Was ist los bei Random House? Thomas Rathnow: „Wir lassen uns nicht beirren – auch nicht durch Spekulationen und Fehlinformationen“

Thomas Rathnow : „Tatsächlich wollen wir die Verlage Manesse, aber auch Siedler oder DVA so weiterführen, dass sie eine sichere Zukunft haben“ Foto© Susanne Krauss

Heute war es Thema in der ZEIT, am Wochenende hatte schon die FAZ die Umstrukturierung innerhalb der Penguin-Verlage der Verlagsgruppe Random House zum Anlass genommen, über die Zukunft der Verlage Siedler, DVA, Knaus und Manesse zu spekulieren und zu prognostizieren, „unter dem neuen Namen (Penguin)  dürften dann vom starken Profil dieser klangvollen Verlage kaum mehr als hübsch gestaltete Potemkinsche Dörfer übrig bleiben“ – Anlass genug also für Thomas Rathnow, (innerhalb der Verlagsgruppe verantwortlich für die Penguin-Verlage), Position zu beziehen. Wir haben ihn gefragt:

BuchMarkt: Es kommt ja nicht jeden Tag vor, dass sich die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und „Die Zeit“ mit einer Branchenmeldung beschäftigen, was ist  passiert?

Thomas Rathnow: Zwei Feuilletonisten, die als Nachwortautoren bei Manesse dem Verlag besonders nahestehen, hatten offenbar Befürchtungen, dass die Neuorganisation eines Teils unserer Verlagsteams den Manesse Verlag im Kern bedrohen könnte. Dabei schwingt vermutlich die Einsicht mit, dass es nicht ganz einfach ist, einen Klassikerverlag als Novitätenverlag zu führen, wie es im deutschsprachigen Raum einzig bei Manesse versucht wird. Tatsächlich wollen wir die Verlage Manesse, aber auch Siedler oder DVA so weiterführen, dass sie eine sichere Zukunft haben. Dazu bündeln wir in einem Bereich, in dem auch das Penguin Hardcover entwickelt wird, unsere besonders anspruchsvollen Programme und verstärken hier entsprechende Lektoratskompetenz.

Ihre Autoren und Kollegen verfolgen die Berichterstattung sicherlich ebenfalls mit großen Interesse. Welche Auswirkungen hat das auf die Stimmung im Haus?
Unsere Kolleginnen und Kollegen wissen, dass wir – den weitverbreiteten Sorgen über verändertes Leseverhalten, den Strukturwandel der Medien und die digitale Transformation des Buchmarkts zum Trotz – das tun, was wir am besten können: mit Leidenschaft Bücher verlegen und einer Vielfalt von Autoren eine Heimat bieten. Und sie wissen, dass wir neben Bewährtem auch weiter verlegerische Impulse setzen wollen, indem wir  nun Penguin auch als Hardcoververlag etablieren werden. Unsere Autorinnen und Autoren haben ein enges Verhältnis zu uns, insbesondere zu ihren Vertrauensleuten im Lektorat ihrer Verlage, in den Programm- und Verlagsleitungen und natürlich zu den Kolleginnen und Kollegen unserer Presseabteilungen. Das sind oft langjährige Beziehungen. Wir gehen miteinander durch dick und dünn – das wird auch durch Spekulationen und Fehlinformationen nicht nachhaltig erschüttert.

Sie können aber nachvollziehen, dass bei dem Stichwort „Reorganisation“ sofort die Frage „welche Verlage werden geschlossen“, beziehungsweise „wer muss gehen“ gestellt werden?

So einleuchtend scheint mir das zunächst nicht. Ich kann jedenfalls nicht nachvollziehen, dass teilweise vollkommen an den Haaren herbeigezogene Zusammenhänge hergestellt werden oder nicht erfolgte Ankündigungen interpretiert werden. Wenn wir in unseren Teams versuchen, unsere Arbeit im Dienst unserer Autoren und Leser zu verbessern, dann ist es wenig hilfreich über irgendwelche dunklen Geheimnisse zu spekulieren. Veränderungen sind notwendig, gerade dann, wenn man das Bewährte erhalten will – beispielsweise eine bestimmte Form des historischen Sachbuchs bei Siedler oder die Neuentdeckung von Werken der Weltliteratur bei Manesse.

In ihrer Stellungnahme bekennen Sie sich zum Buch und beschwören die Unabhängigkeit der einzelnen Verlage. Bleibt der Vorwurf der ZEIT,  dass von diesen Verlagen „kaum mehr als hübsch gestaltete Potemkinsche Dörfer übrig bleiben“?
Wir begegnen diesen Vorwürfen, in dem wir bei Missverständnissen, die zu faktischen Falschaussagen führen, um Richtigstellungen bitten. Bloßen Befürchtungen kann man nur dadurch begegnen, dass wir uns in unserem Aufbruch nicht beirren lassen und durch verlegerisches Handeln überzeugen.

 

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