Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Ein großartiger Liebes-, Migrations- und Coming-of-Age-Roman“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Gemordet wurde auf allen Seiten“: David Van Reybrouck erzählt bestechend von Indonesiens Weg in die Unabhängigkeit, überschätzt dessen globale Wirkung und endet mit Agitation. „Die letzten vierzig Seiten ähneln Texten aus dem Bereich sozialistischer Agitation und Propaganda und münden schließlich in einen Epilog, an dem Aktivisten der Extinction Rebellion ihre Freude haben müssten. Das ist zweifellos ein Bruch, aber er fügt einem Buch, das zum überwiegenden Teil lehrreich und kurzweilig geschrieben ist, immerhin nur begrenzten Schaden zu.“

  • David Van Reybrouck, Revolusi. Indonesien und die Entstehung der modernen Welt (aus dem Niederländischen von Andreas Ecke; Suhrkamp Verlag)

„Zum Wohle der Mitarbeiter und des Profits von KI-Entwicklern“: Thomas Davenport und Steven Miller präsentieren erhellende Einsichten in eine von Pandemie, halbintelligenten Maschinen und Kontrollsystemen geprägte Arbeitswelt. „Anhand zahlreicher Interviews und Firmenprofile, die wie klassische Fallbeispiele aus den Wirtschaftswissenschaften aufgebaut sind, aber ohne genauere Kennzahlen auskommen müssen, skizzieren Davenport und Miller den Einsatz von ML/KI-Software in verschiedensten Sparten und Aufgabengebieten vom Versicherungsvertrieb über Universitäts-Fundraising bis hin zur Telemedizin. Am Ende jedes Beispiels sammeln die Autoren drei oder vier Aspekte daraus, die sie bemerkenswert finden. Abgerundet wird das Buch durch eine Systematisierung der Beobachtungen. Davenport und Miller fassen darin zusammen, was ML/KI heute kann und was (noch) nicht. Es bietet damit einen guten Überblick, zumal es auf aktuelle Herausforderungen wie Telearbeit in und nach der Covid-19-Pandemie eingeht.“

  • Thomas H. Davenport und Steven M. Miller, Working with AI. Real Stories of Human-Machine Collaboration (MIT Press)

„Von der Wandelbarkeit der Säuglingsnasen“: Schockierende Momentaufnahme eines historischen Moments und Hoffnung auf Besserung: Anna Kims Roman „Geschichte eines Kindes“ erzählt vom Alltagsrassismus. „Anna Kim hat hier ein intelligent komponiertes, aber auch etwas grob zusammengebrachtes Buch geschrieben, das den aktuellen identitätspoli­tischen De­batten historische Tiefe gibt. Sie zieht eine Verbindungslinie vom in­stitutiona­lisierten Rassismus, der noch in den Fünfzigerjahren in den Vereinigten Staaten normal war, zur Legi­timationsnot einer Österreicherin mit unösterreichischem Aussehen. Es folgt daraus kein moralischer Appell.“

  • Anna Kim, Geschichte eines Kindes. Roman. (Suhrkamp Verlag)

„Auswege aus der Eintönigkeit“: Thomas Melle erzählt in Das leichte Leben von den Abgründen gut situierter Existenzen. Aber lässt sich darüber noch etwas Originelles sagen? „Man ist etwas ratlos, ob Kategorien wie die der poetischen Wahrscheinlichkeit auf den Roman überhaupt noch anwendbar sind, oder ob man es eher mit der Parodie eines Familienromans zu tun hat. Dann aber würde nichts mehr aufgedeckt oder enttarnt, sondern nur noch das Aufdecken selbst parodiert.“

  • Thomas Melle, Das leichte Leben. Roman. (Kiepenheuer & Witsch)

„Im Bett suchen wir unser Ich jeden Morgen wieder neu zusammen“: Der Philosoph Emanuele Coccia findet, dass sich sein Fach bislang nicht genug mit dem Ort befasst hat, an dem das eigentliche Leben stattfindet: dem Zuhause. „Coccia geht in seinem Essay über die Geschichte seines Anliegens ebenso hinweg, wie ihn die Geschichte seines Gegenstands nicht interessiert: Kein Wort über das Verhältnis von Wohnung und Kleinfamilie, kein Wort über das Bürgertum und sein Interesse an der Repräsentation und vor allem kein Wort über Wohnen und Einkommen.“

  • Emanuele Coccia, Das Zuhause. Philosophie eines scheinbar vertrauten Ortes (aus dem Italienischen von Andreas Thomsen; Hanser Verlag)

„Er will Luft und er will Glanz“: Željko, der sich Jimmy nennt: Martin Kordic erzählt eine großartige Geschichte vom Ankommen. „Jahre mit Martha von Martin Kordic, der 1983 in Celle geboren wurde, ist ein großartiger Liebes-, Migrations- und Coming-of-Age-Roman. Voller Überraschungen, poetisch stark aufgeladen und von unaufdringlicher Komplexität. Ganz sicher einer der großen Romane der Saison – auch wenn er nicht auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis steht.“

  • Martin Kordic, Jahre mit Martha. Roman. (S. Fischer)
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