Dr. Dubravka Hindelang über den Hanser Fachverlag, der mit seinem technisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkt auch international erfolgreich unterwegs ist: „Das gedruckte Buch steht im Mittelpunkt unseres Programms“

Hanser ist ein klangvoller Name in der deutschen Verlagsszene – nicht nur als Spezialist für große Literatur, sondern auch und vor allem als digitaler Partner für technisches Fachwissen. 1928 in München von Carl Hanser gegründet und von Beginn an bis heute in Familienbesitz, ruht der Verlag dabei auf zwei Säulen: dem traditionsreichen technischen Fachverlag mit industriellen Praxisbezug sowie dem Literaturverlag mit hohem inhaltlichen Anspruch. Während der Literaturverlag mit den Marken Hanser, Hanser Berlin, hanserblau und Zsolnay als verlegerische Heimat von 17 Literaturnobelpreisträgern mit Gegenwartsliteratur und Klassikerausgaben, ambitionierten Sachbüchern sowie Kinder- und Jugendbüchern eine tragende Rolle im deutschsprachigen Literaturbetrieb einnimmt, spielt der Hanser Fachverlag ganz vorn in der ersten Liga der größten deutschen technisch-naturwissenschaftlichen Fachverlage und ist auch international überaus erfolgreich unterwegs. Wir sprachen für das Special Fachinformation/Loseblatt/E-Content (August-BuchMarkt) mit der Vertriebsleiterin Fachbuch, Dr. Dubravka Hindelang:

Vertriebsleiterin Dr. Dubrava Hindelang mit Michael Justus, Verlagsleitung Fachbuch & Business Development: „Als Fachbuchverlag zunehmend auf Direktvertrieb zu setzen, halten wir allein schon deshalb für keine gute Idee, weil es den Bedürfnissen der meisten Kundinnen und Kunden widerspricht“

BuchMarkt: Führen die Verlängerung analoger Inhalte in die digitale Welt und die Forcierung des hybriden Lernens und Unterrichtens nicht zu einem Bedeutungsverlust des für den stationären Buchhandel maßgeblichen analogen Lehr- und Fachbuches?

Dr. Dubravka Hindelang: Wir hoffen zuversichtlich, dass gedruckte Lehr- und Fachbücher nicht nur überleben, sondern auch künftig eine zentrale Rolle bei der Wissensvermittlung spielen werden. Dafür tun wir alles, was wir können – insbesondere, indem wir den hohen Standard unserer Bücher ständig weiterentwickeln, z.B. durch die Arbeit an einem lernfreundlichen Layout oder den Einsatz von Farbe. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass nachhaltiges Lernen besonders gut mit der Lektüre gedruckter Bücher gelingt. Das gedruckte Buch ist und bleibt eine geniale, durch nichts völlig zu ersetzende Erfindung, die auf absehbare Zeit im Mittelpunkt unseres Programms stehen wird.

Auf der Website des Hanser Fachbuchs findet sich allerdings kein Hinweis darauf, dass die Titel auch über den stationären Buchhandel erworben werden können. Ist die Klage mancher BuchhändlerInnen, die Fachverlage würden zunehmend auf den Direktvertrieb setzen, aus Ihrer Sich nachvollziehbar?

Dass die Titel des Hanser Fachbuch Verlags über das stationäre Sortiment erworben werden können, erscheint uns so selbstverständlich, dass wir geglaubt haben, ein solcher Hinweis erübrige sich. Aber vielleicht liegen wir damit inzwischen falsch, und ein Hinweis wäre tatsächlich angebracht.  Als Fachbuchverlag zunehmend auf Direktvertrieb zu setzen, halten wir allein schon deshalb für keine gute Idee, weil es den Bedürfnissen der meisten Kundinnen und Kunden widerspricht.

Inwiefern?

Weil sich die wenigsten Fachbuchinteressierten von unterschiedlichen Verlagen beliefern lassen möchten, sondern den Service einer Belieferung aus einer Hand vorziehen. Dem tragen wir – und viele andere Fachbuchverlage – Rechnung. Ein eigener Webshop gehört, vor allem auch aus Sicht von AutorInnen, zum Serviceangebot eines Verlags zwar einfach dazu, aber der damit realisierte Umsatzanteil ist minimal. Gerade bei mittelgroßen Fachverlagen ist der Direktumsatz im Laufe der Jahre nicht gewachsen, sondern deutlich zurückgegangen – insbesondere im Loseblattgeschäft.

Was würden Sie sich andererseits vom Buchhandel wünschen?

Die Zeiten einer umfangreichen Bevorratung von Fachbüchern im stationären Sortiment sind vorbei. Wünschen würden wir uns aber ein aktives Engagement für das sicherlich serviceintensive, aber auch nachhaltige Rechnungsgeschäft vor Ort. Das gilt nicht nur für gedruckte Bücher, sondern auch für digitale Verlagsprodukte. Wir denken dabei insbesondere an Angebote für kleinere und mittelständische Unternehmen wie z.B. unsere im Herbst erscheinende Qualitätsmanagement-Software „QM eSolution“, die sich insbesondere an kleinere Unternehmen richtet.

Gibt es da auch Schulungsangebote für Buchhändler?

Für den Hanser eCampus haben wir bereits Webinare für den Buchhandel durchgeführt. Gern werden wir das bei Bedarf auch in Zukunft anbieten. Das Gleiche wird für unsere kommenden Digitalprodukte gelten, die natürlich erklärungsbedürftiger sein werden als Bücher.

 

Die Fragen stellte Jürgen Christen

 

 

 

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert