Bücher und Autoren heute in den Feuilletons – und heute feiert Helmut Schmidt seinen 90.

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch.

Klar – Helmut Schmidt ist heute zu seinem Ehrentag groß auf vielen Titelblättern. Nur bei der FAZ nicht, da gibt es eine Weihnachtsgans. Und bei der SZ auch nicht…

Frankfurter Rundschau

„Friedel und Teddie“ – nein, hier geht es nicht um Plüschtiere, sondern um den Briefwechsel von Theodor W. Adorno und Siegfried Kracauer aus den Jahren 1923-1966 (Suhrkamp). Die beiden verband eine lebenslange Freundschaft, wenn sie auch in manchen theoretischen Ansichten nie unter einen Hut kamen.

Sylvia Staude rezensiert Kate Atkinsons Lebenslügen (Droemer).

Ein Trio Infernale? Wiglaf Droste, Nikolaus Heidelbach, Vincent Klink haben bei DuMont ein Buch mit dem Titel Wein gemacht. Und Rezensent Hans-Jürgen Linke kalauert ein bisschen über das Buch, und viel mehr, als dass Geschichten und Zeichnungen darin sind, verrät er uns nicht. Wären wir gar nicht drauf gekommen…

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Zu schön, um es zu übergehen: „Hier sind wir bedient“. Gemeint ist die Deutsche Bahn, die ihre Fahrgäste nicht nur mit Zugausfällen und Verspätungen nervt, sondern auch andere Quälereien auf Lager hat: Zum Beispiel die ewig nutzlosen Durchsagen, die Deutsch schon kaum hinhauen, geschweige denn in dem Idiom, das die Durchsager für Englisch halten. Patrick Bahners und Edo Reents haben sich der Bahn-Folter unterzogen.

Frisch heißt der Roman von Mark McNay (dtv) – ein „eintöniges Einerlei aus toten Hühnern, dicken Zigaretten und schnellen Halben im Pub“. Aber so richtig schlecht machen will Reinhard Helling das Buch dann auch wieder nicht. Besonders die Rückblenden haben es ihm angetan.

Das Gesicht des Literaturnobelpreis-Verkünders Peter Englund, den wir gestern meldeten und der den unsäglichen Horace Engdahl (Vorsicht, der will nach Berlin ziehen!) ablöst: Robert von Lucius porträtiert den Neuen, und es klingt so, als würden uns Dusseligkeiten a la Engdahl fürderhin erspart bleiben…

Die Welt

Buchtipps in aller Kürze:
Warum der Löwe eine Mähne hat von Lewis Smith (Jacoby & Stuart), Warum Katzen immer auf die Pfoten fallen von Christopher Jargodzki (Reclam), Energie! Entdecke, was die Welt bewegt (Hoffman und Campe), Einfach klug – 60 Ratschläge für ein gelingendes Leben von Ernst Peter Fischer (Nymphenburger) und Weltgeschichte der Zahlen von Harald Haarmann (C.H. Beck).

Süddeutsche Zeitung

„Thomas Bernhard, Bauer zu Nathal“ – Christine Dössel widmet sich der „prächtigen Bildbiographie“ unter dem Titel Thomas Bernhard. Leben und Werk in Bildern und Texten (Residenz).

Svenja Flaßpöhler „empfiehlt die Eifersucht“. Schreibt Tomas Steinfeld über ihr Buch Gutes Gift. Über Eifersucht und Liebe (Artemis & Winkler).

Der Historiker Paul Gerhard hat die mächtigen Bilder des 20. Jahrhunderts zu einer kommentierten Enzyklopädie zusammengestellt. Die heißt Das Jahrhundert der Bilder. 1949 bis heute (Vandenhoeck & Ruprecht). Roman Deininger rezensiert, und wir fragen uns, wie denn von 1949 bis heute schon das titelgebende Jahrhundert zusammenkommen kann. Oder ist das jetzt kleinlich?

Annotationen
Oswald Egger Diskrete Stetigkeit. Poesie und Mathematik (Suhrkamp, edition unseld) und 100 Filmklassiker (Taschen) in zwei Bänden.

Neue Zürcher Zeitung

„Fettnäpfe unter dem Mikroskop“: Die Ausgabe von Jean-Philipp Toussaints Roman „Fernsehen“ treffe ins Schwarze, meint heute morgen Georg Renöckl. Ins Schwarze treffe auch die verlegende Frankfurter Verlagsanstalt, die nun eine Werkausgabe des Franzosen, der bisher eher als Insidertipp galt, folgen lässt.

Ein „Russisches Sittengemälde“ zeichne Leonid Dobytschins in seiner „meisterlichen“ Erzählung „Jewdokija“ (Verlag Friedenauer Presse), so Ilma Rakusa.

„Alter Horror im neuen Irland“ wage Patrick McCabe mit Winterwald im Berlin Verlag, so Michael Schmitt. „Wie ein Refrain durchziehen ein paar Zeilen eines alten Trinkliedes das Buch und geben ihm eine Struktur; und je öfter sie zitiert werden, desto gruseliger wird es, wenn der Leser mit den Abgründen von Redmonds Seele konfrontiert wird. Das ist manchmal ein wenig bemüht, aber immer amüsant – ein bahnbrechender Fortschritt zur Weiterentwicklung der irischen Gegenwartsliteratur aber ist es noch nicht.“

„Wem die Mutter stirbt“ ist das Thema in den beiden Romane von Evelyn Grill Das römische Licht (Residenz) und Mikolaj Lozinski Reisefieber (DVA). Etwas grimmiger bei Grill, etwas weicher nehme Lozinski das Thema auf.

DIE ZEIT

Vorzeititg wegen der Weihnachtstage ist heute DIE ZEIT erschienen.

„Der heilige Maler“: Gemeint ist Fra Angelico, auf den die Autorin Diane Cole Ahl in ihrem nach dem maler benannten Buch bei Phaidon einen neuen Blick werfe, so Martin Warnke.

„Schaudernde Begeisterung“, so sei Autorin Isabelle Graw ihr Thema in Der große Preis beiDuMont angegangen, in dem sie über „Kunst zwischen Markt und Celebrity Culture“ beschreibe. Am Ende kämpfe sie doch nicht „mit offenem Visir“, meint Hanno Rauterberg und schaudert ebenfalls, aber unbegeistert.

„Wenn der Mond hinter den Wolken verschwindet“: Von Robert Olmstead sei mit Der Glanzrappe bei Eichborn ein erschütternder Roman über den amerikanischen Bürgerkrieg erschienen, so Franz Lettner.

„Der Tod hängt an der Schlafzimmerdecke“, entsprechend witzig gehe es in Schöner wird’s nicht von David Sedaris zu, dessen Humor nicht schneidet, sondern kitzele, so Wilhelm Trapp.

Annotiert wird unter „Teufel Hitler“ Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich von Hubert Wolf (C.H.Beck]) und von Klaus Kühlwein Warum der Papst schwieg aus dem Patmos Verlag.

„Was sagst Du, Herz – Dass ich aus Liebe schlage“, ist mit einem Zitat ein Bericht über die Wiederentdeckung des einstmals viel gelesenen portugiesischen Autors Luis Camoes überschrieben. Der ist jetzt mit den beiden Büchern Sämtliche Gedichte und Die Luisiaden wieder im Verlag Elfenbein zu lesen.

Im Literaturteil wird gleich auf der ersten Seite ei kirchengeschichtliches Werk von Diarmid MacCulloch. In Die Reformation 1490-1700 (Deutsche Verlagsanstalt) befasst er sich mit der Geschichte der Reformation gelehrsam, aber auch kritisch gegenüber den religiösen Dogmen.

„Was könnte ich alles lernen von Dir“: Marion Gräfin Dönhoff und Carl Jacob Burckhardt führten ein „briefliches Zwiegespräch“, das unter Mehr als ich dir jemals werde erzählen können (Hoffmann und Campe) erschienen ist. „Diese Briefe zeigen eine Marion Dönhoff, die ich und bestimmt viele andere so nicht kannten, die nun noch viel liebenswerter geworden ist, weil Verborgenes zutage tritt, die verdeckte Sehnsucht nach dem ersten Leben, verdeckt aber auch vor sich selber.“

„Und ewig fließt der Don“: Fritz Pleitgen erzählt in Väterchen Don (Verlag Kiepenheuer & Witsch) „unterhaltsam und informativ von Russland“.

ZEIT-Mitarbeiter empfehlen: Konrad Heidkamps Sophisticated Ladies – junge Frauen über 50 (rororo Sachbuch, Rowohlt Verlag).

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