Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Eine heitere, dabei durchgehend fiese Milieustudie der politischen Hauptstadtszene“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

„Tahiti war einfach zu angenehm“: Entscheidung im Pazifik: Simon Füchtenschnieder widmet sich einer berühmten Meuterei und ihrer Nachgeschichte. „Füchtenschnieder erzählt seine Geschichte nicht chronologisch, was dem Spannungsbogen leider den frischen Wind aus den Segeln nimmt. Das Buch beginnt mit einem „Prolog“, der einen ersten Durchgang der Ereignisse bietet. Danach folgen in einzelnen Kapiteln schlaglichtartige Vertiefungen thematischer Kontexte, bevor am Ende ein Epilog folgt. So durchsegelt man also einmal alles in höchster Geschwindigkeit, um dann ein langsameres zweites Mal gegen den Wind kreuzend zu den Sachthemen zurückzukehren.“

  • Simon Füchtenschnieder, Meuterei im Paradies. Die Fahrt der Bounty und die globale Wirtschaft im 18. Jahrhundert. (Klett-Cotta Verlag)

„Warum denn eigentlich die rote Pille?“: Wenn das Simulierte immer mehr Feinschliff bekommt: Claus Beisbart knüpft grundsätzliche Fragen an die virtuelle Realität. „Zu diesen Fragen, die Beisbart auf den letzten Seiten anspricht – Wer bestimmt über die virtuellen Welten? Was machen sie mit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt? Und was wird aus der echten Welt, wenn viele die virtuelle vorziehen? – hätte man gerne mehr gelesen. So wirft das Buch interessante Fragen auf, kommt aber insgesamt etwas theoretisch daher.“

  • Claus Beisbart, „Was heisst hier noch real?“. Wirklichkeiten in Zeiten von Computersimulation und virtueller Realität. (Reclam Verlag)

„Es rollt der Stein“: Reichlich versammeltes Bildungsgut: Rainer Bernhardt über Mentalität, Lebensideale und Politik bei den Griechen der Antike. „Welcher Gattung ist das Buch zuzuordnen, an wen richtet es sich? Sein Inhalt lässt an ein Kompendium der Ereignis- und Kulturgeschichte denken, dem leider Personen- und Ortsregister, ein Glossar sowie eine Feingliederung fehlen. Ohne Notiz von gewandelten Ansprüchen und Lesegewohnheiten zu nehmen, präsentiert es die historische Bildung, die sich der Autor in Jahrzehnten erarbeitet hat und nun weitergeben möchte. Das verdient Respekt.“

  • Rainer Bernhardt, Der rastlose Sisyphos. Mentalität, Lebensideale und Politik bei den Griechen der Antike. (Kohlhammer Verlag)

„Drama, Baby“: Der legendäre Verkehrs­minister Andreas Scheuer und der Schlüssel­roman seines Ex-Sprechers: Geheimnisse, Lügen und andere Währungen. „Zunächst mal ist sein Buch eine heitere, dabei durchgehend fiese Milieustudie der politischen Hauptstadtszene zwischen Bundestag und Borchardt, wo sich Abgeordnete und Beamte den lieben langen Tag nach oben schleimen und boxen und gelegentlich auch arbeiten. Die Krimihandlung dreht sich um ein Ekelpaket von einem Spitzenbeamten, der auf jeden Fall zu Recht entführt wird – man weiß nur lange nicht, von wem. Die Spannung drückt einen jetzt nicht gerade mit Mach 10 in den Sessel, dafür kann man sich in Ruhe am skurrilen Personal vom treuen Chauffeur bis zum hypergeizigen Ministerialdirigenten erfreuen.“
  • Wolfgang Ainetter, Geheimnisse, Lügen und andere Währungen. (Haymon Verlag)

„‚Ich habe ein Recht auf diese Welt’“: Die Brasilianerin Aurea Pereira Steberl im Interview über Gewalt gegen Frauen, Rassismus gegen Schwarze und wie man trotzdem überlebt.

  • Paula Macedo Weiß, Aurea: Eine brasilianisch-deutsche Lebensgeschichte (Verlag Dielmann)

„Der Raketenalarm gehört schon lange dazu“: Daria Shualy Kriminalroman Lockvogel erzählt von verkorksten Familien und von Israel. „Durchaus hin und her gerissen ist man von Lockvogel, die mit Ecken und Kanten, Macken und Marotten ausgestatteten Figuren sind zwar auch ein wenig überspannt, trotzdem gut schattiert wie eine detaillierte Zeichnung. (…) Wäre Daria Shualy nicht gleichzeitig eine so leichtfüßige, ironisch-witzige Erzählerin, könnte es sein, dass man zwischendurch aufgibt.“

  • Daria Shualy, Lockvogel. Kriminalroman. (a. d. Hebräischen von Ruth Achlama; Kein & Aber)
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