„In einem alten Haus in Berlin“ macht die Vergangenheit lebendig Berlin: Gerstenberg-Buchpremiere im Stadtmuseum

Der Veranstaltungsort war treffend gewählt. In der Nikolaikirche mitten im historischen Nikolaiviertel stellten das Stadtmuseum Berlin und der Gerstenberg Verlag heute Mittag das druckfrische Sachbilderbuch In einem alten Haus in Berlin vor.

Constanze Schröder, Dagmar Schemske, Isabel Kreitz, Kathrin Wolf, Annette Wostrak

Annette Wostrak, die Leiterin des Kinderliteraturhauses LesArt moderierte ein spannendes Podiumsgespräch mit der Autorin Kathrin Wolf und der Illustratorin Isabel Kreitz, mit Gerstenberg-Lektorin Dagmar Schemske und Constanze Schröder vom Team des Museums. Das Buch, das seit gestern im Handel ist, erzählt für Menschen ab etwa zehn Jahren 150 Jahre Berliner Geschichte über fünf Generationen hinweg. Schauplatz des Geschehens ist ein altes Haus in Berlin. 1871 zieht hier die Apothekerfamilie Schwartz in die Beletage ein. Sein Vater habe das Haus mit der Apotheke im Erdgeschoss bauen lassen, berichtet der siebenjährige Karl. Anderthalb Jahrhunderte später, im Jahr 2021, sind die Theke und die Regale der Apotheke noch da. In den Räumlichkeiten eröffnen jetzt die Eltern des zehnjährigen Ben das „APO-Theken-Café“.

Das Buch In einem alten Haus in Berlin habe eine kleine Vorgeschichte, wie Dagmar Schemske erzählte. Die Idee beruht auf dem erfolgreichen Sachbilderbuch Ein altes Haus in Moskau von Alexandra Litwina und Anna Desnitskaya, das 2017 in der Übersetzung von Thomas Weiler und Lorenz Hoffmann erschienen ist und bereits fünf Mal nachgedruckt wurde. Das russische Original aus dem unabhängigen Verlag Samokat hatte der Gerstenberg Verlag auf der Frankfurter Buchmesse entdeckt. „Wir haben uns schnell überlegt, so ein wundervolles Buch auch für Berlin zu machen.“ Zielstrebig sei sie nach Berlin gereist und stundenlang durchs Stadtmuseum gelaufen. Schließlich habe sie sich schnell mit Constanze Schröder geeinigt, die Idee in die Tat umzusetzen. Als Autorin konnte die Kunsthistorikerin Kathrin Wolf gewonnen werden, die unter anderem als Storytellerin arbeitet und für das Museum bereits Texte für Hörstationen schreibt.

Isabel Kreitz zeigt, wie ein Stammbaum entsteht

„Ich habe versucht, mich in die Zeit zurückzuversetzen“, so Kathrin Wolf. „Ich wollte wissen, wie das Leben früher für die Kinder war.“ Auf jeweils einer Doppelseite lässt sie Karl, Martha, Nicole oder Claudia aus ihrem Leben erzählen. Und sie weiß, wie man Gleichaltrige packen kann. Die Leserinnen und Leser erfahren, was die Kinder gerne essen, wie ihre Wohnung eingerichtet ist, womit sie spielen und ob sie ein Haustier haben. Die Folgeseiten geben jeweils einen knappen Überblick über die historischen Fakten. Es sei eine große Herausforderung gewesen, das Geschehen von der Kaiserzeit über zwei Weltkriege, Mauerbau und Mauerfall bis heute einfach und so kurz wie möglich zu erzählen, gab die Autorin zu. Isabel Kreitz hat alles detailreich in Szene gesetzt. Viele der dargestellten Objekte wie Möbel, Puppen oder Musikinstrumente hat Kathrin Wolf im Fundus des Stadtmuseums entdeckt. „In einem alten Haus in Berlin vermittelt Stadtgeschichte und gibt zugleich Einblick in die Arbeit des Museums“, freute sich Constanze Schröder, die das Buch künftig bei Besuchen von Schulklassen und Familien einsetzen will.

Annette Wostrak empfahl das Buch für jedes Alter, auch für Erwachsene: „Die Leserinnen und Leser können mit und an dem Buch wachsen“, sagte sie. Auch das Publikum war von dem anschaulichen Geschichtsbuch begeistert und dankte mit kräftigem Applaus.

ml

 

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