Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Eine urtüm­liche Form von schlagfertigem Mutterwitz“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

„Eine theatralische Sendung“: Da bleibt noch manches wieder auf die Spielpläne zu bringen: Stephen Hintons exzellente Darstellung von Kurt Weills musikalischem Theater. „Mit dem vorliegenden Buch liegt ein Referenzwerk zu Weill vor, es repräsentiert den vorliegenden Wissensfundus, erläutert und erschließt bekanntere und weniger bekannte Werke und bezieht differenziert Stellung zu wissenschaftlichen und kulturpolitischen Debatten. Die klare, an ein breites Publikum von Interessierten adressierte Sprache des Originals ist zudem in der Übersetzung gut getroffen.“

  • Stephen Hinton, Kurt Weills Musiktheater (aus dem Englischen von Veit Friemert; Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag)

„Vier Frauengenerationen machen einander unglücklich“: Julia Josts Romandebüt Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht schaut mit unbarmherzigen Blick auf die Abgründe des Dorflebens. „Die Vorzüge dieses Erzählens stechen sofort ins Auge: eine ebenso burschikose wie un­barmherzige Be­obachtungsgabe, mit der die verborgensten Abgründe ausgeleuchtet werden. Und eine urtüm­liche Form von schlagfertigem Mutterwitz, der die ­Verhältnisse denunziert, ins Surreale überdehnt und gleichzeitig mit ihren dunklen Abgründen versöhnt.“

  • Julia Jost, Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht (Suhrkamp Verlag)

„Vom Beschweigen nach dem Krieg“: Martin Doerry erzählt in beeindruckender Weise vom Lebensweg seiner Mutter. „Wie geht es weiter mit der Erinnerung an die Schoa, zu einem Zeitpunkt, zu dem ihre Sonderstellung von verschiedenen Seiten infrage gestellt wird und die letzten Überlebenden des Naziterrors sterben? Was bleibt, wenn die Zeugen verstummen? Nur die verschriftlichte Erzählung.“

  • Martin Doerry, Lillis Tochter. Das Leben meiner Mutter im Schatten der Vergangenheit – eine deutsch-jüdische Familiengeschichte. (DVA)

Patrick Bahners, Redakteur im Feuilleton der FAZ, hat ein Buch zum Streit um das Museumsgut kolonialer Herkunft geschrieben. Es untersucht die Rolle der Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy als Beispiel für die Wirkungsmöglichkeiten von Experten.

  • Patrick Bahners, Kampagne in Deutschland. Bénédicte Savoy und der Streit um die Raubkunst (Zu Klampen Verlag)

folgt…

„‚Nachts herrscht eine fantastische Demokratie unter Menschen’“: Autor und Landwirt John Lewis-Stempel im Interview über das Gehen in der Dunkelheit, wie es unsere Wahrnehmung und unser Verständnis der Natur verändert.

  • John Lewis-Stempel, Wandern bei Nacht (a. d. Engl. v. Sofia Blind; DuMont)

„Mach’s noch einmal“: Dilek Güngörs schmaler Roman A wie Ada dreht sich um frühe Kränkungen, den Irrwitz von Schubladen und das ganz gute Leben auf der Insel des eigenen Ichs. Jetzt muss sie nur bitte rasch weitererzählen. „Die Autorin Dilek Güngör mag die Herrin ihrer Sätze sein. Sie ist wahrscheinlich mit einem eisernen Besen durch ihre Texte gegangen. Anders kann ich mir die Produktion von deren Einfachheit und Klarheit nicht vorstellen. Gleichzeitig aber sind die Sätze so wahr, dass der Eindruck entsteht, sie könnten gar nicht anders sein. Sie stehen auf dem Papier, als hätte die Wirklichkeit selbst sie dort abgestellt.“

  • Dilek Güngör, A wie Ada (Verbrecher Verlag)
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