Mit starken Worten wirken Wortmeldungen-Literaturpreis für Volha Hapeyeva

Volha Hapeyeva (C) Bogenberger Autorenfotos

Die aus Belarus stammende Autorin Volha Hapeyeva wird mit dem mit 35.000 Euro dotierten Wortmeldungen -Literaturpreis 2022 ausgezeichnet. Der Preis für kritische Kurztexte wird in diesem Jahr zum fünften Mal von der Crespo Foundation verliehen.

In ihrem ausgezeichneten Essay Die Verteidigung der Poesie in Zeiten des Exils setze sich Volha Hapeyeva mit der Macht von Sprache und Literatur vor dem Hintergrund eines Lebens in der belarussischen Diktatur und im Exil auseinander. Ihrem Text gelinge es auf eindringliche Weise, das Nachdenken über Heimat und persönliche Wurzeln mit der Reflexion über Gewalt und Macht zu verweben, heißt es in der Begründung der Jury. „Dabei zielt die Autorin vor allem auf die Kraft der Sprache ab: Sie zeigt, dass Diktaturen Sprachpolitik für ihre Zwecke nutzen, dass sie ihre eigene Sprache etablieren, dass Worte töten können. Und dass Diktaturen Kunst und Poesie unterdrücken, weil sie Mittel des kritischen Denkens sind, die ihnen gefährlich werden können. Gerade deswegen setze Hapeyeva despotischen Machtstrukturen ein poetisches, nomadisches Denken entgegen. Ihr kunstvoll arrangiertes Plädoyer für eine widerständige Poesie gewinnt vor dem Hintergrund des Krieges gegen die Ukraine an bedrückender Aktualität. Hapeyeva tut, was eine Autorin im Angesicht von Gewalt und Unterdrückung zum Besten tun kann: mit starken Worten wirken.“

Über die Vergabe des Preises entschieden die Juror*innen Paul Jandl (Literaturkritiker), Hasnain Kazim (Journalist und Autor), Esra Küçük (Politikwissenschaftlerin), Christine Lötscher (Literaturkritikerin), Ijoma Mangold (Literaturkritiker), Barbara Mundel (Theaterintendantin) und Sighard Neckel (Soziologe).

Die Preisverleihung findet am 19. Juni 2022 im Schauspiel Frankfurt statt. Die Laudatio hält Sighard Neckel, zudem gibt es eine Podiumsdiskussion zum Thema „Sprache und Macht“.

Volha Hapeyeva stammt aus Minsk in Belarus und lebt seit 2020 im deutschen und österreichischen Exil. Sie ist Autorin, Übersetzerin und promovierte Linguistin. Ihre Gedichte wurden in mehr als 15 Sprachen übertragen. Auf Deutsch erschienen der Lyrikband Mutantengarten (Edition Thanhäuser, 2020) und der Roman Camel Travel (Droschl Verlag, 2021). Aktuell ist Volha Hapeyeva Stipendiatin des Writers-in-Exile-Programms des PEN-Zentrums Deutschland.

Der Text von Volha Hapeyeva ist online zu lesen unter www.wortmeldungen.org/literaturpreis/preistraegerin. Er erscheint zudem als Buch in der Reihe Wortmeldungen des Verbrecher Verlags zur Preisverleihung im Juni.

 

 

 

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