Gelungene Premiere: White Ravens Festival auf Schloss Blutenburg in München

Vom 20. bis zum 25. Juli fand das erste White Ravens Festival für internationale Kinder- und Jugendliteratur in München statt. Stilvolle Kulisse vieler Veranstaltungen war die Internationale Jugendbibliothek auf Schloss Blutenburg (s. unsere Bildstrecke am Ende der Meldung).

IJB-Direktorin Dr. Christiane Raabe und ihr Team konnten 13 Autorinnen und Autoren [mehr…] begrüßen, die auch zu Schullesungen in Bayern reisten. Der Samstag des Festivals war ein wenig durch das durchgängige Regenwetter getrübt, den hochkarätigen Veranstaltungen an diesem Tag hätte man gerne noch etwas mehr Publikum gewünscht.

U.a. malte Ali Mitgutsch mit Kindern ein Wimmelbild und erzählte von seinem Werdegang als „Erfinder des Wimmelbuches“, für das er eigentlich den Terminus des „sich selbst erzählenden Bilderbuches“ bevorzugt. Die Idee zu „Rundherum in meiner Stadt“ (Ravensburger), das 1968 erschien und ein Jahr später den Deutschen Jugendbuchpreis erhielt, basiert auf Gesprächen mit einem Kinderpsychologen, der den Künstler, der als graphischer Zeichner begann, um ein Buch gebeten hatte, in dem „viel drin“ sei. Schließlich arbeite er über lange Zeit hinweg mit seinen Patienten.

Auch nach Auszeichnung mit dem Deutschen Jugendbuchpreis seien die Abverkäufe nicht berauschend gewesen, erinnerte sich Ali Mitgutsch, aber die Auflagen hätten sich dann von Jahr zu Jahr gesteigert, was er auf die Mundpropaganda unter den Kindern zurückführt. Heute liegt sie bei 1,3 Millionen Exemplaren. „Ich flirtete nie mit den Erwachsenen, wenn ich ein Bilderbuch gemacht habe“, erklärte Ali Mitgutsch seinen Erfolg.

Einen in Deutschland noch nicht übersetzten Kinderbuchautor aus Polen präsentierte das White Ravens Festival mit Grzegorz Kasdepke. Der 38-Jährige hat mehrere Jahre als Chefredakteur einer Kinderzeitschrift gearbeitet und ist heute einer der populärsten Kinderbuchautoren Polens. Er sammele Kinderfragen, erklärte er bei der Präsentation seiner Texte, darunter die Detektiv-Reihe „Anton Positiv“, in der sich der Protagonist einen Kaktus als Waffe benutzt. Solch einen Kaktus habe er in der Grundschule auch mal abbekommen, erklärte er dem Kinderpublikum.

Die Französin Marie-Aude Murail überzeugte mit einer Lesung aus „Simpel“ (Fischer Schatzinsel), 2008 mit dem Deutschen Jugendliteratur ausgezeichnet. Den deutschen Part übernahm die deutsche Synchronstimme von Bart Simpson, Sandra Schwittau.

Ein besonderes Highlight des Festival-Samstages war der Auftritt des Australiers Michael Gerard Bauer mit der Hamburger Band Gone Fishin’, für die der Autor den Soundtrack zu seinem Buch „Ismael und der Auftritt der Seekühe“ (Hanser) komponiert hat. Bauer las auf Englisch vor, der Hörbuchsprecher Jens Wawrczeck führte den deutschen Part fort (auch Übersetzerin Ute Mihr war anwesend) und zwischendurch wurden die am Nachmittag einstudierten Songs zum Besten gegeben, mit Bauer an der Gitarre und mit Gesangseinlagen. Wer das verpasst hat, muss sich mit der vorzüglichen Hörbuch-Fassung bei der Hörcompany trösten, sollte sich aber das Live-Erlebnis nicht noch einmal entgehen lassen, wenn es dazu kommen sollte.

Abgerundet wurde das Samstags-Programm durch Holz- und Stempelwerkstätten sowie einen Improvisationsworkshop. Ein gelungener Auftakt für ein Festival, das am gestrigen Sonntag zu Ende ging und hoffentlich fortgesetzt wird. Übrigens haben wir am Samstag auch Michael Schmitt getroffen, der mit seinem Team für die Kulturzeit gedreht hat, einen kleinen Ausschnitt wird man am morgigen Dienstag auf 3sat sehen können, in der „Kulturzeit kompakt“ nach den 19Uhr-Nachrichten.

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