Kinderbuchautorin Lisa Krusche über die Wichtigkeit des Vorlesewettbewerbs, der gerade in vollem Gange ist. Ihr Tipp für die teilnehmenden Kinder: „Im besten Fall lest ihr nämlich nicht für das Publikum, sondern für euch selbst und lasst das Publikum an dieser Freude teilhaben!“

Lisa Krusche

Der 63. Vorlesewettbewerb ist in vollem Gange: Im Mai finden in allen Bundesländern die Landesentscheide statt, das Finale ist am 21. Juni in Berlin. Lisa Krusches Kinderbuch-Debüt Das Universum ist verdammt groß und supermystisch (Beltz & Gelberg) ist das Schulsiegerbuch des Vorlesewettbewerbs 2021/2022 und wurde als Sonderedition mit einer Auflage von fast 7.000 Exemplaren an alle Gewinner*innen als Erinnerung und Belohnung verschickt. Anlass für Fragen:

Eines der Ziele des Vorlesewettbewerbs ist es, Kindern die vielfältige Welt der Literatur – vor allem auch abseits von bekannten Klassikern oder Reihen von prominenten Bestsellerautoren – nahezubringen. Was bedeutet die Auszeichnung Ihres Romans als Schulsiegerbuch für Sie?

Lisa Krusche: Ich freu mich immer, wenn mein Buch den Weg zu Kindern findet und sie Gustav, Charli, Joseph und Agatha auf ihrer Reise begleiten.

Den Vorlesewettbewerb gibt es bereits seit 1959 und er erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Hat sich die gesellschaftliche Rolle der Leseförderung in Ihren Augen im Laufe der Jahre verändert? Denn aktuelle Studien zeigen, dass die Lesefähigkeit von Kindern in Coronazeiten zusätzlich nachgelassen hat.

Meiner Einschätzung nach verweist die nachlassende Lesefähigkeit während der Coronazeit auf ein größeres Problem, nämlich welchen Wert wir als Gesellschaft erstens den Bedürfnissen von Kindern und zweitens Bildung zugestehen. Das zeigt sich in unterschiedlichsten Bereichen und auch schon vor Corona. Ich bin dafür Bildung, egal ob im schulischen, außerschulischen, universitären Kontext einen ganz anderen, größeren Stellenwert einzuräumen als es jetzt getan wird – und zwar dezidiert abseits von einer Aus- oder Zurichtung auf wirtschaftliche Interessen. Dazu zählt dann auch die Leseförderung.

Ursula K Le Guin hat in einem Vortrag über das Lesen mal gesagt, wir alle müssten lernen, unser Leben selbst zu erfinden, zu erdenken, zu imaginieren. Diese Fähigkeiten müssten wir beigebracht bekommen und dafür bräuchten wir Vorbilder, die uns zeigen, wie das geht. Wer (gut) lesen kann, kann sich diese Vorbilder in Texten, in der Literatur suchen und sich so unabhängig von den Vorstellungen machen, die ihm/ihr vorgegeben werden. Und wenn ich mir die Lage der Welt so anschaue, glaube ich, dass wir diese Fähigkeiten mehr als je zuvor brauchen.

Was verbinden Sie persönlich mit dem Vorlesewettbewerb?

Meine kleine Schwester Lotti, die versuchte, das Wort inkognito richtig vorzulesen, aber die falschen Silben betont hat, das war super cute.

Sie haben soeben eines der Kranichsteiner Kinderliteratur-Stipendien für Ihr Buch erhalten. Haben Sie schon Ideen für ein neues Kinderbuch?

Ja! Ich arbeite gerade dran. Mein aktueller Lieblingssatz ist der: „Du bist sharp wie in Haifischzahn. Du bist das Wunder auf das die anderen warten.“ Das sagt eine der Figuren zu sich selbst, um sich aufzubauen, und das kann man auch ganz gut zu sich sagen, wenn man gleich auf eine Bühne muss, finde ich.

Im Mai finden die Landesentscheide nun wieder in Präsenz statt, das große Finale des Vorlesewettbewerbs ist am 21. Juni. Worauf sollte man beim Vorlesen in Ihren Augen achten, wenn man sein Publikum richtig packen will? Und haben Sie noch einen Tipp für die teilnehmenden Kinder gegen Lampenfieber auf der Bühne?

Sich klar machen, was man da genau vorliest. Was ist das für ein Text, worum geht’s da, was sind das für Sätze, was für Sinneinheiten haben die, welche Worte werden benutzt, wie klingen die …

Ich habe auch immer noch Lampenfieber. Es gibt verschiedene Übungen, die einem helfen können, damit besser umzugehen. Sich im Moment zu verankern, richtig zu atmen, die Resonanzräume im Körper zum Klingen zu bringen. Ich lerne das selbst alles noch, bin mittendrin im Üben, ein Wundermittel habe ich also nicht. Aber ich kann das sagen: Man kann das schaffen, auf die Bühne zu gehen, vorzulesen, mit Lampenfieber, mit Angst, mit vor Aufregung rotglühendem Gesicht, mit all dem, das weiß ich ganz genau aus eigener Erfahrung.

Aber ich wünsche euch natürlich, dass ihr einfach Spaß an der Sache habt. Im besten Fall lest ihr nämlich nicht für das Publikum, sondern für euch selbst und lasst das Publikum an dieser Freude teilhaben!

 

 

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