Erste Fotos vom Deutsch-französischen Verlegertreffen

Eine harmonische Begegnung gestern in Berlin: In der französischen Botschaft trafen sich Verleger aus Frankreich zum Erfahrungsaustausch mit ihren deutschen Kollegen. Das Gebäude der Französischen Botschaft am Pariser Platz (Foto) bot einen schönen Rahmen für diese Art „Familientreffen“.

Botschafter Maurice Gourdault-Montagne begrüßte mehr als 150 Gäste aus beiden Ländern, darunter Verleger, Rechtemanager, Lektoren, Übersetzer, Buchhändler und Journalisten. Aus Frankreich waren unter anderem Bernard Comment (Editions du Seuil), Sabine Wespieser (Sabine Wespieser Editeur), Bernard Barrault (Éditions Julliard) und Manuel Carcassonne (Éditions Grasset) angereist. Auch Verleger Antoine Gallimard, Präsident des französischen Verlegerverbands Syndicat national de l’Edition (SNE) ließ sich den Termin nicht entgehen.

Es war bereits das vierte bilaterale Verlegertreffen, wie Alain Gründ, der Präsident des Bureau international de l’edition francaise (BIEF), betonte. Nach Wissenschafts-, Kinder- und Kunstbuchverlagen kamen gestern Belletristik-Verlage zusammern. Von deutscher Seite waren unter anderem Elisabeth Ruge (Hanser Berlin), Thomas Sparr (Suhrkamp), René Strien (Aufbau), Andreas Rötzer (Matthes & Seitz Berlin), Tanja Graf (Graf Verlag) und Joachim Unseld (Frankfurter Verlagsanstalt) vertreten.

Elisabeth Beyer vom Bureau du livre der Botschaft hatte die Veranstaltung perfekt vorbereitet. Alles stimmte, die Zusammensetzung der Podien, die Moderation, die Übersetzung und die Atmosphäre. Viele Verlagsmitarbeiter kannten sich bereits und freuten sich sichtlich über das Wiedersehen mit ihren Kollegen aus dem jeweils anderen Land. Es geht zwischen Frankreich und Deutschland entspannt und unverkrampft zu, lautete das Fazit schon nach der ersten Gesprächsrunde. Literaturagenten spielen in diesem bilateralen Markt denn auch kaum eine Rolle, da die direkten Kontakte so gut funktionieren.

Überhaupt gab es an diesem Tag viele Gemeinsamkeiten. Alle wichtigen Titel sind übersetzt, in beiden Ländern überzeugen kleine unabhängige Verlage mit ihrem Programm und mit La mer gelée ist sogar eine deutsch-französische Literaturzeitschrift auf dem Markt.

Vertreter beider Länder unterstrichen die Bedeutung der Buchpreisbindung und hoben die Rolle der unabhängigen Buchhandels hervor. Die Kunden meiden mittlerweile „Buchabholstellen“ (Joachim Unseld), stattdessen erwarten sie inhaltliche Diskussionen mit dem unabhängigen Buchhandlung, der unterstützt werden müsse. In Frankreich gebe es Vorteilsprogramme zur Unterstützung der unabhängigen Buchhandlungen, so Verlegerin Sabine Wespieser. „Im Internet findet man nur das, was man sucht, sagte sie. „In Buchhandlungen findet man auch Bücher, die man gar nicht gesucht hat.“

Auch auf politischer Ebene steht die Branche in Deutschland und Frankreich vor ähnlichen Herausforderungen, beispielsweise in der Frage des Urheberrechts und der Sorge vor amerikanischen Verhältnissen. Vehemt plädierte der ehemalige französische Kulturministers Jaques Toubon zudem für die Einführung eines reduzierten Mehrwertsteuersatz für E-Books in ganz Europa.

Die Tagung habe sein großes Vertrauen in die deutsch-französischen Beziehungen bestätigt, sagte der Botschafter zum Abschluss und auch die Teilnehmer waren sich einig, dass der Meinungsaustausch sehr nützlich war und bald fortgesetzt werden sollte. Günter Winands, Gruppenleiter „Medien und Film, Internationales“ beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, forderte in seinem Schlusswort dazu auf, sich bei so viel Verständnis und Gleichklang nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, sondern die guten Beziehungen noch zu intensivieren. Es wäre an der Zeit, dass Frankreich mal wieder Ehrengast der Frankfurter Buchmesse wird, sagte er.

Heute wird die Veranstaltung im Institut français am Kurfürstendamm fortgesetzt. Dort treffen sich Lektoren und Rechtemanager zu Einzelgesprächen.

ML

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