Vorgeblättert Vorgeblättert: Bücher und Autoren in der Zeit und im Freitag

Die Zeit

„Meister des Schnitts: Daniel Kehlmann porträtiert in seinem neuen Roman den Regisseur Georg Wilhelm Pabst – einen Nazi-Gegner, der sich doch von der deutschen Filmindustrie im »Dritten Reich« einspannen ließ. »Lichtspiel« ist ein großes Werk über moralisches Versagen. Beinhaltet es auch eine Botschaft für unsere Gegenwart?

  • Daniel Kehlmann: Lichtspiel Roman; Rowohlt

„Die neue Mystikerin: Lauren Groff hat einen hinreißenden Roman über die frühen europäischen Siedler in Amerika geschrieben. »Die weite Wildnis« rückt den Ursprung westlicher Naturbeherrschung und Umweltzerstörung in den Blick.

  • Lauren Groff: Die weite Wildnis Roman; a. d. Engl. v. Stefanie Jacobs; Ullstein

„Ein Eisbecher des Himmels: Elena Fischers Debütroman ist Coming-of-Age-Geschichte, Sozialstudie und Roadnovel in einem.

  • Elena Fischer: Paradise Garden Roman; Diogenes

„Hart und urban: In Amir Gudarzis Debütroman flieht ein junger Mann vor dem iranischen Regime in die europäische Kälte.

  • Amir Gudarzi: Das Ende ist nah, dtv

„Rehe vorm Gnadenhof: Ein Roman über die Resignation des Alterns. In Monika Marons »Das Haus« geschieht erstaunlich wenig. Aber das wird glänzend erzählt.

  • Monika Maron: Das Haus Roman; Hoffmann und Campe

„Aus der Welt der Kitzelmonster: Barbi Marković schreibt in ihrem Band »Minihorror« hinreißende Erzählungen über Menschenfresser, Doppelgänger und Ungeheuer.

  • Barbi Marković: Minihorror Residenz Verlag

„Ihr Mut über das Unglaubliche: Die Norwegerin Vigdis Hjorth erzählt virtuos von einer Tragödie zwischen einer Tochter, 60, und ihrer 80-jährigen Mutter.

  • Vigdis Hjorth: Die Wahrheiten meiner Mutter A. d. Norwegischen v. Gabriele Haefs; S. Fischer

„Der Auftrag: Maxim Billers traumhafter Roman »Mama Odessa« – wie Rada Biller ihren Sohn zum Schriftsteller machte.

  • Maxim Biller: Mama Odessa Roman; Kiepenheuer & Witsch

„Ein Ballett der Blicke, Gesten der Macht“: Der Ukraine-Krieg hat den russischen Schriftsteller Viktor Jerofejew zur Emigration gezwungen. Sein epochaler neuer Roman rechnet mit Putin ab – und ein wenig auch mit dem Westen.

  • Viktor Jerofejew: Der Große Gopnik Aus dem Russischen von Beate Rausch; Matthes & Seitz

„Eine imposante Seele: 800 Verehrer erpuzzeln einen Dichter: Zum langsam nahenden Todestag Rainer Maria Rilkes erscheinen schon die ersten Jubiläumsbücher. Auch drei Bände mit Berichten seiner Zeitgenossen.

  • Curdin Ebneter u. Erich Unglaub (Hrsg.): Erinnerungen an Rilke
    En face – Texte von Augenzeugen; Nimbus
  • Rainer Maria Rilke: Duineser Elegien und zugehörige Gedichte 1912–1922; Hrsg. v. Christoph König; Wallstein

„Sein schönster Kulturschock: Karl Schlögel wurde vom Maoisten zum Osteuropa-Experten. Nun hat der Historiker ein faszinierendes Buch über die USA geschrieben – das Land, das er seit einer Reise in jungen Jahren bewundert.“

  • Karl Schlögel: American Matrix Besichtigung einer Epoche (Hanser)

„Angemessen exzentrisch: Der britische Opernsänger Ian Bostridge singt nicht nur, er denkt auch in einem feinen Essayband über die Musik nach, die ihm etwas bedeutet.“

  • Ian Bostridge: Das Lied & das Ich Betrachtungen eines Sängers über Musik, Performance und Identität; a. d. Engl. v. A. Zettel; C. H. Beck

„Die Fluchthelferin: Wie Hannah Arendt sich ganz praktisch für die jüdische Sache engagierte – Thomas Meyers völlig überraschende Biografie der Philosophin“

  • Thomas Meyer: Hannah Arendt Die Biografie; Piper

„Befreite Lust: Werden Frauen durch Sexfilme unterdrückt oder emanzipiert? Zwei Neuerscheinungen stellen sich der Frage, ob Pornos feministisch sein können.“

  • Paulita Pappel: Pornopositiv Was Pornografie mit Feminismus, Selbstbestimmung und gutem Sex zu tun hat; Ullstein
  • Madita Oeming: Porno Eine unverschämte Analyse; Rowohlt

 

„Utopist in Trümmerlandschaft: Von Berlin nach Paris und zurück: Nicolaus Sombart war der Paradiesvogel unter den deutschen Intellektuellen. Seine Erinnerungsbücher sollte man dringend wieder lesen.“

  • Nicolaus Sombart: Capriccio No. 1 Des Wachsoldaten Irrungen und Untergang; Elfenbein Verlag

„Kleine Dinge, große Angst: Spinnen, Knöpfe oder weite Plätze: Die britische Autorin Kate Summerscale geht der Geschichte unserer Phobien und Manien nach

  • Kate Summerscale: Das Buch der Phobien und Manien A. d. Engl. v. Maria Zettner u. Caroline Weißbach; Klett-Cotta

„Triumph der Kichererbse: In ihrem 1970 erschienenen Buch über »Die Küche der Armen« erweist sich Huguette Couffignal als erstaunlich hellsichtig, was unsere heutige Ernährungsweise betrifft.

  • Huguette Couffignal: Die Küche der Armen. A. d. Franz. v. M. Junker-Johnl u. H. Junker; März

„Von Augstein zu Brandt, von Anna Seghers zu Honecker: Wir hören eine grandiose Sammlung deutscher Reden.“

  • Jahrhundertstimmen 1945–2000 Der Hörverlag

„Der Worst Case war nicht vorgesehen“: Ein Gespräch mit dem Politologen Herfried Münkler über Israel, Russland und das Chaos in der Welt. Wie es zwischen den großen Mächten ohne Kriege weitergehen könnte, beschreibt er in seinem Buch »Welt in Aufruhr«

  • Herfried Münkler: Welt in Aufruhr (Rowohlt Berlin)

Der Freitag

Dem Menschen gleichgestellt

Philosophie Immer mehr Staaten erkennen an, dass die Natur eigene Rechte besitzt. Aber wie lässt sich das begründen – oder gar anwenden? Fragen, denen der Philosoph Tilo Wesche in seinem Grundlagenwerk „Die Rechte der Natur“ nachgeht

„Tausend Aufbrüche“ von Christina Morina: Die Wucht zweier Pappkartons

Geschichte Christina Morina analysiert das unterschiedliche Demokratieverständnis der Deutschen in Ost und West. Ihr Buch „Tausend Aufbrüche“ ist voller Denkanstöße

Literaturbeilage zur Frankfurter Buchmesse:

„Südstern“ von Tim Staffel: Liebe und Bullshitjobs

Großstadtstakkato Kreuzberg ist doch irgendwie überall, da kann Friedrich Merz noch so mosern. Das beweist Autor Tim Staffel in seinem mitreißenden Comeback-Roman „Südstern“ eindrücklich

 

Tijan Silas „Radio Sarajevo“: Ich tue so, als gäbe es mich

Jugoslawien Der Autor Tijan Sila verarbeitet in „Radio Sarajevo“ sein Aufwachsen im Krieg, der für ihn bis heute nicht aufgehört hat – ein kurzer, persönlicher Roman, der an den richtigen Stellen Persönliches mit Fakten untermauert

 

„Paradise Garden“ von Elena Fischer: Mit dem Nissan ans Meer

Road Novel Elena Fischers „Paradise Garden“ erinnert an den Kultroman „Tschick“ – allerdings ist der Blick auf Armut manchmal etwas zu verklärt

 

„Gespräch über die Trauer“: Olga Martynovas Trauer-Journal

Verlust Vier Jahre lang schrieb die Dichterin Olga Martynova an ihrem Buch „Gespräch über die Trauer“: Es geht um den Sprachverlust angesichts des Todes eines geliebten Menschen und den Trost, den die Autorin in Neapel fand

 

„Schwebende Brücken“ von Maike Wetzel: Während der eigene Mann im See ertrinkt

Trauerarbeit Maike Wetzel hat eine zärtliche, überaus formbewusste Elegie geschrieben. Entlang großer Mythen versucht sie das unfassbare fassbar zu machen. Leise skizziert die Autorin den Vater ihrer Kinder – ihre Liebe zu ihm, greifbar auf jeder Seite

 

Autor Drago Jančar: „Nicht Jugoslawien war schuld, es war das System“

Interview Slowenien ist in diesem Jahr Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Drago Jančar gilt als der bedeutendste Schriftsteller seines Landes. Norbert Mappes-Niediek hat ihn in Ljubljana getroffen

 

„Vatermal“ von Necati Öziri: Über den Wunsch zu verzeihen

Buchpreisfinalist „Vatermal“ ist das Romandebüt des Berliner Theaterautors Necati Öziri. Es zeichnet eine Kindheit, die geprägt ist von gestohlener Zeit auf Ämtern, Wut und Armut. Ein Buch, das einem in Erinnerung bleibt

 

Monika Marons „Das Haus“: Sehnsucht nach Geborgenheit

Idyll Die 82-jährige Autorin erzählt in „Das Haus“ vom leichten, fragilen Leben einer Alters-WG in einem Gutshaus auf dem Land. Irmtraud Gutschke über ein Buch, in dem so mancher Streitpunkt umgangen wird – und das sich dennoch zu lesen lohnt

 

Poesie aus Slowenien: „Wo der mensch sein wird, wird die poesie sein …“

Lyrik Beate Tröger hat drei Bände aus Slowenien ausgewählt, dem Land der Dichter:innen und Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Manche Verse fallen wie Steine vom Himmel ins Herz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert