Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Ein modernes Märchen“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Ausweitung der soziologischen Denkzone“: Was erdräumliche Verhältnisse bedeuten: Markus Schroer sieht Nachholbedarf für das Studium von Mensch und Gesellschaft im Anthropozän. „Doch nach der Lektüre der dichten sechshundert Seiten dieses Buches wird leider klar: Die Soziologie selbst kommt darin eigentlich nicht vor. Es gibt noch keine Geosoziologie, und Schroer hat sie auch nicht geliefert. Sein Buch ist darum der äußerst profunde Nachweis einer Leerstelle.“

  • Markus Schroer, Geosoziologie. Die Erde als Raum des Lebens (Suhrkamp Verlag)

„Leichter Menschenaffengeruch“: Nicht von schlechten Eltern: Wolf Christian Schröders Roman Fünf Minuten vor Erschaffung der Welt zitiert Kafka und Hölderlin und erinnert an Robert Walser. „Fünf Minuten vor Erschaffung der Welt ist ein modernes Märchen, nein: eine postmoderne Version der Parabel von ‚Hans im Glück‘, der einen Goldklumpen eintauscht gegen ein Pferd, eine Kuh, eine Gans und zuletzt nur noch einen Schleifstein besitzt, der in den Brunnen fällt.“

  • Wolf Christian Schröder, Fünf Minuten vor Erschaffung der Welt. Roman. (PalmArtPress)

„Hör aufs Bauchgefühl“: Wie war das mit der wahren Liebe? Katja Lewina analysiert Beziehungsunfähigkeit an einem einfachen Beispiel – sich selbst. „Das liest sich meist unterhaltsam, aber der Erkenntnisgewinn ist gering. Besonders unangenehm wird einem das an jenen Stellen vor Augen geführt, an denen die Autorin für sich einen neu gewonnenen Expertenstatus reklamiert.“

  • Katja Lewina, Ex. 20 Jahre, 10 Männer und was alles so schiefgehen kann (Dumont Verlag)

„Die Idee ist gut“: Ben Wilson hat sich urbanen Alltag angesehen – und eine fulminante Liebeserklärung an den Lebensraum Stadt geschrieben. „‚Ordnung ist im Grunde anti-urban‘, schreibt dagegen Ben Wilson in seinem famosen Buch über Metropolen und erklärt dann auf den folgenden 500 Seiten, was ihn zu dieser Ansicht führt, die man als Merksatz am liebsten jeder Baubehörde, sämtlichen Angehörigen der Stadtplanungs-Gilde und sonstigen urbanen Denkerinnen und Denkern über den Schreibtisch hängen möchte.“

  • Ben Wilson, Metropolen. Die Weltgeschichte der Menschheit in den Städten (aus dem Englischen von Irmengard Gabler; S. Fischer Verlag)

Erschreckend aktuell“: Donald Trump, Ron DeSantis und Leo Löwenthals altes Buch über die Techniken des amerikanischen Agitators. „Dafür lohnt dieser Tage mal wieder ein Blick in das bereits 1949 erstmals publiziertes und im vergangenen Jahr neu aufgelegtes Buch Falsche Propheten – Studien zur faschistischen Agitation des Soziologe und Mitbegründers der Kritischen Theorie“ Leo Löwenthal. Er untersucht darin ‚die Techniken des amerikanischen Agitators‘.“

  • Leo Löwenthal, Falsche Propheten – Studien zur faschistischen Agitation. (aus dem Englischen von Susanne Hoppmann-Löwenthal; mit einem Nachwort von Carolin Emcke; Suhrkamp Verlag)

„Bankrott in Almaty“: Ein Westler im Goldrausch: Norris von Schirachs Beutezeit. „Beutezeit gibt sich als eine Art Fortsetzung des Erstlingsromans, was Hauptfigur, Milieu und Thema betrifft. Wiederum geht es um die Konkursmasse nach dem Zerfall der Sowjetunion – um Staatsversagen, Anarchie und Korruption in einer entregelten Wirtschaftswelt und um die Goldgräber-Raffgier einer neuen Oligarchie von Raubtier-Kapitalisten.“

  • Norris von Schirach, Beutezeit. Roman (Penguin)

heute nichts

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