Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Über die Tristesse des Erwachsenseins“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

„Ein Ereignis, wie gemacht für Demagogen“: Bilderreich verpackt: Franco Cardini und Antonio Musarra legen eine Geschichte der Kreuzzüge vor, die bis ins zwanzigste Jahrhundert reicht. „Eine seriöse Bebilderungsstrategie für historische Darstellungen sieht anders aus. Die Kreuzzüge waren als mentalitätsgeschichtliches Ereignis ungleich bedeutender denn als reales Geschehen: Sie kosteten das Leben von Hunderttausenden und bewegten die Phantasie von Abermillionen. Auch darüber hätte man anhand von Bildzeugnissen nachdenken können. Dieses Buch tut es nicht. Stattdessen verwendet es Bilder als beliebige Verpackungsmittel für seine Inhalte. Damit wird es weder der Geschichte gerecht noch der Kunst, in der sie sich spiegelt.“

  • Franco Cardini, Antonio Musarra, Die große Geschichte der Kreuz­züge. Von den Soldaten Christi bis zum Dschihad. Von den Soldaten bis zum Dschihad (aus dem Italienischen von Victoria Lorini und Rita Seuß; wbg/Theiss)

„Unheimliche Arbeitswelten“: The Other Black Girl von Zakiya Dalila Harris schildert aus der Sicht einer jungen Afroamerikanerin die Fallstricke des Büroalltags und den Rassismus in der Kulturbranche Amerikas. „Recht überraschend, aber mit geschickt ausgelegten Fährten, führt dabei der Weg ins Phantastische. Ohne zu viel zu verraten: Das funktioniert durchaus. Harris’ Erzählung über Rassismus, das Leben junger Schwarzer und Rivalität unter Frauen wäre aber auch ohne diese Wendungen der ’speculative fiction‘ gelungen. Fans des Phantastischen kommen jedenfalls auf ihre Kosten.“

  • Zakiya Dalila Harris, The Other Black Girl. Roman (aus dem Amerikanischen von Heike Schlatterer; dtv)

„Napoleon des Grammophons“: Thomas Seedorf über Enrico Caruso. „Seedorfs Caruso ist sowohl die Akte eines ‚Künstler-Helden‘ als auch die der Epoche, die ihn hervorgebracht und schließlich „’zum Teil des YouTube-Universums‘ hat werden lassen. Nur eines fehlt in diesem mit akademischer Nüchternheit gefügten Protokoll: die Stimme, die man beim Lesen hören kann, die, opernhaft gesagt, in die Tiefe des Herzens dringt.“

  • Thomas Seedorf, Enrico Caruso. Tenor des Jahrhunderts (edition text + kritik)

„Gefahrvoll ist die Welt“: „Die Historikerin Miriam Gebhardt beruft sich in ihrem Buch über Nachkriegeltern und Babyboomer auf wissenschaftliche Erkenntnisse, erzählt autobiographische Anekdoten und zitiert Einträge aus dem deutschen Tagebucharchiv.“

  • Miriam Gebhardt, Unsere Nachkriegseltern. Wie die Erfahrungen unserer Väter und Mütter uns bis heute prägen (DVA)

„Zufall, dieser zerstreute Hallodri“: Wie werden Künstler berühmt? Fredrik Sjöberg entdeckt einen unbekannten Maler. „(…) wenn man das Buch zweimal liest, ergibt sich aus den vielen Puzzleteilen tatsächlich so etwas wie ein Stück Kunst- und Lebensgeschichte.“
  • Fredrik Sjöberg, Mama ist verrückt und Papa ist betrunken. Ein Essay über den Zufall (aus dem Schwedischen von Paul Berf; Hanser)

„Ob sie glücklich sind“: Marta Orriols erzählt erschütternd genau von dem Moment, in dem ein Liebespaar ein Kind erwartet und sich fragt: Jetzt schon? „Sanfte Einführung ins Chaos ist ein ruhiges, präzises Buch über die Zumutung, Entscheidungen treffen zu müssen, deren Folgen man nicht absehen kann. Über die Differenz zwischen dem, was niemals sein wird, und dem, was hätte sein können. Über die Tristesse des Erwachsenseins. Oder kurz: über unser Leben.“

  • Marta Orriols, Sanfte Einführung ins Chaos. Roman (aus dem Spanischen von Ursula Bachhausen; dtv)

„‚Heute bin ich viel zu sentimental'“: Der Entertainer Dirk Stermann hat ein Buch über späte Vaterschaft geschrieben. Ein Gespräch.

  • Dirk Stermann, Maksym. Roman (Rowohlt)

„Weniger ‚Faust'“: Goethe-Drama ist kaum noch Pflichtlektüre. „Der Deutsche Bühnenverein registriert ein geringeres Interesse an Goethes Faust – und auch in der Schule verliert das Werk an Bedeutung. Nur in wenigen Bundesländern ist es heute noch Pflichtlektüre, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergeben hat. In Bayern muss es im neuen Schuljahr zum zweitletzten Mal verpflichtend im Deutsch-Leistungskurs gelesen werden.“

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