Der andere Fragebogen Wie war Ihr Jahr, Elisabeth Raabe?  

Seit Nikolaustag fragen wir wieder bis zum 6. Januar 2024 (Heilige Drei Könige) in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“. Heute beantwortet Elisabeth Raabe  (Verlegerin edition momente) unseren „anderen“ Fragebogen: 

Elisabeth Raabe (c) Ralf Schnarrenberger

Welcher Tag war Ihr schönster in diesem Jahr?

Als Regina Vitali und ich bei unserem Zürich-Besuch im September nach langer Zeit die Literaturagentin Eva Koralnik wiedertrafen und ihr Mann, der Filmregisseur Pierre Koralnik, sagte: „Nun erzählt erst mal.“ Ein wunderschöner und beruhigender Augenblick. Zu spüren, dass Freundschaften über Zeit und Grenzen hinweg dauern und sich fortführen lassen, und zu wissen, dass wir, wenn wir unsere Zelte im kommenden Jahr in Hamburg abbrechen, sie getrost in Zürich wieder aufschlagen können.

Worüber haben Sie sich 2023 am meisten geärgert?

Dass ein altlinker Literaturkritiker noch immer ehrabschneidende Verlagslegenden verbreitet.

Was war 2023 Ihr schönster Erfolg?

Als wir im September den Vertrag über den Verkauf unserer edition momente-Kalender mit dem Athesia Kalenderverlag, München, und der Verlegerin Paulette Lamber unterzeichnen konnten.

Und Ihr traurigster Misserfolg war?

Kein Misserfolg, sondern meine schwerste Entscheidung als Verlegerin: Nach 39 Jahren meine Herausgeberschaft des Arche Literatur Kalenders (1984-2018) sowie des edition momente-Literatur Kalenders (2018-2023) zu beenden. Den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, wann man zu anderen Ufern aufbrechen sollte. Zufrieden, dass unsere einstige Arche-Lektorin Claudia Jürgens den Kalender fortführt, während Max Bartholl weiterhin den Kinder Kalender im Moritz Verlag gestaltet.

Ihre schönste Buchhandlung/Ihr liebster Verlag in diesem Jahr?

Jede Buchhandlung, die „unsere“ Kalender und in Zukunft die unter dem Label edition momente bei Athesia erscheinenden Kalender einen guten Platz in ihrem Sortiment einräumen.

Von welchem Thema wollen Sie (warum) im kommenden Jahr nichts mehr lesen?

Themen kommen und gehen. Sie halten uns lebendig und flexibel.

Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?

Über all das, was in den Jahren eines Verlegerin-Lebens aus Zeitnot unterblieben ist.

Welchen Fehler aus diesem Jahr möchten Sie im kommenden Jahr vermeiden?

Zu denken, dass man alles so gut schafft wie vor 20 Jahren.

Und welchen Fehler werden Sie trotzdem wiederholen?

Vermutlich den genannten.

Welches Buch hat Ihnen in diesem Jahr besonders viel Freude gemacht?

Der Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und ihrem Mann Heinrich Blücher (1936-1968). Nicht Freude, sondern Respekt vor einer Beziehung des Dialogs und gemeinsamen Denkens.

Welches wird Ihr wichtigstes Buch im neuen Jahr?

Meron Mendel, Über Israel reden. Eine deutsche Debatte. Ein Buch, das in den Tagen nach dem Massaker der Hamas an Menschen wie der kanadischen Friedensaktivistin Vivian Silver für mich wichtig war und dem ich auch im neuen Jahr Leserinnen und Leser wünsche.

Von wem würden Sie gern auch mal die Antworten auf diesen Fragebogen lesen?

Von Markus Weber, dem Verleger des Moritz Verlags.

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie eigentlich gern beantwortet?

Welcher Tag in diesem Jahr war Ihr traurigster?

Hier können Sie die auch beantworten:

Es gab traurige Momente, aber der traurigste Tag war: Als Susanna Wengeler mir im August schrieb, dass der liebenswerte Christian von Zittwitz seinen heroisch geführten Kampf mit seiner Krankheit verloren hatte.

Gestern fragten wir Vera Corsmeyer, morgen antwortet Attila Zoltan

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