Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Jede Seite ein Tritt dorthin, wo’s wehtut“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

„Das Springerproblem“: Jean-Philippe Toussaints Logbuch Das Schachbrett erzählt, wie das Streben nach Perfektion ein Leben vergiften kann. „Autobiographische Texte wie dieser sind bei Toussaint besondere Aggregatphasen seines literarischen Werks und als solche ein Pendant zu den Romanen. Das hat seine Tücken. Sie liegen in der Schwebe zwischen Anekdote und der komponierten Systematik eines jeweiligen Themas. Denn Toussaint ist alles andere als ein Autor der belletristischen Autofiktion. Das Autobiographische wirkt in seinen Büchern wie eine musikalische Transposition in eine andere Tonart. In diesem Buch gelingt sie jedoch nicht immer.“

  • Jean-Philippe Toussaint, Das Schachbrett. (aus dem Französischen von Joachim Unseld; Frankfurter Verlagsanstalt)

„Anderes Wort für Hoffnung“: Mathias Enards neuer Roman Tanz des Verrats lässt Mathematik und Literatur zum universellen Prinzip der Hoffnung verschmelzen. „Die von Holger Fock und Sabine Müller gewohnt elegant besorgte Übersetzung trägt der sprachlichen Variabilität des Originaltextes Rechnung, der virtuos zwischen unterschiedlichen Stilen hin- und herwechselt.“

  • Mathias Enard, Tanz des Verrats. Roman. (aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller; Hanser Berlin)

„Offen für Experimente“: Die Kulturzeitschrift „Das Wetter“ veröffentlicht zum zehnjährigen Bestehen ein Best-Of in Buchform.

  • „Das Wetter“. Buch für Text und Musik. (Hrsg. von Katharina Holzmann und Sascha Ehlert; Verlag Kiepenheuer & Witsch)

„Mit Demokratiepass in die heile digitale Zukunft“: Auch einer, der Tiktok an den Kragen will: Björn Staschen nimmt in einer Streitschrift soziale Netzwerke aufs Korn und präsentiert einige recht fragwürdige Problemlösungen. „Staschen fasst die meiste Zeit längst gewonnene Erkenntnisse zusammen. Er schreibt etwa über Depressionen, die durch die Nutzung sozialer Netzwerke entstehen können, und erklärt das Phänomen der Filterblasen.“

  • Björn Staschen, „In der Social Media Falle“. Wie wir unsere digitale Freiheit retten. (S. Hirzel Verlag)

„Verhütung ist Männersache“: In Verantwortungsvoll ejakulieren präsentiert Gabrielle Blair 28 „gute Gründe“ dafür. Ist das jetzt gerecht? „Feministische Streitschriften, die Männer adressieren, sind ein kurioses Genre. Man fragt sich: Sind deren Leser*innen vor allem Leserinnen, die sich darüber ärgern, dass ihr Mann das Buch nicht liest, zumindest nicht freiwillig? Verantwortungsvoll ejakulieren der amerikanischen Autorin Gabrielle Blair gehört in diese Kategorie: Jede Seite ein Tritt dorthin, wo’s wehtut.“
  • Gabrielle Blair, Verantwortungsvoll ejakulieren. Sachbuch. (aus dem Amerikanischen von Susanne Reinker; Ullstein)

„Die Musik ist das Ziel“: Seine Kunst als Saxofonist ist eng mit Literatur verbunden. Jetzt erscheint Benjamin Koppels Erfolgsroman Annas Lied auf Deutsch: die Geschichte einer jüdischen Virtuosenfamilie.

  • Benjamin Koppel, Annas Lied. Roman. (aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg; S. Fischer)

„‚Der Krieg ist nicht nur ein Vernichtungskrieg, sondern auch ein Rachefeldzug’“
Der Palästina-Experte Joseph Croitoru im Interview über die Hamas, Frauenhass und Frauenrechte, den Plan, die militärische Infrastruktur der Qassam-Brigaden zu zerschlagen, sowie die Gefahr eines fortdauernden Guerillakriegs im Gazastreifen.

  • Joseph Croitoru, Die Hamas. Herrschaft über Gaza, Krieg gegen Israel. (C.H. Beck)

„Die Bilder seines Vaters“: Inga Machel erzählt in ihrem starken, sicheren Debütroman Auf den Gleisen von Trauer und Familie. „Auf den Gleisen ist ein sicher gebautes, sehr gut gearbeitetes Buch. Machel wählt dabei den überraschenden Weg, der schockierenden Geschichte aus den tiefen, vielleicht den tiefsten Tälern, die das Leben hier und heute bereithält, eine wortgewandte, grammatikalisch sogar außergewöhnlich schöne Form zu geben. Nicht angestrengt oder übermäßig originell, sondern: elegant, fließend, wie aus dem Lehrbuch.“

  • Inga Machel, Auf den Gleisen. Roman. (Rowohlt)

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