Rosine de Dijn im Autorengespräch über "Flucht, Exil und die Laster der Leidenschaft" und … warum Peter Paul Rubens in Siegen geboren wurde

Rosine de Dijn: Bis 2020 wird bei einer Veranstaltungsreihe von „Visitflandern“ („Erleben Sie flämische Meister“) Peter Paul Rubens im Focus stehen – er ist Thema ihres Buches bei BOD (Durch Klick auf Foto zum Buch)

Die in Deutschland lebende belgische Journalistin und Schriftstellerin Rosine De Dijn hat ihr lange vergriffenes Buch über die Frauen im Leben von Peter Paul Rubens überarbeitet und für die neue Fassung unter dem neuen Titel „Flucht, Exil und die Laster der Leidenschaft“ erstmals den Weg als Self Publisherin gewählt. Das war Anlass für unsere heutiges Autorengespräch:

Worum geht es in Deinem Buch?

Rosine De Dijn: Der Titel sagt es, es geht um Flucht, Exil und Untreue. Und warum Peter Paul Rubens in Siegen geboren wurde.

Siegen ist der Geburtsort von Peter Paul Rubens?

Ja, als die Geusen, politische Flüchtlinge aus den Süd-Niederlanden, auf der Flucht vor der Rache des bigotten spanischen Regimes, das Rheinland ansteuerten, wurden sie zunächst als Bettler und Habenichtse abgewiesen. Sie alle erlebten bittere Jahre im Exil. Verzicht und Heimweh waren an der Tagesordnung. Auch Jan und Maria Rubens, die Eltern des berühmten Barockmalers teilten dieses Schicksal.

Erzähl bitte weiter….

Das ist mein Thema, denn die ganze Geschichte wurde über Jahrhunderte totgeschwiegen. Denn nicht nur die Vertreibung aus dem geliebten Antwerpen, sondern auch die Affäre des Rechtsgelehrten mit der Frau Wilhelm von Oraniens, Anna von Sachsen, stürzte die Familie Rubens in höchste Nöte. Seine Frau, eine reiche Antwerpener Kaufmannstochter bewahrte Jan Rubens mit großem diplomatischem Geschick vor dem Gang zum Schafott indem sie ihr gesamtes Heiratsgut als Pfand die vom Krieg gebeutelten Nassauer-Oranier zur Verfügung stellte. So wurde schließlich in der Bannmeile der Burg der Nassauer in Siegen ein kleiner Peter Paul geboren. Anna von Sachsen dagegen, Oraniens junge Frau, bezahlte den vollen Preis für den sogenannten Fehltritt. Die Unglückselige bekam von ihrem Liebhaber Jan Rubens eine Tochter. Wie auch immer. Anna wurde von ihrer Familie verstoßen und starb völlig verwahrlost und vereinsamt mit nur 33 Jahren in Dresden. Ihre kleine Tochter musste sie zurücklassen.

Wen stellst Du Dir denn als Zielgruppe vor ?

„Flucht, Exil und die Laster der Leidenschaft“ ist ein erzählendes Sachbuch. Ich nehme die Leser mit auf einer spannenden Reise über das gebeutelte Antwerpen ins geschichtsträchtige Köln und ins Siegen des 16.Jahrhunderts. Und es geht auch nach Sachsen, Leipzig, Dresden und Meißen. In Mittelpunkt stehen zwar historische Figuren, aber es sind Menschen mit all ihren Schwächen und Stärken. Zeitlos. Der an geschichtlichen- und sozial/gesellschaftlichen Entwicklungen interessierte Leser wird sich mit Neugierde in den entsprechenden Orten wiederfinden und sich mit den Protagonisten identifizieren können.

Und mit welchem Argument wäre es am besten zu verkaufen?

Das Techtelmechtel der Anna von Sachsen, Ehefrau des Prinzen von Oranien, mit ihrem Rechtsberater Jan Rubens sorgte schon vor 450 Jahren für jede Menge Klatsch und Tratsch. Heute wäre es ein Fall für die Regenbogenpresse. Äußerst spannend! Und „Asylanten raus!“ ist nicht nur heute, sondern war auch zu der Zeit die Devise!

Das kommt einem bekannt vor…

… Vorurteile und Untreue gab es schon immer.

Darum dieses Buch gerade jetzt?

Nein, der Grund ist ein ganz anderer: Zwischen 2018 und 2020 gibt es unter Führung  der Stiftung „Vlamingen in de Wereld“, des Kultusministeriums in Flandern, der  Flämischen Repräsentanz in Berlin und mit Hilfe „Visitflanders“ die Initiative „Erleben Sie flämische Meister“. Selbstverständlich mit Peter Paul Rubens in der ersten Reihe. In Flandern sowie auch in Deutschland gibt es dementsprechende Aktivitäten. Die große Ausstellung im Frankfurter Städel „Rubens als Inspirationsquelle“ läuft bereits seit Anfang Februar. Ich bin von Veerle Waeterloos, Representatin der „Vlamingen in de Wereld, gebeten worden, einige dementsprechende Lesungen vorzubereiten (u. A. für München, Leipzig, Siegen und Köln), und wollte nicht mit leeren Händen da stehen.

Dein damaliges Buch „Liebe, Last und Leidenschaft- Frauen im Leben von Rubens“ ist bei der DVA vergriffen…?

Ja, aber das ging jetzt ganz schnell. Ich habe daraus die ersten Kapitel gebündelt, die vorwiegend von „Die Asylanten des 16.Jahrhunderts“ und das „Bittere Leben im Exil“ der Familie Rubens (Köln und Siegen) handeln, von dem wenige wissen.

Warum hast gerade diese Abschnitte gewählt?

Ich fand, diese Hintergrundgeschichte passt haargenau in unsere heutige Zeit, da Flucht und Exil in aller Munde ist und stark polarisiert wird. Es ist interessant zu erfahren wer und warum immer wieder im Laufe der Jahrhunderte Menschen auf der Flucht waren und sind und bittere Erfahrungen machen mussten. Die entbehrungsvolle Episode, der Schmach und das Elend im Exil soll, laut Historiker, auch Peter Paul Rubens Leben gezeichnet haben. Auch das Schicksal und die Stigmatisierung der Frauen am Beispiel von Anna von Sachsen hat es in sich.

Und warum hast Du den Weg als Self Publisherin gewählt?

Mein Buch war ja vergriffen, ich wollte bei Lesungen aber nicht mit leeren Händen dastehen. Meine jahrelange Lektorin las Korrektur und ein junger, begabter Grafiker machte sich an das Cover. Das ging recht unkompliziert. Jetzt habe ich bei meiner ersten Lesung am 25. April in Köln ein schönes Hardcover inklusive elegantes Bändchen zur Hand. Das macht Freude! Im Übrigen wird zum Herbst ein flämischer Verlag die niederländische Ausgabe herausbringen. Die Initiative hat sich also gelohnt.

Aber Du willst nicht am Buchhnadel vorbei verkaufen?

Wie kommst ausgerechnet Du darauf? Es ist immer wieder faszinierend fest zu stellen wie engagiert die Buchhändler ihre Aufgabe wahrnehmen. Man braucht sich nur die entsprechende websites an zu schauen. Sie sind immer sehr up to date und informativ. Das ist sehr hilfreich. Als Leser muss man sich durch ein Labyrinth von Neuerscheinungen kämpfen, da ist der Weg in die Buchhandlung unumgänlich.  Mich würde es alledings freuen wenn nicht nur Belletristik angepriesen würde, sondern verstärkt auch erzählende Sachbücher die zwar an Fakten orientiert sind, aber -wenn eindringlich und gut geschrieben- unser Leben und unser Alltag wiederspiegeln oder näher bringen. Und leicht, wie ein Roman, zu lesen sind. NB: Ich habe für das Buch auch eine ISBN-Nummer: ISBN-13: 9783746072852

Ich habs verstanden, wie Dein Rubens Buch… Du hast mich neugierig gemacht.

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz

 

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