fällen raten wohl auch einzelne wenige Verlagsvertreter:innen den Verlagen von einer Beteiligung ab. Das ist kurios! Denn A.) Wir wollen aktiv mit Verlagsvertreter:nnen zusammenarbeiten, die Türen sind weit offen. Die Entscheidung darüber liegt aber bei den beteligten Verlagen. B.) Wir machen mit 95 Prozent unseres „Sortiments“ dem etablierten Buchhandel in Köln gar keine Konkurrenz – Diese Buchhandlungen generieren wiederum wohl 95 Prozent ihres Umsatzes eher nicht mit Independent Verlagen. C.) Am Beispiel des Verlagsdas Kulturelle Gedächtnis: Unsere sehr engagierten, tollen Vertreter:nnen können „im Durchschnitt“ (!) vielleicht je Saison 3-4 Titel im stationären Buchhandel platzieren – und das ist dann schon sehr gut. Backlist fällt weithin leider oft flach, wenige Longseller wie unsere Wunderkammern ausgenommen“.
Wir verstehen jede (!) Buchhandlung, die sich an Flächenrentabilität und Lagerumschlagsgeschwindigkeit orientiert, die aus 70.000 Novitäten/Jahr auswählen muss. Das ist völlig und absolut legitim. D.) Das darf doch aber kein Hinderungsgrund dafür sein, dass Independent Verlage mit diesem Pilot-Projekt selbst den Weg zur breiteren öffentlichen Wahrnehmung beim Kunden suchen. Die gerne 40 Titel statt 3 oder 4 „zeigen“ wollen. Viele Buchhandlungen kämpfen tapfer ums Überleben, vielen Independent-Verlagen geht es aber nicht anders. E.) Nicht zuletzt fehlt mir eine gewisse Logik in den wenigen ablehnenden Vertreter-Argumentationen! Erfreulicherweise werden ja immer wieder mal auch neue Buchhandlungen gegründet! Nicht selten an Standorten, an denen es auch schon eine etablierte Buchhandlung gibt. Ich habe in 37 Jahren Branchenerfahrung noch nie erlebt, dass Vertreter:nnen abgelehnt haben, eine Neugründung X zu besuchen, weil es der etablierten Buchhandlung Y in 2 Kilometer Enrfernung schaden könnte. Oder die Ihren Verlage geraten hätten, Neugründung X deshalb nicht zu beliefern…

BuchMarkt: Wie fällt euer Zwischenfazit also aus?

Frank Henseleit: Wir liegen gut im Plan. Die GmbH ist in Gündung, die erheblichen Eigenmittel von Carsten und mir stehen bereit, die Raümlickeiten sind vorhanden, die Ladenbauer beauftragt. Und wir denken langsam an Veranstaltungsplanungen für den Herbst.
ABER: Im „offiziellen Crowdfunding“ hängen wir noch hinterher. Das „Crowdfunding“ ist deshalb wichtig, weil am Erfolg des „Crowdfunding“ die Zusage eines zinsgünstigen Förderdarlehens der Förderbank NRW hängt.

Am 28. Juli (15-22 Uhr) findet daher unser „Paella-Crowdfunding-Party“ im Patio der geplanten Buchhandlung statt, mit Live-Musik, Paella, Getränken, Poesie und einem Büchertisch. Wir laden hiermit alle Branchenkolleg:innen herzich dazu ein, unser Sommerfest zu besuchen. Und wer nicht kommen kann, aber zum „Crowdfunding“ beitragen will, ist dazu ebenfalls herzlich eingeladen. Jeder Euro hilft.

Carsten Pfeiffer: Wir haben inzwischen über 80 Verlage für die Teilnahme gewinnen können, 85 Prozent der Fläche sind belegt. Um einge Unentschlossene werben wir noch aktiv. Anfragen bitte gerne weiterhin an carstenpfeiffer@web.de

BuchMarkt: Wo liegen Eure inhaltlichen Schwerpunkte im Sortiment – und was wird ausgeschlossen?

Frank Henseleit: Unser Schwerpunkt liegt klar auf Belletristik und Essayistik, bei Prosa und Poesie. Auch Exil und Judaica gehören zu den Schwerpunkten. Viele Independent-Verlage haben ja auch gemischte Pogramme mit Kinderbuch, Theater, Kunst/Design, Kulinarik, tollen Krimis, feministischer Literatur und Philosophie. Und viel Literatur aus nicht-europäischen Sprachen, die es zu entedecken gibt!

Carsten Pfeiffer: Wir verstehen uns ja als reine Independent-Buchhandlung. Diesen Verlagen wollen wir in ihrer ganzen Vielfalt, entsprechend den von Frank oben genannten Schwerpunkten, eine Präsentationsfläche und einen Veranstaltungsort geben. Ausgenommen sind die großen konzerngebundenen oder auch unabhängigen Publikumsverlage wie Hanser, Rowohlt, S. Fischer, Ullstein, Piper, HoCa, KiWi. Nicht, weil wir diese Verlage nicht lieben und schätzen, im Gegenteil. Sondern nur, weil diese Verlage keine „zusätzliche“ Sichtbarkeit brauchen. Ausgenommen haben wir aber auch ganze „Warengruppen“ wie Horror & Fantasy, Esoterik, Schulbuch, Sprachen, Lexika und Nachschlagewerke, Comic und Manga, Reiseführer, Medizin und Jura etc. Sonst bräuchten wir mindestestens doppelt so viel Fläche.
Daher stehen wir mit sicherlich 95% unseres Sortiments auch nicht in Konkurrenz zum etablierten Buchhandel in Köln. Und umgekehrt.

Zum Crowdfunding geht es hier.

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