Der andere Fragebogen Wie war Ihr Jahr, Daniela Thiele?

Seit dem 6. Dezember 2016 (Nikolaustag) fragen wir wieder bis zum 6. Januar 2017 (Heilige Drei Könige) in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“ Heute beantwortet Daniela Thiele, Verlagsleiterin des Thiele Verlags,  unseren „anderen“ Fragebogen:

Daniela Thiele

1. Welcher Tag war Ihr schönster in diesem Jahr?

Mein (gar nicht mal runder) Geburtstag, den ich einfach so und kurzentschlossen mit meinen alten Freunden in der Kölner „Capri Lounge“ gefeiert habe – laut der New York Times sogar eine der besten Cocktail-Bars der Welt – , aber das wusste ich vorher nicht. Auf jeden Fall waren die Cocktails fantastisch und die Stimmung wunderbar ausgelassen, mein Mann hat eine tolle Rede gehalten, und ich fühlte mich getragen von einer Welle der Zuneigung, Liebe, Freundschaft  – so viel positive Energie in einem Raum – man hätte ganz Köln damit beleuchten können. Ach, Köln…

2. Worüber haben Sie sich 2016 am meisten geärgert?

Mein Motto ist: Nicht ärgern, nur wundern. Das aber mit Leidenschaft.

3. Was war 2016 Ihr schönster Erfolg?

„Das Lächeln der Frauen“ auf der Bühne zu sehen. Sowohl in Wien als auch in München waren die Inszenierungen großartig, in Wien sehr poetisch, in München sehr,sehr lustig. Der schönste Moment aber war wohl, als ich eine Theaterkarte, die ich noch übrig hatte, weil jemand leider überraschend abgesagt hatte, an eine hübsche Frau verschenkte, die verzweifelt versuchte, an der Abendkasse eine Karte zu ergattern. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes fassungslos vor Glück und hat immer wieder gesagt: „So etwas ist mir ja noch nie passiert, dass mir jemand einfach so eine Karte schenkt!“ Und ich muss gestehen, so viel Glück machte mich dann auch ganz glücklich. Später stellte sich heraus, dass sie Studentin war, Theaterwissenschaftlerin im 2. Semester. Manchmal denke ich, dass das Leben einen Sinn hat.

4. Und Ihr traurigster Misserfolg war…?

Dass es mir auch in diesem Jahr nicht gelungen ist, meinen Mann zu einem „gesunden Urlaub“ zu bewegen. Gleich auf der ersten Radtour auf der Insel Föhr stürzte er spektakulär vom Fahrrad, brach sich den Oberarm glatt durch und war wenige Minuten später bereits mit dem Rettungshubschrauber nach Heide unterwegs. Immerhin ist er geflogen, zwar nur Kurzstrecke, aber immerhin.

5. Ihre schönste Buchhandlung/Ihr liebster Verlag in diesem Jahr?

Ich hatte in diesem Jahr das Glück, einen Nachmittag in der ältesten Buchhandlung Europas herumzustöbern. Ein erhebendes Gefühl. Die „Livraria Bertrand“ steht in Lissabon, und ich habe dort natürlich ein Buch von Fernando Pessao gekauft – einem Autor, von dem man heute weiß, dass er unter mehr als hundert verschiedenen Pseudonymen geschrieben hat.

6. Von welchem Thema wollen Sie (warum) im neuen Jahr nichts mehr lesen?

Dass sowieso bald keiner mehr liest, und wenn, dann nur noch auf dem Kindle oder I-Pad! Dieses ganze kulturpessimistische Gerede deprimiert mich. Neulich bin ich morgens in London mit der U-Bahn gefahren und ganz viele Menschen lasen auf dem Weg zur Arbeit. In einem BUCH!

7. Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?

Dass alte Werte wieder neu entdeckt werden. Zeit, Bücher, Menschlichkeit. Dass die Sehnsucht nach analogen Dingen ein neue Trend ist.

8. Welchen Fehler aus diesem Jahr möchten Sie im kommenden Jahr vermeiden?

Meine Mails abzuschicken, ohne noch mal kontrolliert zu haben, ob das hinterhältige Korrekturprogramm, wenn ich grad nicht hingucke, etwas ganz Irrwitziges daraus macht, um mich zu blamieren. „Liebe Frau Schnitzel, liebe Frau Vietnam“ (für: Liebe Frau Schnitzler, liebe Frau Wittmann). Inzwischen sind wir glücklicherweise bei Meike und Angela, und an diesen beiden Namen gibt’s offenbar nichts zu korrigieren.

9. Und welchen Fehler werden Sie trotzdem wiederholen?

Wieder zu schnell auf die Sendetaste zu drücken. Ich entschuldige mich jetzt schon bei allen, die im neuen Jahr von mir merkwürdige Botschaften erhalten oder die angekündigten Anhänge nicht finden können.

10. Welches Buch hat Ihnen in diesem Jahr besonders viel Freude gemacht?

„Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ von Joachim Meyerhoff. Ein wunderbar erfrischendes Buch, bei dem ich abends im Bett oft leise vor mich hin gelacht habe, und ich bin normalerweise schwer zu erheitern (sagt mein Mann). Aber es ist auch ein sehr berührendes Buch, das oft ungewöhnliche Bilder findet. Mein Lieblingsbild: Als die Großeltern des Erzählers leicht beschwipst von dem abendlichen alkoholischen Kaltgetränken mit dem Treppenlifter wie zwei Engel nach oben entschweben. Einfach schön! So stellt man sich das Alter vor …

11. Welches wird Ihr wichtigstes Buch im neuen Jahr?

Na ja, wenn Sie mich schon so fragen, dann sag ich jetzt mal einfach: Mamen Sánchez neuer Bestseller „Heftiges Umarmen im Eingangsbereich der Pension verboten“. Ein Roman, der aufs Schönste unter Beweis stellt, dass Regeln dazu da sind, gebrochen zu werden.

12. Von wem würden Sie auch gern mal die Antworten auf diesen Fragebogen lesen?

Felicitas von Lovenberg – immer eine gute Wahl!

13. Und welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie gern beantwortet?

Wer ist Nicolas Barreau?

14. Hier können Sie die auch beantworten:

Keine Ahnung.

Gestern sprachen wir mit Bernhard Fetsch über sein Jahr 2016. Morgen beantwortet Constanze Neumann unseren „etwas anderen Fragebogen“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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