Der andere Fragebogen Wie war Ihr Jahr, Thomas Koch?

Seit Nikolaustag fragten wir wieder bis heute (Heilige Drei Könige) in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“. Den Abschluss macht heute Thomas Koch, Leiter Presse und Öffentlichkeitsarbeit beim Börsenverein:

Thomas Koch


Welcher Tag war Ihr schönster im letzten Jahr?
Da gab es sehr viele. Zum Beispiel der Moment nach der Pressekonferenz mit Friedenspreisträger Salman Rushdie, in dem ich realisierte, dass alles sicher und wie geplant abgelaufen war. Der Tag, an dem ich mein Zehnjähriges beim Börsenverein feierte und ich merkte, dass ich irre gerne in diesem Verband und in dieser Branche arbeite. Oder der Tag, an dem mein kleiner Neffe, der in Spanien lebt, jetzt mit drei Jahren zum ersten Mal sagte, dass er traurig ist, dass ich abreise.

Worüber haben Sie sich 2023 am meisten geärgert?
Nach einem Deutschlandfunk-Interview bekam ich eine Mail, in der mir ein Zuhörer eine „I-Inkontinenz“ bescheinigte und eine Sprachtherapie ans Herz legte, weil ich gegendert hatte. Im Grunde habe ich gelacht, aber ich finde es traurig, wie sehr sich manche – meist privilegierte – Menschen gegen die Entwicklung hin zu einer inklusiveren, gleichberechtigteren Gesellschaft sträuben.

Was war 2023 Ihr schönster Erfolg?
Auch da wieder viele: Dass so viele Kolleg*innen mit uns den Christopher Street Day am Haus des Buches in Frankfurt gefeiert haben. Dass der Deutsche Sachbuchpreis prominent in der Tagesschau lief. Dass ich mich inzwischen einigermaßen flüssig auf Spanisch unterhalten kann.

Und Ihr traurigster Misserfolg war?
Dieser wurde mir bewusst, als ich in der App meines Fitnessstudios nachgesehen habe, wie oft ich mich im letzten Jahr eingecheckt habe.

Ihre schönste Buchhandlung/Ihr liebster Verlag im letzten Jahr?
Es fällt mir schwer, ein Beispiel aus Deutschland zu nennen – da machen so viele tolle Arbeit. Im Urlaub war ich wieder bei „Mollat“ in Bordeaux, das ist wirklich ein Paradies.

Von welchem Thema wollen Sie (warum) im kommenden Jahr nichts mehr lesen?
Von Krieg, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen, Genderverboten, AfD-Wahlerfolgen – Begründung überflüssig.

Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?
Darüber wie es uns gelingt, in der Gesellschaft, in der Branche und auch im privaten Umfeld mehr das Gemeinsame und weniger das Trennende zu sehen.

Welchen Fehler aus dem, letzten Jahr möchten Sie in diesem Jahr vermeiden?
In die Aufzeichnungen meiner Fitnessstudio-App zu sehen.

Und welchen Fehler werden Sie trotzdem wiederholen?
Vermutlich doch reingucken – aber sicher dann mit viel besserem Ergebnis (Stand dieser Aussage: Januar 2024).

Welches Buch hat Ihnen im letzten Jahr besonders viel Freude gemacht?
Ich habe vor kurzem den Autor Joachim B. Schmidt entdeckt und inzwischen vier Bücher von ihm gelesen. Ich liebe die beiden „Kalmann“-Bücher und den tollen, liebenswerten Blick, den der Erzähler auf den „Sheriff von Raufarhöfn“ hat.

Welches wird Ihr wichtigstes Buch im neuen Jahr?
Eins, das ich selbst schreibe: Ich habe mir zu Weihnachten das Buch „Ein guter Plan“ gewünscht, eine Mischung aus Kalender, Tagebuch und Notizbuch – soll zu mehr Achtsamkeit und Selbstreflexion anregen.

Von wem würden Sie gern auch mal die Antworten auf diesen Fragebogen lesen?
Von Kalmann.

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie eigentlich gern beantwortet?
Worauf freuen Sie sich 2024 besonders?

Hier können Sie die auch beantworten:
Auf spannende Buchmessen mit vielen Begegnungen, die Planungen zum 200-jährigen Verbandsjubiläum 2025 und natürlich aufs Fitnessstudio.

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