Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Künstlerisch hochverdichtete Impressionen aus dem Alltag“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • „Überleben der fünfhundert“: Kinderleid als Folge des Bürgerkriegs: Gusel Jachina erzählt in Wo vielleicht das Leben wartet von einer Rettungsaktion im revolutionären Russland des Jahres 1923. „Der Roman der 1977 in Kasan geborenen Gusel Jachina kam im letzten Jahr in Moskau heraus und avancierte zum Bestseller. Nun erscheint er auf Deutsch, in einer Zeit, in der russische Sprache und Literatur dem Generalverdacht des kulturellen Imperialismus ausgesetzt sind, und tatsächlich sind bereits Übersetzungen in neunzehn Sprachen vereinbart. Solche Welteroberung aber hat nichts zu tun mit dem Krieg in der Ukraine; Jachinas Buch ist von tiefem Humanismus geprägt und von einem Respekt für die von den Protagonisten als fremd oder gar feindlich empfundenen Kulturen (…)“
    Gusel Jachina, Wo vielleicht das Leben wartet (aus dem Russischen von Helmut Ettinger; Aufbau)
  • „Von der schwarzen Nacktschnecke überholt“: Doris Runges Lyrikband die schönsten versprechen spricht vom Abschied und schlägt Charon ein Schnippchen. „Es ist diese Haltung, der Welt die Stirn zu bieten und sie zugleich zu umarmen, die diesen Band prägt. Das vernebelt nicht den Blick für die Wirklichkeit, im Gegenteil. Aber es öffnet ihn für eine Transzendenz, für die es ebenjene anderen Augen braucht, um den Fliegen, die uns durch schlaflose Nächte begleiten, etwas Tröstliches abzugewinnen.“
    Doris Runge, die schönsten versprechen. Gedichte (Wallstein Verlag)
  • „Die Komposition der Vergangenheit“: Familiengeschichten am Ende des Zweiten Weltkriegs: Steffen Schroeders Roman über den Widerstandskämpfer Erwin Planck. „Schroeder ist ein genauer Beobachter, er differenziert bei botanischen Begriffen, unterscheidet zwischen medizinischen Instrumenten bei einer Operation in der Charité, analysiert Kompositionen von Brahms. Dabei stimmen auch die Proportionen, die Beobachtung der Details ist eingebunden in den Verlauf der Handlung, die erzählerischen Haupt- und Nebenwege bilden ein engmaschiges Netz.“
    Steffen Schroeder, Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor.  Roman (Rowohlt Berlin)

  • „Im Herzen unabhängig“: Alex Capus erzählt die Geschichte der Frau, die nach Amerika ging, Malerin wurde und die Fürsprecherin des Häuptlings Sitting Bull: eine unvergessliche Heldin. „Capus, der immer wieder behände zwischen biografisch grundierten Gegenwartsromanen und historischen Stoffen wechselt – in seinem letzten Roman Königskinder sogar im selben Buch –, hat sich mit der Lebensgeschichte von Susanna Faesch, später nannte sie sich Caroline Weldon, eine faszinierende historische Biografie ausgesucht und erzählt sie so lakonisch und ruhig, wie es der klassischen Schweizer Mentalität seiner Hauptfigur entspricht.“
    Alex Capus, Susanna (Hanser)
  • „Ein anderer Krieg“: Andrej Kurkow erzählt einen Krimi aus dem Kiew von 1919. „Andrej Kurkow beschreibt das, ohne Partei zu ergreifen, wie man das aus seinen anderen Büchern kennt, ohne fatales Pathos oder Sensationalismus, ganz und gar pragmatisch. Reaktionäres und Progressives ist untrennbar verbunden, eine unglaubliche, manchmal geradezu märchenhafte Gelassenheit zeichnet die Menschen aus (…).“

    Andrej Kurkow, Samson und Nadjeschda (aus dem Russischen von Johanna Marx und Sabine Grebing; mit Illustrationen von Jurij Nikitin; Diogenes)

 

  • „Von Bäumen auf Partnersuche§: Es locken Wind und Tür – die 79-jährige Doris Runge schreibt Gedichte voller Leben. „Es ist gerade diese Demut vor der Welt, dieses unaufdringliche Hinhören und -sehen, aus dem heraus Runge eine Poetik der Zurückhaltung entwickelt. Ihr Kennzeichen: absolute Reduktion auf die Essenz. Kein Begriff dient als Dekor. Die wenigsten Gedichte beanspruchen mehr Raum als eine halbe Seite, setzen sich zumeist aus Versen mit zwei, drei Worten zusammen. Was bisweilen an verloren gegangene Notizzettel oder alte Polaroidaufnahmen erinnert, sind zumeist künstlerisch hochverdichtete Impressionen aus dem Alltag, den Träumen oder von Spaziergängen.“
    Doris Runge, die schönsten versprechen. Gedichte (Wallstein Verlag)
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