Christian Stottele wird heute 80 Jahre alt. Ulrich Störiko-Blume, Verlagsleiter bei Boje, gratuliert dem ehemaligen Verlagsleiter des Ravensburger Buchverlags zum runden Geburtstag:
Vor rund 20 Jahren hat er die Leitung des Ravensburger Buchverlags abgegeben, der damals gut in Form war und heute – man möchte fast sagen: selbstverständlich – einer der ganz großen Kinder- und Jugendbuchverlage ist, und das gewiss nicht nur in quantitativer Hinsicht. Außer den starken Persönlichkeiten aus der Verlegerfamilie Maier selbst hat niemand den Ravensburger Buchverlag stärker geprägt als Christian Stottele.
Unter den Verlegertypen, die dieser Tage 80 werden, gibt es Charaktere wie Klaus Wagenbach, dessen Persönlichkeit nur die Gründung eines eigenen Verlages zuließ, und jenen anderen Typ, der es versteht, die Zielsetzungen eines bestehenden Unternehmens so in Form zu bringen, dass es floriert. Christian Stottele verkörpert das Ravensburger Markenversprechen: Zuverlässigkeit, Qualität, Geschmack und ab und zu ein durchaus experimenteller Neuansatz, um die selbstgesetzten Grenzen immer wieder zu erweitern. Ravensburger wurde unter seiner Leitung zu einer Marke, als viele andere Buchverlage das Ansinnen einer solchen Selbstidentifizierung als unangemessen und schnöde kommerziell von sich gewiesen hätten.
Untrennbar von dieser Marke und dem Begriff Ravensburger ist eine verlässliche Qualität, die insbesondere als gut für Kinder empfunden wird. Das Miteinander von Spiel- und Buchverlag ist ein Teil des Ravensburger Erfolgsgeheimnisses, denn frei nach Schiller ist der Mensch da am meisten Mensch, wo er spielt. Die von einem solchen Menschenbild geprägte Firmenkultur sorgt dafür, dass dem Ravensburger Ringen um Qualität eine hohe Glaubwürdigkeit innewohnt, gegenüber der so häufig benutzte Formeln von „kindgerechten Produkten“ wie aufgeklebte Etiketten wirken.
Wer wie Christian Stottele in den 60-er Jahren am Anfang seines Berufslebens stand, hatte die Nazizeit und den Krieg als Kind miterlebt. Die heute 80-Jährigen konnten ihre Überzeugungen und Fähigkeiten ohne persönliche Verstrickung in die düsteren Verhältnisse einsetzen. So ist es kein Wunder, dass unter Stotteles Verantwortung so bahnbrechende Bücher wie Judith Kerrs „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ verlegt wurden, mit denen der Wiedereintritt der deutschen Kinder- und Jugendliteratur in die Literatur sichtbar gemacht wurde. Viele Autoren sind von Christian Stottele entdeckt und gefördert worden, die heute noch zum Kernbestand des Ravensburger Verlags gehören.
Das gleiche gilt für zahlreiche Illustratoren, die er zusammen mit seiner Frau Gisela aufgespürt und aufgebaut hat. Nicht zu vergessen aber auch das kreative Arbeitsklima im Verlag, das eine Reihe Verlagsmenschen geprägt hat, die in Ravensburg viel gelernt und bewegt und dann an andere Wege eingeschlagen haben: Hans-Christian Kirsch, Herbert Günther, Elisabeth Raabe, Regina Vitali, Friedbert Stohner, Uwe-Michael Gutzschhahn und viele mehr. Als einer von ihnen möchte ich heute meinen Respekt vor diesem Lebenswerk und meinen persönlichen Dank aussprechen.
Kontakt: gisela.stottele@online.de
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