Sie war eine der wichtigsten Lektorinnen und Programmmacherinnen bei DroemerKnaur Christine Steffen-Reimann

Christine Steffen-Reimann

Am 2. Januar, zwei Tage vor ihrem 66. Geburtstag ist Christine Steffen-Reimann gestorben, nach einer Krebserkrankung, gegen die sie lange angekämpft hat und die schon besiegt schien. Sie sollte zum Jahresende in den Ruhestand verabschiedet werden, ein Abschiedsbuch ist schon vorbereitet …

Thomas Montasser, Beate Kuckertz und auch Droemer Verlegerin Doris Janhsen erinnern an eine großartige Programmmacherin:

Lange Jahre war sie eine der wichtigsten Lektorinnen und Programmmacherinnen bei DroemerKnaur, hat u.a. Iny Lorenz betreut, Ulrike Schweikert und etliche andere große Autorinnen, vor allem im historischen Roman.

Als wir im Sommer bei einem schönen Mittagessen zusammensaßen, schien die Sonne und Christine Steffen-Reimann tauchte im neuen Look auf: frisch, frech, jugendlich wie nie! Meine Frau und ich waren begeistert, zumal wir wussten, wie schwer die Zeiten waren, die hinter ihr lagen. Lange hatte sie gegen den Krebs kämpfen müssen – und nun hatte sie ihn so strahlend besiegt, dass es beinahe seltsam klang, als sie vom nahen Ruhestand sprach. Wenige Monate später steht fest, dass sie nur eine Schlacht gewonnen, den Krieg aber verloren hat. Ihr Tod ist ein riesiger Verlust: menschlich und professionell.

Christine Steffen-Reimann war eine Bücherfrau aus tiefster Seele. Sie kannte das Werk ihrer Autorinnen und Autoren so detailliert, wie man es selten erlebt. Sie konnte über Psychologie und Spannungsbogen, über Figurenzeichnung und Textstruktur diskutieren, dass man stets klüger aus dem Gespräch herauskam, als man hineingegangen war. Zu vielen ihrer Schützlinge unterhielt sie langjährige Freundschaften, und wenn man schied, geschah es ohne bad vibrations. Das hatte sie nicht nötig. Als mich der seinerzeitige Geschäftsführer von DroemerKnaur mit einem persönlichen Bannstrahl belegte, ignorierte sie das nicht einmal – sie tat einfach, was zu tun war: sie pflegte freundschaftlich-kollegialen Kontakt, und wir machten weiter Bücher.

Gute Bücher! Denn Christine Steffen-Reimann hatte eine feine Nase für mitreißende Stoffe, eine gute Schreibe und die nötige Markttauglichkeit. Sich selbst bezeichnete sie gerne als Trüffelschwein im Auftrag des Verlags.
Letztlich sind all die guten Dinge, die man ihr nachrufen kann, vor allem Ausdruck einer ganz besonderen Begabung: die Seele zu öffnen, sich auf das Gegenüber einzulassen, menschlich zu sein. Sie wird uns fehlen. Sehr.

Thomas Montasser

Und Beate Kuckertz schreibt:  Ich habe Christine bewundert. Ihre Leidenschaft für Geschichten war tief in ihr verwurzelt. Sie liebte Bücher, Romane, das Lesen über alles und setzte sich für ihre Autoren immer bedingungslos und bisweilen auch mit Kampfeslust ein. Sie hatte ein untrügliches Gespür für gute und spannende Unterhaltungsliteratur, sie entdeckte junge Talente und verschaffte ihnen im Laufe der Jahre sichere Plätze auf den Bestsellerlisten. Viele Romanfiguren werden für immer mit ihr verknüpft sein – ohne sie hätte die Welt nicht die Wanderhure, Julia Durant, die Hebamme Marthe oder den Puppenkönig kennengelernt. Marvel Binchy, Marc Levy oder Linsey Davis hätten ohne Christine Steffen-Reimann den deutschen Markt sicher nicht im Sturm erobert. Lektorin zu sein war für Christine kein Job, den man zwischen neun Uhr morgens und fünf Uhr nachmittags erledigte, Lektorin zu sein war ihre Berufung und der Mittelpunkt ihres Lebens. 

Ich bin dankbar, in unserer gemeinsamen beruflichen Zeit viel von ihr gelernt zu haben und werde immer mit tiefem Respekt und großer Hochachtung an sie denken. Ruhe in Frieden, Christine, und möge dort, wo du jetzt bist, das Bücherregal immer gut gefüllt sein.

Beate Kuckertz

Auch Ihr Verlag trauert um Christine Steffen-Reimann:

Mit großer Trauer und Bestürzung haben wir vom Tod unserer Kollegin Christine Steffen-Reimann erfahren, die am 2. Januar kurz vor ihrem 66. Geburtstag in München verstorben ist.

„Die schwere Erkrankung, der sie sich so lange erfolgreich entgegengestellt hat, war nicht dauerhaft zu besiegen. Sie hat über 30 Jahre lang unsere Programme mitgeprägt, war „Hebamme“ zahlreicher Bestseller und vermittelte Tag für Tag gekonnt und leidenschaftlich zwischen Kreativen und Verlag. Unvorstellbar, diesen wunderbaren Menschen nicht mehr an der Seite zu wissen“, so Steffen Haselbach, Gesamtleitung Belletristik Droemer Knaur.

Als Lektorin, Programmleiterin und zuletzt als Senior Acquisition Managerin war Christine Steffen-Reimann in allen Genres zu Hause, ihre besondere Leidenschaft galt aber der Frauenunterhaltung und dem historischen Roman. Sie hat zahlreiche deutsche Bestsellerautor*innen entdeckt und zu Größen im Buchgeschäft aufgebaut. Auch internationale Erfolgsautor*innen wie Maeve Binchy, Benoîte Groult oder Marc Levy konnte sie für das Portfolio von Droemer Knaur gewinnen. Für nationale und internationale Literaturagenturen, Übersetzer*innen und Autor*innen war sie eine hoch geschätzte Ansprechpartnerin im Verlag.

„Sie hat sie einfach geliebt: die Bücher, die guten Geschichten, vor allem aber ihre Autorinnen und Autoren. Hoch kompetent, im Wissen um Möglichkeiten und Fallstricke des Erzählens, zugleich mit großem Fingerspitzengefühl und höchstem Einsatz, oft genug bis in die Nacht hinein, hat sie sie durch Höhen und Tiefen des Schreibens begleitet. Ihr Lesetempo war legendär, ebenso ihre Fähigkeit, mit schlafwandlerischer Sicherheit immer wieder die Stoffe zu finden, die zu Bestsellern wurden. Ohne sie, ohne ihre Leidenschaft und menschliche Zugewandtheit und ihr so erfolgreiches Wirken über Jahrzehnte hinweg wäre Droemer Knaur nicht der Verlag, der er heute ist. Wir werden sie, wir werden die Gespräche mit ihr, wir werden ihre Bücher-Funde und das damit einhergehende Funkeln in ihren Augen unendlich vermissen“, so Doris Janhsen, Verlegerin Droemer Knaur.

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