Cay Rademacher über seinen neuen Roman "Passage nach Maskat" „Die Epoche der Zwanziger Jahre ist so etwas wie ein beunruhigend aktueller Prototyp unserer Zeit“

Mitte August erscheint bei DuMont mit Die Passage nach Maskat von Cay Rademacher ein Krimi, der sichtlich auf die Zielgruppe der Leser von „Tod auf dem Nil“ zielt. Das war Anlass für Fragen an den Schriftsteller, warum er nach neun erfolgreichen Provence Krimis jetzt das Genre gewechselt hat. 

Cay Rademacher: „Die „Goldenen Zwanziger“ haben mich bereits als Studenten der Geschichte fasziniert, weil sie so exzentrisch, so wild und so dermaßen überraschend modern waren“ (c) in medias res

Das frage ich immer zuerst: Worum geht es in Ihrem neuen Buch?

Cay Rademacher: Im Oktober 1929 reist der vom Weltkrieg traumatisierte Fotograf Theodor Jung an Bord des luxuriösen Ozeanliners Champollion von Marseille nach Maskat im Sultanat Oman. Eigentlich soll er eine Reportage für Deutschlands größte Illustrierte machen – doch er fährt mit seiner Frau Dora und deren Familie. Denn sie haben ein Geheimnis vor ihm, und das möchte er unbedingt herausfinden. Allerdings verschwindet Dora nach kurzer Zeit von Bord. Alle Mitreisenden behaupten, sie sei niemals auf dem Schiff gewesen

Höre ich Anklänge an Agatha Christie?

Das ist Ihre Interpretation. Tatsächlich fehlt von Dora jede Spur. Jung bleiben nur wenige Tage bis zur Ankunft in Arabien, um das Mysterium zu lösen.

Wem könnte der Buchhandel aus Ihrer Sicht Die Passage nach Maskat mit welchem Argument am besten verkaufen?

Mein Roman ist einerseits eine klassische Abenteuergeschichte: Die Protagonisten sind in Marseille, auf dem Suezkanal, bei den Pyramiden, im Tal der Könige, in Aden, schließlich in Maskat. Andererseits ist die Epoche der Zwanziger Jahre – und speziell der Herbst 1929 – so etwas wie ein beunruhigend aktueller Prototyp unserer Zeit. Hektisch, modern, und auch schon global, dabei droht aber bereits die weltweite Katastrophe,von der die Menschen noch kaum etwas ahnen. Ganz wie heute, könnte man denken.

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Was hat Sie zu dem Genrewechsel bewogen?

Für mich ist das kein Genrewechsel. Die Geschichte ist ein Krimi, und das ist ja das, was ich seit Jahren schreibe, auch historische Kriminalromane – etwa die Hamburger Trilogie um Oberinspektor Stave, der 1947/48 in der kriegszerstörten Hansestadt ermittelt.

Der Trümmermörder, Der Schieber, Der Fälscher haben mich damals bei ihrem Erscheinen fasziniert und sind für mich immer noch lebendig. 

Auch die „Goldenen Zwanziger“ haben mich bereits als Studenten der Geschichte fasziniert, weil sie so exzentrisch, so wild und so dermaßen überraschend modern waren. Und als Autor, der schon lange in der Provence lebt, wollte ich auch immer gerne etwas über die Messageries Maritimes machen – die legendärste Reederei aus Marseille, mit den luxuriösesten Schiffen. Voilà, so ist Die Passage nach Maskat dabei herausgekommen.

Sie waren sichtlich selbst mal an Bord auf so einem Luxusliner? 

Ja, vor ein paar Jahren habe ich auf einem Kreuzfahrtschiff Vorträge gehalten, also an Bord gearbeitet, wenn auch in homöopathischer Quantität. Dabei hatte ich das Glück, genau so einen Morgen auf dem Suezkanal zu erleben – und habe mir ge- dacht, dass ich irgendwann darüber schreiben muss.  Sie können schon einsteigen, das Leseexemplar ist ja schon bei Ihnen.

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz

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