Ein Abend in der Alten Feuerwache in Mannheim Premiere für Mehrdad Zaeris Interpretation von „Krabat“

Ein voll besetzter Saal der Alten Feuerwache in Mannheim war am Sonntag Abend der Ort für die Premiere einer besonderen Herbst-Novität: Mehrdad Zaeri hat Otfried Preußlers Klassiker Krabat neu illustriert – die bei Thienemann erschienene Schmuckausgabe im großen Format ist jetzt im Handel. Als Moderatorin führte Insa Wilke durch den Abend.

Im Gespräch mit dem Künstler wurde klar, dass er „zwei Kämpfe“ mit Krabat ausgefochten hat: Aufgewachsen in Iran, kam er mit 14 Jahren mit seiner Familie nach Deutschland. War er zuvor ein „Lesekind“ gewesen, brach dies zunächst ab, weil er erst eine neue Sprache lernen musste. Krabat jedoch sei eines der wenigen Bücher gewesen, das er gerne las, obwohl er viele Wörter nachschlagen musste. „Mir gefiel, dass dieses Buch es einem nicht übertrieben süß und schön machen wollte, obwohl es ein Kinderbuch war.“

Eine Antwort von Mehrdad Zaeri im BuchMarkt-Skizzeninterview aus der September-Ausgabe

Der zweite Kampf begann, nachdem er die Anfrage von Thienemann-Programmleiterin Katharina Ebinger erhalten hatte, zum 100. Geburtstag von Otfried Preußler eine neue Ausgabe zu gestalten. Denn wie illustriert man einen Klassiker neu, von dem so viele Menschen seit langer Zeit ihre eigenen Bilder im Kopf haben? Zum anderen erinnerte ihn die erneute, intensive Lektüre an die Ängste, die ihn noch Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland begleitet hatten: Davor, nach Iran abgeschoben zu werden und der Diktatur erneut ausgeliefert zu sein.

Seine Herangehensweise beschrieb Mehrdad Zaeri so: Krabat sei ein Buch voller Kontraste, also setzen die Zeichnungen Licht und Dunkel gegeneinander. Träume und Rückblicke im Text enden im Bild in einer Art Nebel. Bilder, die Handlung darstellen, sind bis zum Rand gezeichnet. Da er zu hundert Prozent digital arbeite, spiele er auch immer wieder. Das „Kritzel-Kratzel“, das er sich für seine Bilder gewünscht habe, erreichte er mithilfe einer Aktzeichnung von Egon Schiele, deren Struktur er zerschnitten und auf einige seiner Illustrationen gelegt habe.

Mehrdad Zaeri und Insa Wilke im Gespräch (Foto: Thienemann)

In der dreijährigen Arbeit an Krabat habe er unzählige Male das Hörbuch gehört und könne einige Passagen inzwischen auswendig. Das Schöne sei, dass in diesem intensiven Prozess immer wieder neue Ideen entstehen konnten und der Verlag dies zugelassen habe. Für die eindrucksvolle Doppelseite, auf der sich der Meister zu Krabat in Gestalt eines Raben beugt, habe er mindestens 15 verschiedene Typen von Gesichtern ausprobiert, bis er das richtige fand. Für ihn sei Krabat ein Buch, das trotz dunkler Passagen viel Trost und Hoffnung gibt und vom Kampf für ein glückliches Leben handelt: „Große Erzählkunst mit viel Licht.“

Die Veranstaltung wurde abgerundet durch Gespräche mit der Literaturwissenschaftlerin Eva-Maria Nagel und Verlegerin Bärbel Dorweiler, durch einige von der Sprecherin Birgitta Assheuer vorgetragene Krabat-Kapitel sowie Musik von Matthias Debus, Johannes Stange und Pirmin Grehl. Matthias Debus hat Musik zu Krabat komponiert, die im kommenden Jahr ihre Uraufführung haben wird, am Sonntagabend in Mannheim konnte das Publikum mit einem Arrangement für Drei vorab in diese Klangwelten eintauchen. Anschließend signierte der Illustrator anderthalb Stunden lang am Büchertisch von Bücher Bender.

Mehrdad Zaeri wurde soeben mit dem Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Im aktuellen BuchMarkt hat er im Special Junge Zielgruppen Fragen im Skizzeninterview beantwortet.

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