Campus Bericht für 2007

An Autor-, Berater-,
Gesellschafter-, Herausgeber-, MitarbeiterInnen

Dezember 2007

Bericht zum Jahresende 2007

Liebe Freunde,

getreu dem Leitsatz „The harder we work the luckier we get“ können wir dieses Jahr wieder dank Ihrer und eurer tätigen Unterstützung ein Umsatzwachstum im Buchhandel gegenüber dem Vorjahr von knapp 10% und schwarze Zahlen vorweisen. Dazu beigetragen hat die relativ geringe Menge an Remissionen, also Rücksendungen nichtverkaufter Bücher, die der amerikanische Verleger Alfred Knopf mit den Worten „Gone today, here tomorrow“ umschrieb. Hatte ich letztes Jahr bezweifelt, dass wir von der Quote von 11% vom Umsatz wieder runterkämen, bin ich zumindest für dieses Jahr eines Besseren belehrt worden: Wir liegen bei gut 9%. Diese niedrige Remissionsquote dürfte der Indikator für bedarfsgerechtes Verkaufen sein.

Unsere beiden umsatzträchtigsten Werke, Alan Greenspans Autobiografie Mein Leben für die Wirtschaft und John Mearsheimer und Stephen Walts Die Israel-Lobby, gehörten vier bzw. drei Wochen lang zu den Top 20 der Spiegel–Bestsellerliste und stellten damit einen Durchbruch für unser Sachbuch-Programm dar. Dies waren zugleich die ersten Beispiele bei Campus für Embargos, also für die Verpflichtung zu gleichzeitigem Erscheinen mit der amerikanischen Originalausgabe, damit die Exklusiv-Vereinbarungen zwischen den dortigen Presseabteilungen und den Medien eingehalten werden können. Durch Embargos entsteht ein enormer Zeitdruck und Aufwand, der sich aber für solche herausragenden Bücher lohnt und der guten Qualität der Übersetzungen keinen Abbruch getan hat.

Im Berichtsjahr ist die Preisbindung gefallen – in der Schweiz. Wir waren entsetzt, wie schnell manche Handelsriesen (mit der löblichen Ausnahme von Thalia) sofort die „Gunst der Stunde“ genutzt haben, um die Preise für Bestseller massiv zu senken, in diametralem Gegensatz zu ihren verbalen Bekundungen zugunsten der Preisbindung. (Dass es in Deutschland eher einige Verlage sind, die am Ast sägen, auf dem sie sitzen, steht auf einem anderen Blatt.) An der Schweiz lässt sich nun (wie zuvor in Großbritannien) beobachten, dass der Markt nicht so reagiert, wie es die vermeintlich verbraucherschützenden Proponenten eines freien Falls der Preise vorhergesagt hatten: Statt zu sinken, sind die Ladenpreise gemäß Schweizer Buchhandel um fünf bis zehn Prozent gestiegen. Gewinne, die man mit den Sellern nicht mehr macht, werden qua Mischkalkulation von den anderen Büchern wieder eingebracht. Und wenn die Bücher von der Bestsellerliste rutschen, werden sie wieder teurer. Insgesamt verzeichnen die Buchhandlungen deutlich weniger Umsatz als im Vorjahr. Durch die Preissenkungen konnten also keine neuen Kunden gewonnen werden, dafür droht die Ausdünnung des Buchhandelsnetzes.

Meanwhile, back at the ranch, war’s uns nach der erfolgreichen Entwicklung unserer einzelnen Programmsegmente wichtig, das gemeinsame Dach Campus zu stärken. Ein Beitrag dazu sind unsere Leitsätze, die uns und anderen den Sinn unseres Tuns vor Augen halten, besonders unser zentrales Anliegen, „die Gesellschaft und den Einzelnen voranzubringen“. Die vollständigen Leitsätze finden Sie am Ende dieses Berichts.

Aus dem Wissenschaftssegment sei hervorgehoben: Unsere renommierte sozialwissenschaftliche Reihe „Theorie und Gesellschaft“, aufgebaut und über 20 Jahre herausgegeben von Axel Honneth, Hans Joas, Claus Offe und Peter Wagner, ging an einen neuen Herausgeberkreis über: Jens Beckert, Rainer Forst, Wolfgang Knöbl, Frank Nullmeier und Shalini Randeria. In der Geschichte wurden zwei weitere Herausgeberkreise renommierter Wissenschaftler gewonnen für die neuen Reihen „Historische Einführungen“ (mit Zusatzangeboten im Internet) und „Globalgeschichte“. Die jahrelange Arbeit an der 3. Auflage des Lehrbuchs Soziologie (Hg. Hans Joas) trägt Früchte in Form von schönen Verkäufen. Die seit 2006 bestehende Vertriebskooperation für englischsprachige Bücher mit The University of Chicago Press wirft erste Gewinne ab. Und mit Die Akademische Hintertreppe von Claus Leggewie und Elke Mühlleitner ist ein kleines Lexikon der für Außenstehende manchmal skurril anmutenden Kommunikationsrituale im Wissenschaftsbetrieb erschienen.

Die Renner, also die Umsatzgewinner 2007: Greenspan Mein Leben für die Wirtschaft, Mearsheimer/Walt Die Israel-Lobby, Küstenmacher simplify your life, Simon Hidden Champions des 21. Jahrhunderts, Horx Anleitung zum Zukunfts-Optimismus, Weber Genial einfach investieren, Küstenmacher simplify your day 2008, Beah Rückkehr ins Leben, Malik Management, Küstenmacher simplify your life Diamant-Ausgabe, Bolles Durchstarten zum Traumjob, Welch Winning-Die Antworten, Becker Endlich Rose statt Mimose, Malik Führen, Leisten, Leben, Nuber Lass mir mein Geheimnis, Maucher Management-Brevier, Despeghel Lebe deinen Life-Code, Jaworski Innovationskultur, Joas Lehrbuch der Soziologie, Horx Zukunft machen, Münchhausen Auszeit.

Die Besten nach Absatzzahlen: Greenspan Mein Leben für die Wirtschaft, Küstenmacher simplify your day 2008, Küstenmacher simplify your life, Mearsheimer/Walt Die Israel-Lobby, Horx Anleitung zum Zukunfts-Optimismus, Beah Rückkehr ins Leben, Weber Genial einfach investieren, Becker Endlich Rose statt Mimose, Simon Hidden Champions des 21. Jahrhunderts, Küstenmacher simplify your life Diamant-Ausgabe, Maucher Management-Brevier, Nuber Lass mir mein Geheimnis, Malik Führen, Leisten, Leben.

Diese Renner schlagen sich nieder in den Marktanalysen der Gesellschaft für Konsumforschung: In den Segmenten Wirtschaft/Management und Sach-Hörbuch sind wir demnach Marktführer, und bei Ratgebern (Lebensführung und Partnerschaft), Bewerbungsbüchern und Politik und Gesellschaft (!) (inkl. Biographien) stehen wir an zweiter Stelle.

Wichtig dafür war wieder das schöne Medienecho: Alan Greenspan bekam große Interviews im Stern und in der FAS, Ishmael Beah Rückkehr ins Leben einen fünfseitigen Artikel im Spiegel und einen achtseitigen Vorabdruck in Neon, Hans Markowitsch Tatort Gehirn ein siebenseitiges Gespräch mit Jan Philipp Reemtsma im Spiegel und Michael Hartmann Eliten und Macht in Europa Interviews in Stern und Manager Magazin. Auch unsere Präsenz im Fernsehen war so hoch wie noch nie zuvor: 3sat Kulturzeit (Bernard-Henri Lévy American Vertigo, Beah, Richard Munz Im Zentrum der Katastrophe, Markowitsch, Mearsheimer/Walt), SWR Kaffee oder Tee? und WDR Dellings Woche (Christiane Stenger Das Gummibärchen im Spinat), ARD Tagesthemen Börse (Greenspan) und ZDF heute, bzw. heute journal (Beah, Greenspan). Hermann Simons präzedenzloser Strategiegipfel im ehemaligen Bonner Bundestag für Die Hidden Champions des 21. Jahrhunderts wurde begleitet von den großen Wirtschaftsmedien Manager Magazin, Wirtschaftswoche, Handelsblatt, Wirtschaftsblatt und Financial Times Deutschland. Der Senkrechtstart von Ursula Nuber Lass mir mein Geheimnis mit Titelgeschichten in führenden Publikumszeitschriften, Interviews in den wichtigsten Hörfunksendungen sowie Einladungen in die TV-Sendungen Nachtcafé, ZDF Mittagsmagazin und Leute Night steht für die starke Präsenz der Ratgeber in den Medien. Margarete Dörr „Der Krieg hat uns geprägt“ bekam eine schöne Rezension in der Weihnachts-Literaturbeilage der Zeit. Ebenfalls in der Zeit nannte Rudolf Walther Was Terroristen wollen von Louise Richardson „eine brillante Analyse“. Und unsere eigene erste Weihnachtsbeilage im Spiegel „Wissen, was man schenkt“ wurde vielfach in der Branche gelobt.

Spannend war die Reaktion auf Mearsheimer/Walt Die Israel-Lobby. Während der französische Verlag unter einem völligen Desinteresse, um nicht zu sagen Boykott „seiner“ Journalisten litt, konnte hierzulande davon wahrlich nicht die Rede sein. Symptomatisch war, dass Die Zeit in ein- und derselben Ausgabe eine kritische Stellungnahme des Herausgebers Josef Joffe und eine Eloge des renommierten Politologen Christian Hacke veröffentlichte. Weitere von Sympathie gekennzeichneten Berichte gab es in der Süddeutschen Zeitung, FAZ, NZZ, im Stern – und in der israelischen Haaretz. Besonders genugtuend war Uri Avnerys Aussage, die Wirkung der Israel-Lobby sei zu vergleichen mit Harriet Beecher Stowe Onkel Toms Hütte, Theodor Herzl Der Judenstaat und Charles Darwin Über den Ursprung der Arten. Eine neue Erfahrung für mich war andererseits, dass manche Rezensenten das Buch besprachen, ohne es vorher gelesen zu haben. Schön war im Übrigen die für Campus präzedenzlose Veranstaltung der Autoren in der Universität Franfurt mit über 400 Teilnehmern.

Dies war außerdem das fünfte Jahr, in dem es zahlreiche Preise und Ehrungen bei Campus gab: Christopher Baylys Die Geburt der modernen Welt gewann den Preis für das beste historische Buch des Jahres von der Zeitschrift Damals und den Preis „Das historische Buch“ von H-Soz-u-Kult in der Schwerpunkt-Kategorie „Entangled History“. Bernd Ziesemers Eine kurze Geschichte der ökonomischen Unvernunft wurde vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater als „Buch des Jahres 2007“ ausgezeichnet. Helmut Mauchers Management-Brevier wurde als bestes Managementbuch des Jahres von Managementbuch.de prämiert. Matthias Horx et al Zukunft machen stand auf der Shortlist für den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis, und Alan Greenspans Autobiografie hätte fast den Wirtschaftsbuchpreis von Financial Times und Goldman Sachs gewonnen. Christopher Bayly Die Geburt der modernen Welt, Karl-Otto Hondrich Weniger sind mehr, Louise Richardson Was Terroristen wollen und Tine Stein Himmlische Quellen und irdisches Recht standen auf der Bestenliste der Süddeutschen Zeitung. Die FAS –Wirtschaftsredaktion empfahl die Werke von Alan Greenspan, Martin Weber und Hermann Simon als drei der zehn besten Bücher des Jahres.Warnfried Dettling nannte das von Stephan Lessenich und Frank Nullmeier herausgegebene Deutschland – eine gespaltene Gesellschaft in der taz „eines der wichtigsten politischen Sachbücher der vergangenen Jahre.“ Cicero zählte die Bücher von Greenspan und Mearsheimer/Walt zu den fünf einflussreichsten politischen Büchern des Jahres. Und yours truly bekam den Manager Award des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater.

Fürs Frühjahr 2008 freuen wir uns auf neue Werke der bekannten Autoren Reinhard K. Sprenger, Paul Krugman, Robert Reich, Uwe Jean Heuser, Sabine Asgodom, Joachim Franz, Marco von Münchhausen, Wilhelm Schmid-Bode,Volkmar Sigusch und Arnulf Zitelmann u.a.

Der Standort Deutschland wird derzeit – vorübergehend? – weniger geschmäht. Passend dazu sei als Gegenposition zu Karl Valentins Diktum, dass die Zukunft früher auch besser war, Hermann Simon zitiert: „Wir haben in Westeuropa geostrategisch eine äußerst günstige Lage: Wir sind in elf Stunden in New York, aber auch in Tokio. Wo immer wir hinfliegen, wir brauchen nicht den Pazifik zu überqueren und können an einem Arbeitstag mit unseren Kollegen zur Arbeitszeit in Tokio und New York telefonieren.“

Ich danke den MitarbeiterInnen für ihr großes Engagement und Ihnen für Ihre beständige Mit- und Zusammenarbeit, wünsche uns selbige auch für die Zukunft und Ihnen, Ihren und unseren MitarbeiterInnen ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr.

Ihr

Thomas Carl Schwoerer

Hier wie angedroht die Campus-Leitsätze:

Campus Frankfurt / New York ist einer der erfolgreichsten konzernunabhängigen Verlage für Wirtschaft und Gesellschaft. Es ist das Anliegen des Verlags und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Gesellschaft und den Einzelnen voranzubringen. Campus-Bücher leisten Beiträge zu politischen, wirtschaftlichen, historischen und gesellschaftlichen Debatten, stellen neueste Ergebnisse der Forschung dar und liefern kritische Analysen. In Fragen der persönlichen Lebensführung bieten Campus-Bücher Orientierung, in den Bereichen Karriere, Business und Management geben sie konkret umsetzbare Informationen.
Das Campus-Programm ist so vielfältig wie die Gesellschaft selbst. Es richtet sich an engagierte Leserinnen und Leser, die mitten im Leben stehen und sich für gesellschaftliche Veränderung und individuelle Weiterentwicklung interessieren.

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