Uwe Timm las in der Akademie der Künste

Buchpremiere gestern Abend in Berlin. Der Schriftsteller Uwe Timm (Foto) las in der Akademie der Künste am Pariser Platz aus seinem neuen Buch Vogelweide (Kiepenheuer & Witsch) und sprach mit der Literaturkritikerin Meike Feßmann über den Roman.

Der Andrang des Publikums war so groß, dass Gäste ohne vorbestellte Karten kurz vor Beginn der Veranstaltung wieder nach Hause geschickt wurden. Auch das Foyer, wohin die Lesung über Lausprecher übertragen wurde, war bis auf den letzten Platz besetzt.Mit Blick auf das illuminierte Brandenburger Tor und die erleuchtete Reichtagskuppel bot der große Saal der Akademie der Künste eine schöne Kulisse für Uwe Timms erste Lesung aus dem Roman Vogelweise, an dem er drei Jahre lang gearbeitet hat und der auf der Longlist des Deutschen Buchpreises steht.

Meike Feßmann, die den Abend moderierte, bezeichnete das Buch in ihrer Einführung als „Roman im Stil der Wahlverwandtschaften“, als eine weitere große Ehebruchgeschichte wie Anna Karenina, Effi Briest und Madame Bovary. Uwe Timms Buch besteche durch die reizvolle Komposition von ruhigen Passagen und Dialogen. Es thematisiere den Optimierungswahn unserer Gesellschaft, die individuelle Suche nach dem Glück und lasse sich deshalb auch als Plädoyer für dauerhafte Bindungen lesen.

Uwe Timm las den Anfang seiner Romans, in dessen Mittelpunkt Christian Eschenbach steht. Er ist dreifach gescheitert: als Unternehmer, Ehemann und Liebhaber. Nun lebt er ganz allein als Vogelwart auf einer Insel in der Elbmündung, wo er an einem lange aufgeschobenen Essay über den alttestamentarischen Propheten Jonas arbeitet. Das Publikum erfuhr, dass Timm – ebenso wie sein Protagonist – auf einer Insel in der Elbmündung gelebt hat und dass er selbst den Jonas-Essay jetzt schreiben werde. Material habe er genug gesammelt.

Mit seiner eindrucksvollen Sprache und seinen zahlreichen Verweisen auf Martin Heidegger, Albert Camus und Georges Bataille zog der promovierte Philosoph Uwe Timm das Publikum fast zwei Stunden lang in seinen Bann. Danach signierte er geduldig. Auf ihn warteten bereits Verleger Helge Malchow und etliche Autoren wie Ingo Schulze, Thomas Lehr, Friedrich Christian Delius und Sten Nadolny. Man stand noch lange zusammen und tauschte sich aus.

ml

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