Ein urkomischer Abend zu einem ernsten Anliegen: Galiani feierte Premiere von Heiko Wernings und Ulrike Sterblichs Buch „Von Okapie, Scharnierschildkröte und Schnilch“

Gestern Abend wurde im Mehringhof-Theater die Premiere von Heiko Wernings und Ulrike Sterblichs Buch Von Okapie, Scharnierschildkröte und Schnilch. Ein prekäres Bestiarium gefeiert. Der Galiani Verlag berichtet:

„Selten wurde wohl so viel gelacht aus einem traurigen Anlass. Bei der Leseshow im Berliner Mehringhoftheater zum Artenschutz für Tiere vergingen drei Stunden wie im Flug. Das lag zweifelsohne an der großen Sing- und Leseshow, garantiert durch Ahne, Marion Brasch, Fil, Kirsten Fuchs, Sebastian Krämer, Manfred Maurenbrecher und natürlich unsere beiden Autoren Heiko Werning und Ulrike Sterblich, zusammen mit Björn Encke.

Ein gelungener Abend: vlnr.: Ulrike Sterblich, Marion Brasch, Manfred Maurenbrecher, Björn Encke, Ahne, Fil, Kirsten Fuchs, Sebastian Krämer, Heiko Werning

Den Anfang machten Heiko Werning und Ulrike Sterblich mit einer Art Speed-Teaser-Show zu einigen Highlights aus der Welt der vom Aussterben bedrohten Tiere: Sie erzählten von Zhous Scharnierschildkröte, die extrem wenig von Sozialkontakten mit der eigenen Art hält, über randalierende kalifornische Kondore, bei deren Nachzucht die Erziehung zu kurz kam, oder ewig Kind bleibenden Querzahnmolchen. Dieser Schnelldurchlauf weckte Neugier auf mehr – mehr Tiere, mehr Geschichten. Und die wurden dem Publikum in den nächsten Stunden geboten. Werning las über einen niedlichen Käfer – „Niedlichkeit entsteht im Auge des Betrachters“, unterstrich Sterblich! – namens Totengräber, der infolge mangelnder Wandertaubenkadaver (die letzte, „Marta“, verschied in den 1950ern) zum Aussterben verurteilt ist, Ulrike Sterblich stellte unter anderem den Tasmanischen Beutelteufel, den Wutbürger unter den Tieren, vor.

Dann baten die beiden Autorinnen im Wechsel befreundete Künstler*innen auf die Bühne. Marion Brasch, Ahne und Kirsten Fuchs lasen über die bayerische Kurzohrmaus, mit ihren sieben Problemen, unter die auch ihre ungesicherte Existenz fällt, sollte man sich im Ohr zergehen lassen, den europäischen Stör (hypersensibel!) und den Schnilch (besänftigend und Kreativitätssteigernd).

Ein besonderes Highlight waren Auftritte der Chansonniers und Liedermacher Sebastian Krämer und Manfred Maurenbrecher, die das Aussterben (oder auch das erfolgreiche Nicht-) etwas weiter fassten: Sebastian Krämer klagte über den Verlust des Grottenolms, des einzigen Freundes seiner Kindheit, und sinnierte über „Gespräche der Krähen“. Manfred Maurenbrecher begrüßte das „wilde graue Tier“ im „wilden grauen Brandenburg“ – um anschließend die Unsterblichkeit der Kakerlake zu besingen. Und Fil schlug den Artenschutz-Bogen sehr frei etwas weiter – vom „frechen kleenen Balliner“ hin zur ratlosen Feststellung „Mein Hund ist krank“.

Bei aller Unterhaltung wurde doch stets deutlich, um was es ging. Björn Encke erzählte mehr von dem Projekt Citizen Conservation, bei dem es darum geht, durch Nachzucht ex situ, also in Zoos oder auch in Privathaushalten, bedrohte Tierarten von dem Aussterben zu retten. Um über die wichtige Arbeit von Zoos für den Artenschutz zu informieren begann Citizen Conservation einen Podcast mit kurzweiligen Tierportraits. So entstand schließlich auch das Prekäre Bestiarium.

Besondere Begeisterung beim Publikum löste ein Rückblick auf das Kennenlernen von Björn Encke und Heiko Werning aus. Als Redakteur für das ZDF Morgenmagazin filme Encke einst im heimischen Wohnzimmer von Heiko Werning einen Beitrag über dessen Chuckwallas – der Beginn einer langen Freundschaft und schließlich auch von Citizen Conservation.

So war dieser Abend zuletzt nicht nur sehr amüsant und kurzweilig, er informierte auch über die vielen wunderbaren Kreaturen, deren Fortbestehen von Wiederaufzuchtmaßnahmen privater Tierschützer*innen und Zoos abhängt. Der Erhalt der Artenvielfalt ist eine entscheidende Menschheitsaufgabe, doch was wir dafür tun können ist in der Öffentlichkeit noch kaum bekannt. Dieser Abend hat also hoffentlich seinen kleinen Teil dazu beigetragen, denn selten hat Artenschutz mehr Spaß gemacht!“

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