Ein Tiefschlag vor dem Hintergrund des im vergangenen Oktober durch die UNESCO an Bremen verliehenen Titels einer "City of Literature" Bremen: Buchhandlung Storm hat Insolvenzverfahren beantragt

Buchhandlung Storm 2022 (Foto: Buchhandlung Storm)

Die Bremer Tageszeitung Weser-Kurier, ebenso das Nachrichtenportal von t-online.de, meldeten gestern, dass die traditionelle Bremer Buchhandlung Storm ein Insolvenzverfahren beantragt hat. Man bezieht sich dabei auf Aussagen des Bremer Insolvenzverwalters Rechtsanwalt Georg Schloenbach. Weitergehende Informationen waren bislang von diesem nicht zu erlangen und sind seitens der Buchhandlung selbst wegen des schwebenden rechtlichenVerfahrens zu diesem Zeitpunkt nicht zu erwarten.

Noch vor knapp zwei Jahren, im April 2022, hatte die heute älteste Buchhandlung Bremens das 125. Jubiläum ihrer Gründung gefeiert. Und im Oktober 2021 hatte Storm sogar noch den zweiten Platz im Wert von 50.000 Euro im Wettbewerb „Neu gedacht – neu gemacht“ für den bereits bestehenden Einzelhandel belegt, den die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH im Rahmen des Aktionsprogramms Innenstadt (API) ins Leben rief.

Storm ist es ebenso zu verdanken, das Projekt der „Bremer Büchermeile“ ins Leben gerufen zu haben, die seit dem Sommer 2018 in der Langenstraße stattfindet, in der die Buchhandlung ihren Sitz hat und an der viele unabhängige deutschsprachige Verlage an einem Samstag mit ihren Ständen auftreten, mit großem Besuchererfolg eine Bremer Buchmesse veranstalten. In der Ausgabe des vergangenen Jahres nahmen 30 Aussteller an diesem Event teil.

Die Frage stellt man sich ernsthaft in Bremen, wie das schrittweise (Ab-)Sterben der Bremer Innenstadt noch aufzuhalten ist. Sich bei der Suche einer Diagnose dieser urbanen Entwicklung oder sogar nach einer Lösung, die bekanntermaßen sich nicht nur auf eine Stadt wie Bremen bezieht, ausschließlich auf den tatsächlich immer weiter forcierenden Anstieg des Internethandels zu konzentrieren, damit kommt man dem Problem wohl nicht wirklich auf die Spur.

Solche Fehlentwicklungen haben aber wohl gerade in dieser Stadt ihre Ursache in einer eher engstirnig betriebenen Denkmalschutzpolitik, im bisweilen dilettantischen Verständnis von Urbanistik und zunehmend stringenter Sparpolitik auf allen politischen Entscheidungsebenen.

So beziehen sich die Ängste auf eine immer weiter fortschreitende Aggressivität des Innenstadt-Immobilienmarktes, die auch ein so hoffnungsvolles Projekt wie das geplante „Stadtmusikantenhaus“ und das darin logierende Literaturhaus Bremen in Gefahr bringen könnten. Diese beiden Einrichtungen lägen, wenn sie einmal ihre Tätigkeiten an diesem Ort aufnähmen, vis-à-vis der gleichen Straße, in der die Buchhandlung Storm ihr Geschäft betreibt.

Der Zusammenbruch einer solchen Institution, wie der Verlust einer solchen Buchhandlung wäre für das Image der Stadt obendrein ein blamabler Tiefschlag vor dem Hintergrund des im vergangenen Oktober durch die UNESCO an Bremen verliehenen Titels einer „City of Literature“.

Man kann nur hoffen, dass die Insolvenz noch abgewendet werden kann. Es wäre sonst ein doppelter schwerer Verlust für Bremens Innenstadt und den gesamten Bremer und bundesdeutschen Buchhandel.

Guenter G. Rodewald

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