Christine Grän und Hannelore Mezei über ihr Buch "Glück in Bad Ischl" (Ars Vivendi) „Wir haben beim Planen und Recherchieren unserer Bücher immer enormen Spaß“

Christine Grän (c) Angelika Bardehle

Bad Ischl als Welthauptstadt des Verbrechens. Eine Überdosis Romantik. Ein fescher Kriminaler, der leider immer zur rechten Zeit am falschen Ort ist … Die Autorinnen Christine Grän und Hannelore Mezei schicken ihren Chefinspektor Martin Glück in Glück in Bad Ischl (Ars Vivendi) zum siebten Mal zu einem mörderischen Einsatz im schönen Österreich. Offenbar gehen den beiden die Ideen nicht aus – und die kriminelle Energie auch nicht. Der Buchmarkt fragt nach.

Frau Grän, Frau Mezei, in Ihrem neuesten Krimi schicken Sie Ihren Wiener Chefinspektor Martin Glück ins beschauliche Bad Ischl. Nach Salzburg und Wien, dem Burgenland, der Steiermark und dem Wörthersee – ist Österreich so ein gefährliches Pflaster?

Hannelore Mezei

Hannelore Mezei: Eigentlich habe ich mich bisher in Österreich immer recht sicher gefühlt. Aber wenn Sie das jetzt so erwähnen …  Andererseits: Pro Jahr ein bis zwei Morde in einem Bundesland, die noch dazu von einem tüchtigen Kriminaler wie Chefinspektor Martin Glück aufgeklärt werden, deuten dann doch nicht auf ein gefährliches Pflaster hin. Im Ernst: Leider nimmt auch im kleinen Österreich die Kriminalität zu, aber im Vergleich zu vielen anderen Ländern sind wir immer noch ein sicheres Pflaster.

Ihr Held ist ein seltsames Geschöpf: Frauenliebling und beziehungsgestört, charmant, aber mit Aggressionsproblem, clever, gutaussehend, aber im Herzen ein Softie … Wie kommt man denn auf so eine Figur?

Christine Grän: Antihelden gibt es in der Kriminalliteratur wie Schwammerln im Wald, also wollten wir so was wie den ‚perfekten Mann‘ erschaffen. Doch schon beim ersten Fall (Glück am Wörthersee) ist uns aufgegangen, dass Perfektion vor allem eins ist: langweilig. Also haben wir unseren Glück mit ein paar Macken ausgestattet, die ihn beruflich wie privat bisweilen in die Bredouille bringen. Vor allem in Liebesdingen: immer geht was schief. Am Schluss des neuen Krimis (Glück in Bad Ischl) fährt er immerhin aufgemascherlt zu seiner Hochzeit. Aber …

Es ist ja auffällig, dass Sie sich immer die schönsten Flecken aussuchen, an denen Ihre Krimis spielen. Diesmal steigt Ihr Chefinspektor im (fiktiven) „Hotel Sisi“ ab. Wie groß ist der Anteil an Recherchereisen am Entstehen Ihrer Romane? Ist das Schreiben am Ende in Wahrheit mehr Lust als Last?

Mezei: Sehr viel Lust und Null Last! Wir haben beim Planen und Recherchieren immer enormen Spaß. Vor allem wenn eine von uns mit einer allzu skurrilen Idee ankommt, die dann zwar verworfen wird, worüber wir uns aber oft totlachen. Und Recherchereisen sind ein ganz wichtiger Faktor. Bis auf „Glück im Burgenland“, als während des Corona-Lockdowns Reisen nicht möglich war, verbringen wir gemeinsam immer einige Zeit am jeweiligen Ort des Geschehens, um Umfeld und Lokalkolorit möglichst authentisch beschreiben zu können. Besonders einfach war das ja am Wörthersee, wo wir beide immer wieder Urlaub verbringen, in Graz, unserer Geburtsstadt und wo wir gemeinsam studiert haben, sowie in Wien, wo ich wohne.

Sie schreiben seit Jahren Ihre Krimis als Duo. Wie darf man sich das vorstellen?

Grän: Wir wollten gemeinsam nur einen Krimi schreiben – eine spontane Idee am Wörthersee. Und jetzt ist es doch eine Serie geworden, in der wir den Chefinspektor durch die österreichischen Bundesländer bewegen. Die Arbeitsmethode: Wir nehmen uns ein paar Tage für den Plot und treffen uns dafür in Wien, Kärnten, München oder jetzt Graz. Mezei und ich kennen uns seit Schultagen, wir haben während des Studiums sogar ein kleines Zimmer in Graz geteilt. Danach recherchieren wir am Ort des Geschehens und anschließend planen wir die Kapitel, die wir dann abwechselnd schreiben und einander per Mail schicken.  Und am Ende setzen wir uns noch einmal zusammen und gehen über den Text.

Das Wundersame ist, dass unsere Freundschaft nach sieben Büchern keinen Schaden genommen hat. Im Gegenteil: Wir haben immer viel gelacht.

Und wie schaffen Sie es, dass man den Texten nicht anmerkt, dass sie aus zwei verschiedenen Federn stammen?

Mezei: Tja, das ist unser großes Geheimnis! Nein, ehrlich: Wir haben einen ähnlichen Humor und einen ähnlichen Stil. Wie bereits erwähnt, kennen wir einander ja schon sehr viele Jahre. Außerdem „redigieren“ wir unsere Kapitel jeweils gegenseitig, um sie auf eine gemeinsame Linie zu bringen. Diese Anpassung aneinander wird mit jedem Buch einfacher. Wären wir zu verschieden, hätte das ganze gemeinsame Buchprojekt von vornherein nicht funktioniert. Und unsere Freundschaft über die Jahrzehnte vermutlich auch nicht.

Ein besonderes Schmankerl Ihrer Krimireihe ist ja, dass Sie immer wieder auch das österreichische Idiom einfließen lassen und mit umgangssprachlichen Vokabeln nicht sparen, die dann am Ende des Romans in ein Glossar übersetzt werden. Vom Schinakel bis zur Funzn, vom Pantscherl bis zum Feschak. Hand aufs Herz: Lachen Sie sich manchmal tot, wenn Sie sich die deutsche Leserschaft bei der Lektüre vorstellen?

Grän: Wir würden es nie wagen, über unsere Leser zu lachen, wenn schon, dann MIT ihnen! Nachdem ich so lange in Deutschland gelebt habe, musste ich mich ja selbst ins Österreichische erst wieder reinfinden, doch das ging schnell, auch wenn es in jedem Bundesland unterschiedliche Dialektbegriffe gibt. Mein Lieblingswort ist Bahö. Oida, moch kan Bahö – Alter, mach kein Aufhebens. Wienerisch. Wer die österreichische Seele in ihrer reinsten Form ergründen möchte, dem sei (außer Glück) ‚Die Tante Jolesch‘ von Friedrich Torberg wärmstens empfohlen

Glück ist inzwischen ja ein Klassiker. Gibt es schon Pläne für weitere Stationen?

 

Mezei: Wie gesagt haben wir den Martin Glück bis jetzt durch sieben Bundesländer geschickt. Es fehlen nur noch Niederösterreich und Vorarlberg.  Als nächste Station haben wir jedenfalls die schöne Wachau in Niederösterreich ins Auge gefasst. Wieder eine Recherchereise, die „net unbedingt a Straf is“, wie man im Österreichischen so schön sagt.

Und jetzt noch Ihrer beider Lieblingscharaktere aus der Krimireihe, bitte!

Grän&Mezei: Wir sind uns einig: Romana Petuschnig. Eine Uralt-Freundin Martin Glücks, Betreiberin einer altersschwachen Villa am Wörthersee, in der sie ihre Gäste mit spektakulär grauslichen Gerichten martert. Seit dem ersten Fall mischt sie sich immer wieder in Martins Leben ein, und weil er sie schon als 14Jähriger verehrte, lässt er es zu. Im gerade erschienenen Roman verknackst sich Romana den Fuß beim Knicks vor dem Kaiser-Urenkel. So was kann einem auch nur mit Stöckelschuhen in Bad Ischl passieren!

Christine Grän, Handicap 24, wurde in Graz geboren und lebte in Berlin, Bonn, Botswana und Hongkong. Die gelernte Journalistin wurde durch ihre Anna-Marx-Krimis bekannt. Sie veröffentlichte unter anderem die Romane „Die Hochstaplerin“, „Hurenkind“ und „Heldensterben“ sowie die Short Story-Sammlung „Amerikaner schießen nicht auf Golfer“ Zusammen mit Hannelore Mezei hat sie den genialen Kommissar Martin Glück erfunden. Grän wohnt in Graz und reist gerne in Länder mit Golfplätzen.

Hannelore Mezei stammt aus Graz, studierte Germanistik, lebte in Zimbabwe und Südkorea und arbeitete viele Jahre als Redakteurin und Medizinjournalistin in Wien. Heute lebt sie in Wien und Velden am Wörthersee, schreibt Sachbücher und gemeinsam mit Christine Grän die Glück-Krimis.

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