Veranstaltungen: Mit 60 Fotos von der 60. Internationalen Kinderbuchmesse – Der Bericht aus Bologna

Gestern ging die 60. Internationale Kinderbuchmesse in Bologna zu Ende. 1.456 Aussteller:innen aus rund 90 Ländern der Welt, 28.894 Fachbesucher:innen (ein Plus von 35 Prozent zum Vorjahr und damit auf dem Niveau von 2019) und ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm sowohl auf dem Messegelände als auch in der Stadt melden die Veranstalter:innen. Tatsächlich fühlte sich das Messegeschehen wieder an wie vor der Pandemie, große Verlagsgruppen aus den USA waren mit ihren Ständen zurückgekehrt, das Agent:innenzentrum erschien trubeliger denn je und war in Halle 30 integriert.

Der deutsche Gemeinschaftsstand war gewachsen, erstmals hatte Ravensburger mit einem eigenen Areal angedockt. Viel gelobt: die Organisation des Standes durch die Frankfurter Buchmesse unter der bewährten Federführung von Imke Buhre mit ihrem gut gelaunten Team. Gut besucht: der Empfang „Drink and Draw“ des Gemeinschaftsstandes am Dienstagnachmittag, bei dem neben Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, auch die stellvertretende Generalkonsulin Tatjana Schenke-Olivieri sowie Yuliia Kozlovets von Art Arsenal Kiew und Maria Karipidou von der Illustratoren Organisation sprachen.

Danach wurde viel getrunken und etwas weniger gezeichnet, denn das hatten eine Reihe von Illustrator:innen bereits am Vorabend erledigt: Unsere Bilderstrecke am Ende dieses Beitrags zeigt einige Glückwunsch-Bilder zum 60. Geburtstag der Bologna Children’s Bookfair samt ihrer Urheber:innen, die überwiegend zur Messe-WG gehören, die sich Familienzimmer nennt.

Die Stimmung auf der Messe lässt sich mit verhalten fröhlich beschreiben. Zwar lasten viele Sorgen auf den Schultern der Programm-Macher:innen, umso mehr schienen sie es zu genießen, dem Alltag für die wohl schönste Dienstreise des Jahres eine Zeitlang zu entgehen. Und vor allem: sich miteinander auszutauschen und festzustellen, dass die Herausforderungen für alle ähnlich sind, dass man zur Bewältigung einiger davon vielleicht auch stärker zusammenarbeiten kann. Beispielsweise wenn es um die Anerkennung der Arbeit geht, die Verlage und Buchhandlungen für die Leseförderung und damit für die Demokratie leisten.

Die Ukraine war in diesem Jahr u.a. mit einem Stand des Ukrainischen Buchinstituts sowie mit einer Ausstellung der Plakate des Pictoric Illustrators Club sichtbar. Dort treffe ich zufällig Gerstenberg-Verlegerin Daniela Filthaut, die mir Romana Romanyschyn und Anrij Lessiw vorstellt, die bereits drei Titel bei den Hildesheimern veröffentlicht haben und mit einem davon, Sehen, im vergangenen Jahr für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert waren. Ein viertes Buch folgt im Herbst: In Hierhin, dahin. Immer in Bewegung geht es um Mobilität in jeder Form, um Reisen, Migration, Karten, Navigation und darum, den eigenen Weg zu finden. Die beiden Künstler, die in Llwiw das Studio Agrafka betreiben, sind mit einem besonderen Motiv auch in der Pictoric-Ausstellung vertreten.

Werfen wir im Folgenden einen Blick auf einen nur kleinen Teil der reichhaltigen Herbst-Programme, die deutschsprachige Verlage gerade vorbereiten.

Bilderbuch

In das erste Bilderbuch verliebe ich mich bereits, als ich auf der Hinreise am Düsseldorfer Flughafen Bohem-Programmleiterin Annabel Lammers treffe. Sie hat einen Dummie von Sonja Danowskis neuem Werk Die Tage, bevor Jaron kam im Handgepäck, und während sie erzählt, dass die Farben natürlich noch viel schöner und das Cover noch viel edler werden und die Illustratorin auch eine Schrift selbst geschnitten hat … tauche ich ab in die Geschichte eines Mädchens, das während des Wartens auf die Geburt ihres Bruders ein Tagebuch schreibt, das sie ihm später, als er schon größer ist, auf seinen Wunsch hin immer wieder vorlesen muss.

Ein neuer Torben Kuhlmann wird bei NordSüd erscheinen, wie Verleger Herwig Bitsche am nächsten Tag auf der Messe verrät: Die Graue Stadt ist eine Abenteuergeschichte, in der ein Mädchen in einer Stadt lebt, aus der die Farben verbannt wurden; 64 Seiten stark und ab acht Jahren. Außerdem kommt das Buch einer kanadischen Illustratorin bei den Schweizern: Der Wolfspelz von Sid Sharp in Übersetzung von Alexandra Rak spielt mit dem Thema Identität und tritt im Comic-Stil auf. Und auch das Cover des neuen Buchs von Jon Klassen macht neugierig, mit dem Titel Der Totenkopf.

Die Illustrationen von Golden Cosmos für das frisch erschienene Ludwig und das Nashorn haben es übrigens aus 4.345 Einsendungen in die Illustrators Exhibition der Buchmesse geschafft. Nach wie vor kann man hier eine persönliche Nashorn-Nase downloaden und dann in den Sozialen Medien unter #daistkeinnashorn ein Foto von sich selbst wieder hochladen.

Franziska Neuhaus und Markus Weber vom Moritz Verlag haben im Herbst das Buch, das schon zum 60. Jubiläum der Bologna-Messe gepasst hätte, aber zu einem anderen Geburtstag gehört: Der Künstler Thé Tjong-Khing wird im August 90 Jahre alt, deshalb erscheint im Sommer Torte für alle! Bis dahin sind die Brillen, mit denen die Gäste der Bologna-Messe-Feier im Palazzo Re Enzo ausgestattet wurden, sicher umgebaut.

Wir begegnen Linda Wolfsgruber, die am Stand der Schule für Kinderbuchillustration in Sarmede Mappen sichtet. Von ihr werden wir im Herbst u.a. das Bilderbuch Sieben. Die Schöpfung bei Tyrolia sehen, für das sie jeweils sieben Bilder für jeden Tag der Schöpfungsgeschichte gezeichnet hat. Außerdem erscheint bei Jungbrunnen Warum der Mond keine Kleider hat, eine Geschichte, die Linda Wolfsgruber häufig bei ihrer langjährigen Arbeit in Workshops mit Kindergartenkindern in Südtirol erprobt hat.

Urachhaus-Verleger Michael Stehle freut sich u.a. auf ein neues Bilderbuch von Maren Briswalter: Advent im Rauhen Haus zeigt die Vorbereitungen auf Weihnachten in einem Waisenhaus.

Bei Coppenrath kommt ein neues Buch des Dream-Teams Kai Lüftner und Wiebke Rauers: Jessi, die Raubhäsin, ist eine rebellische Figur, die zunächst lieber auf sich allein gestellt verschiedenen Tieren im Wald in brenzligen Situationen hilft, sich schließlich aber doch mit dem Wehr-Schwein anfreundet. Nicola Dröge, Programmleiterin Kinder- und Jugendbuch, und Geschäftsführer Lambert Scheer sind von dem Titel so überzeugt, dass sie ihm ein Plüschtier in der Spiegelburg zur Seite stellen und einzig aus Solidarität mit ihrer neuen Bilderbuch-Heldin für einen kurzen Moment grimmig in die Kamera gucken.

Auch neu bei Coppenrath: Mo, die kleine Wimmelmaus, eine große Wimmelbuch-Pappe, die von kleineren Bänden begleitet wird und von Yayo Kawamura entwickelt wurde.

Gerstenberg feiert bereits 20 Jahre Wimmlingen, Autorin und Illustratorin Rotraut Susanne Berner ist nach Bologna gekommen und begegnet an einem Abend u.a. den zahlreichen LizenznehmerInnen ihrer Wimmelbuch-Welt. Lizenz-Chefin Ulrike Bastong freut sich, ihnen auf der Messe u.a. eine Neuheit zeigen zu können, die bei uns im Juli erscheint: Zuhause in Wimmlingen zeigt einen Tag in dem großen Wimmlinger Wohnhaus und im Garten. Erstmals kann man in die einzelnen Zimmer spazieren, sodass man die Wimmlinger Hausgemeinschaft noch besser kennenlernt.

Am Stand von minedition schließlich bleiben wir länger stehen, um auf die beeindruckende Vielfalt des Werks der unlängst verstorbenen Kveta Pacovská zu blicken, eine Backlist, die beständig gepflegt wird. Über viele Jahre war man es gewöhnt, ihr in Bologna beim kunstvollen und geduldigen Signieren ihrer Bücher zusehen zu können. Zur Bologna-Messe gehörte sie einfach dazu. Eine Wand des minedition-Standes wurde in diesem Jahr von einem großen Foto der Künstlerin geschmückt, so dass sie doch ein wenig mit dabei war.

Kinderbuch

In dieser Sparte erfahren wir viel über neue Serien und große Jubiläen. So wird bei Urachhaus die Trilogie von Jenny Jägerfeld mit dem dritten Band Meine geniale Liebe abgeschlossen – zum Finale verliebt sich Protagonist Sigge in einen Mitschüler. Außerdem können sich Giesbert-Freunde freuen: Der vierte Band von Daniela Drescher, Giesbert und die Gackerhühner, widmet sich u.a. dem Schutz der Wildbienen.

Ravensburger startet im September eine neue Serie von Gina Mayer für Kinder ab zehn Jahren: Stadt der bösen Tiere spielt im Schatten einer verlassenen Fabrik, tief unter der Stadt Detroit, in einer Burg. Spionierende Salamander, kampferprobte Rehe und Mädchen wie Lizzard finden hier ein traumhaftes Zuhause. Aber nur, solange sie für den skrupellosen weißen Tiger und Herrscher der Burg von Nutzen sind.

Dorling Kindersley-Verlagsleiterin Monika Schlitzer möchte das erzählende Kinderbuch im fürs Sachbuch bekannten Programm ausbauen: Am 23. April erscheint das erste Kinderbuch von Starkoch Jamie Oliver, Billy und der geheimnisvolle Riese. Eingekauft hat man außerdem die Serie The Secret Explorers von S.J. King, in der ein Team von Kindern mit jeweils besonderem Expert:innenwissen Abenteuer erlebt. Altersmäßig knüpft man damit an den Erstlese-Bereich an.

Bei Carlsen steht der Herbst unter anderem im Zeichen des 25-jährigen Harry Potter-Jubiläums. Am Stand von Bloomsbury wurde darum in Bologna schon die Ankündigung von Die magische Welt von Harry Potter: Das offizielle Handbuch gefeiert, das am 20. Oktober auch bei Carlsen erscheint. Dafür haben sich sieben internationale Illustrator:innen zusammengetan und die wichtigsten Elemente der zauberhaften Welt von Harry Potter in einer ganz besonderen Sammlung neu illustriert. Außerdem zum Jubiläum erscheint Das offizielle Harry Potter Who’s Who mit allen Figuren aus der Zaubererwelt.

Auch Thienemann-Esslinger-Verlegerin Bärbel Dorweiler ist bereits im Jubiläums-Modus: Im Herbst wird zum einen der 100. Geburtstag von Otfried Preußler gefeiert, mit einer neuen Krabat-Ausgabe, die Mehrdad Zaeri illustriert hat. Wir durften einen ersten Blick erhaschen und sind begeistert. In Stuttgart wird es zudem ab 14. Oktober eine Mitmach-Ausstellung zur Kleinen Hexe geben. Zum anderen wird Michael Endes Momo 50 Jahre alt, und man kann sich auf ein von Simona Ceccarelli illustriertes Momo-Bilderbuch freuen. Im kommenden Jahr feiert Thienemann dann das eigene 175-jährige Jubiläum.

Jugendbuch

Als besonderes Highlight freut sich Julia Bielenberg, Geschäftsführerin der Verlagsgruppe Oetinger, auf den vierten Wand der Tintenwelt-Serie von Cornelia Funke im Dressler Verlag: Am 12. Oktober erscheint Die Farbe der Rache, das fünf Jahre nach den Geschehnissen von Tintentod anknüpft, als Eisenglanz gesichtet wird, der Glasmann von Orpheus, dem erbitterten, silberzüngigen Feind von Meggie, Mo und Staubfinger.

Bei Arena wird es eine neue Serie von Jana Hoch geben: Ruby Circle lässt sich ins „Dark Academia“-Genre einordnen. Verlagsleiterin Alexandra Schönleben freut sich, eigene Autorinnen weiter aufbauen zu können, zumal sie beobachtet, dass der Lizenzmarkt nach einer ruhigeren Phase nun wieder anziehe und die Preise bei Auktionen wieder steigen.

Rotfuchs-Programmleiterin Christiane Steen hat eine neue Autorin verpflichtet. Lustige Jugendbücher sind nicht so oft zu finden, aber genau das verspricht sie mit dem Debüt von Filiz Penzkofer, Alles im Grünen oder wie ich die Kette der Beschissenheit durchbrach.

Carlsens Spitzentitel des Herbstes wird Die Tochter der Mondgöttin, das Fantasy-Debüt der Hongkonger Autorin Sue Lin Tan, die sich für ihren Roman von einer alten chinesischen Sage hat inspirieren lassen. In den USA ist die Dilogie bereits auf den Bestsellerlisten.

Bei Arctis wiederum erscheint im September einmal mehr ein norwegischer Jugendroman: In Nur ein wenig Angst erzählt Alexander Kielland Krag in intimen, dichten Kurztexten davon, wie ein Siebzehnjähriger das erste Mal in seinem Leben Angst und Panikattacken erlebt. „Ein eindringliches Buch, das Licht scheint auf die Herausforderungen, die viele Jungs im Umgang mit ihrer psychischen Gesundheit haben“, verspricht der Verlag.

Die Verkündigung der diesjährigen Preisträgerin des Astrid Lindgren Memorial Awards löste bei der Live-Übertragung aus Schweden ins Illustrator’s Café übrigens bei vielen zunächst fragende Blicke aus. Die US-Autorin Laurie Halse Anderson müssen einige erst noch kennenlernen, auf Deutsch sind Titel bei dtv und Ravensburger erschienen. Große Sympathie gewann sie bereits durch ihre Reaktion auf den Anruf, mit dem man sie über ihre Auszeichnung informierte: „Are you sure?“, fragte sie ungläubig, und in Bologna klatschte man endlich.

Sachbuch

Anke Kuhl hat bereits eine Reihe von Workshops für Schulklassen in Bologna absolviert, bevor sie die Buchmesse erkundigt, und Klett Kinderbuch-Verlegerin Monika Osberghaus kann schon das Cover eines neuen Buchs der Illustratorin zeigen – wieder nach einem Text von Katharina van der Gathen, und wieder mit einem ganz anderen Thema: Radieschen von unten ist Das bunte Buch über den Tod für neugierige Kinder.

Auch von Horst Klein wird es bei Klett Kinderbuch etwas Neues geben, nach einem Text von Rike Drust: Alle helfen. 25 Berufe, die die Welt zu einem besseren Ort machen. Die hat man basierend auf einer Online-Umfrage zusammengetragen und bei den weiteren Recherchen festgestellt, dass die Ausübenden von helfenden Berufen trotz hoher psychischer Belastungen häufig angeben, Freude bei der Arbeit zu empfinden.

Gerade ist bei Jacoby & Stuart Das alte Haus an der Gracht von Thomas Harding mit Bildern von Britta Teckentrup erschienen, da können Verlegerin Nicola Stuart und Verleger Edmund Jacoby die nächsten Projekte der Illustratorin ankündigen: Obst und Früchte soll im Format des Erfolgstitels Krähen erscheinen. Auch ein neues Bilderbuch ist in der Mache, für das Britta Teckentrup eine Geschichte des Andersen-Preisträgers Cao Wenxuan bebildert, Die kleine Zikade und der alte Ochs. Um die Titel für Erwachsene im Hause Jacoby & Stuart in Zukunft sichtbarer zu machen, wird es in diesem Herbst zwei getrennte Vorschauen geben, eine fürs Kinderbuch, eine fürs Erwachsenen-Programm, zu dem wir demnächst mehr berichten werden.

Der Seekarten-Atlas ist ein großes Projekt im Magellan Verlag, für das Viola Hofmann sich viele Lizenzpartner wünscht: Maren Hasenjäger illustriert es derzeit, und die ersten Seiten inklusive Ausklappseiten versprechen Opulenz.

Am österreichischen Gemeinschaftsstand treffen wir Tanja Raich und Bernd Thurner vom Leykam Verlag, in dem seit noch nicht langer Zeit ein Kinderbuch-Programm aufgebaut wird, das bereits Erfolge feiern kann, allen voran mit dem Sachbuch Faszination Krake von Michael Stavarič und Michèle Ganser, das diverse Preise einheimsen konnte. Jüngst nachgelegt hat man mit dem zweiten Band, Faszination Krake.

Daniele Filthaut von Gerstenberg kann erste Seiten aus dem großformatigen Kindersachbuch In einem alten Haus in Berlin von Kathrin Wolf mit Illustrationen von Isabel Kreitz zeigen. Es führt durch 150 Jahre Alltagsgeschichte, lokalisiert in einem Berliner Haus. Ein neues Buch von Lena Zeise erzählt Wie die Katze zu uns kam, eine Art Kulturgeschichte der Katze mit faszinierenden Illustrationen.

In mehreren Gesprächen taucht die Frage auf, wieso es immer üblicher zu werden scheint, sich mit gar keinem oder allenfalls mit Halbwissen an Debatten zu komplexen Themen zu beteiligen. Da tut ein Buch wie Von Hä? zu Wow! von Volker Kratzenberg-Annies sicher gut, das 40 Reisen durch die Welt des Wissens verspricht und erklären möchte, wie Forschung eigentlich funktioniert. Es erscheint bei Tessloff, und Geschäftsführerin Katja Meinecke-Meurer freut sich darüber hinaus auf Die Erde im Blick. Unser Planet aus dem All betrachtet, das auf andere Art neue Perspektiven eröffnet.

Und sonst …

Dies alles ist gedacht als ein kleiner Einblick in dreieinhalb Tage Gespräche – und deshalb fehlt natürlich eine ganze Menge, auch an Titeln, die ich nicht schnell genug mitschreiben konnte. Bitte sehen Sie es uns nach, wir ergänzen gern.

Ein Blick in die Bildergalerie zeigt weitere Begegnungen, u.a. beim gut besuchten Empfang der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen am Vorabend der Messe. Auch das in dieser Woche erschienene BuchMarkt-Special Junge Zielgruppe widmet sich der zweitstärksten Warengruppe und ist noch lange nicht veraltet, bloß weil es sich auf die Frühjahrsproduktion konzentriert. Darin finden Sie u.a. ein Interview mit Franziska Hauffe und Bernd Herzog vom Vorstand der avj.

Wie immer habe ich mir in Bologna eine kleine, spontane und rein subjektive Auswahl an Bilderbüchern in der Kinderbuchhandlung Stoppani gegönnt, diesmal bestehend aus Avventura nel Regno die Porcellana (Carthusia) von Katerina Illnerova, S’alza il Vento (logosedizioni) von Anna Paolini sowie dem mit dem Motiv des Webens spielenden Woven of the World (Chronicle Books) von Katey Howes und Dinara Mirtalipova, das eine lobende Erwähnung in der Kategorie Non Fiction der Bologna Ragazzi Awards erhielt.

Und erneut habe ich feststellen können, dass Buchhändlerinnen wie Jutta Bummel von der Buchhandlung Eulenspiegel in Hochheim am Main einfach eine umwerfende Titelkenntnis haben, ebenso wie eine ansteckende Begeisterungsfähigkeit. Sie war mit der Illustratorin Angela Wittchen nach Bologna gereist, und in der Messebuchhandlung konnte ich mich kurz mit beiden austauschen.

Apropos Kenntnis: Natürlich taucht in Bologna hin und wieder auch das Thema Künstliche Intelligenz auf, und sicher müsste man sich damit beschäftigen (einen Artikel dazu finden Sie im Magazin des März-BuchMarkts), aber wenn man die Kreativität von Illustrator:innen und Autor:innen sieht, wie sie in Bologna gefeiert wird, schiebt man es doch erstmal zur Seite.

Vielleicht könnte man die KI einstweilen damit beschäftigen, den Bus-Verkehr zwischen Stadt und Messe in erträglichere Einheiten zu portionieren. Denn auch in diesem Jahr visualisiere ich morgens und abends erstmal eine quietschvergnügte Ölsardine, um keinen Wutanfall zu riskieren, bevor ich mich in den hoffnungslos überfüllten öffentlichen Nahverkehr quetsche.

Außer am Messe-Mittwoch, meinem Abreise-Tag, an dem die Busse streiken. Da visualisiere ich eine leichtfüßige Petra Albers, denn von der Verlagsleiterin des Beltz Kinder- und Jugendbuchs wird erzählt, dass sie immer schon zu Fuß aus der Stadt zu den Ausstellungshallen gelaufen ist. Ich stelle sie mir natürlich ohne meinen Koffer und meine Kamera-Tasche vor, und siehe da, auch ich schaffe den Weg und bestaune nebenbei noch Malereien auf der Brücke über die Bahnhofsgleise. Das soll uns die KI erstmal nachmachen.

Mehr zum Thema KI lesen wir dann im Herbst bei Beltz & Gelberg im Kinder-Sachbuch von Angelika Zahn und Lena Hesse Woher weiß das Handy so viel? nach. „Sehr aufschlussreich“, verspricht Petra Albers. Und übrigens: Das Wetter in Bologna war super.

Danke für alle Begegnungen, helfenden Hände und guten Worte – und vor allem an die Organisator:innen der Bologna Children’s Bookfair für das Schaffen einer besonderen, unverzichtbaren Plattform für die Kinderbuchbranche. Die nächste Ausgabe findet vom 8. bis zum 11. April 2024 statt. Aber jetzt freuen wir uns erstmal auf Leipzig.

Susanna Wengeler

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