Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: Ein „walddunkler und fintenreicher Thriller“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

„Widerstand ist sinnvoll“: Nora Krug hat mit Im Krieg ihr drittes Buch über menschliches Verhalten unter Tyrannei gezeichnet: Grundlage dafür sind die Berichte einer Ukrainerin und eines Russen über deren Leben seit dem Überfall vom 24. Februar 2022. „Was macht das Buch so besonders? Sind nicht schon zahlreiche Berichte von ukrainischer wie russischer Seite über den Krieg erschienen? Das Un­gewöhnlichste an Nora Krugs Buch ist neben seiner Form die buchstäbliche Gegenüberstellung der beiden Tage­bücher: links auf einer Doppelseite jeweils die wöchent­lichen Berichte der als K abgekürzten ukrainischen Journalistin, rechts dann die des als D firmierenden russischen Künstlers. Beide geben Auskunft über dieselben Kriegstage, aber nur selten sind es dieselben Dinge, die zur Sprache kommen – besonders schreck­liche Angriffe etwa.“

  • Nora Krug, Im Krieg. Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg (aus dem Englischen von Alexander Weber; Penguin Verlag)

„Metamorphosen der Knechtschaft“: Von der Antike bis zur modernen Bekleidungsindustrie: Ein Band nimmt Geschichte und Formen der Sklaverei in den Blick. „Die entschiedene Hinwendung zu versklavten Männern, Frauen und Kindern – die quellenbedingt unterschiedlich intensiv ausfallen muss – ermöglicht einen Per­spektivwechsel auch mit Blick auf die Begründung, warum Historiker sich mit der Geschichte von Sklaverei und gewaltbasierter Abhängigkeit befassen sollen.“

  • Paulin Ismard (Hrsg.), Welten der Sklaverei. Eine vergleichende Geschichte. (a. d. Französischen von einem Übersetzerkollektiv; Jacoby & Stuart Verlag)

„Ein Leben in Gedanken“: Thomas Meyer erzählt nicht einfach die Biografie Hannah Arendts, er macht sie zur exemplarischen Philosophin des 20. Jahrhunderts. „Die Art, wie es Elisabeth Young-Bruehl in ihrer 1982 veröffentlichten Hannah-Arendt-Biografie gelang, ein gelebtes Leben zu einer erzählten Geschichte zu machen, ist bis heute unerreicht. Thomas Meyer versucht in seiner Arendt-Bio klugerweise gar nicht erst, dasselbe Leben noch packender zu erzählen. Er erzählt es vollkommen anders. ‚Biografie‘ ist deshalb genau genommen nicht die beste Bezeichnung für dieses bemerkenswerte Buch. Es ist eher eine philosophische Geschichtsdeutung, ein Passagenwerk.“

  • Thomas Meyer, Hannah Arendt (Piper Verlag)

„Ein Roman für die Schlaflosen“: Timon Karl Kaleytas unheimliche Suche nach Heilung. „Heilung ist der Roman eines verlorenen Helden in einer zersplitterten Gegenwart. Besser schlafen kann man danach nicht.“

  • Timon Karl Kaleyta, Heilung (Piper)

„Nehmt euch in Acht“: Arne Dahls walddunkler und fintenreicher Thriller Stummer Schrei. „Dieser Wald ist sowohl ein Sehnsuchts- als auch ein Horror-Ort. Er kann Trost und Stille spenden. Er kann (zusammen mit den Tieren, die in ihm leben) allerdings auch die Herrschaft übernehmen, wenn vom Menschen einmal nur noch die Ruinen des Verfalls bleiben.“

  • Arne Dahl, Stummer Schrei. Eva Nymans erster Fall. (a. d. Schwed. v. Kerstin Schöps; Piper)
Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert