Hans-Joachim Walch kehrt nach Leipzig zurück

Hans-Joachim Walch

Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Nationalbibliothek Leipzig erhält den Nachlass des bedeutenden Typografen und Illustrators Hans-Joachim Walch (1927-1991).

In der bibliophilen Welt hat sein Name noch immer einen hellen Klang. Der Leipziger Typograf und Illustrator Hans-Joachim Walch hat das Erscheinungsbild des Leipziger Insel Verlages maßgeblich geprägt, seine Arbeiten sind in Ost und West mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Jetzt haben seine Töchter Katharina von Miller und Julia Walch einen Großteil seines künstlerischen Nachlasses dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig übergeben.

1927 in Berlin geboren, besuchte Walch von 1947-1949 die Kunstgewerbeschule in Leipzig, um sich anschließend bei C. G. Röder zum Lithografen ausbilden zu lassen; daneben studierte er an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst Reproduktionsfotografie, freies Zeichnen und Schriftsatz. 1952 wurde er Herstellungsleiter und künstlerischer Gestalter beim Insel Verlag.

Als 1977 gegen Walchs Widerstand aus dem Insel Verlag, Gustav Kiepenheuer, der Dieterich’schen Verlagsbuchhandlung und dem Paul List Verlag ein Kombinat gebildet wurde, verließ er Insel und arbeitete seit 1978 freischaffend als Buchgestalter, Illustrator und Grafiker für zahlreiche, insbesondere Leipziger Verlage, darunter Breitkopf & Härtel, Koehler & Amelang, Evangelische Verlagsanstalt und Bibliographisches Institut.

Obwohl die Mangelwirtschaft in der DDR es ihm oft schwer machte, seinen eigenen hohen Qualitätsvorstellungen gerecht zu werden, lehnte Walch Berufsangebote aus der BRD ab. Dabei pflegte er immer den Kontakt zu den Kollegen vom Frankfurter Insel Verlag (bzw. Suhrkamp). Während der Buchmessen, berichten Walchs Töchter, „verwandelte sich seine Leipziger Wohnung stets zum allabendlichen Treffpunkt von Herstellern, Buchhändlern, Autoren und Verlegern aus beiden Teilen Deutschlands.“

Vor seinem Tode 1991 musste Hans-Joachim Walch noch die Auflösung vieler Leipziger Traditionsverlage erleben, denen er sich Zeit seines Lebens verbunden fühlte. „Sein“ Insel Verlag wurde immerhin noch als „Niederlassung“ weitergeführt. Angesichts der Tatsache, dass in diesem Jahr auch Insel endgültig seine Tore in Leipzig schließt, wirkt die Überführung von Hans-Joachim Walchs Nachlass an die Pleiße wie eine traurige Schlusspointe der langen und erfolgreichen Geschichte dieses Verlages in Leipzig.

Für das Deutsche Buch- und Schriftmuseum bedeutet indes der Nachlass, der u. a. Handabzüge von Holzstichen zu Buchillustrationen, Layoutvorlagen und Entwürfe zu Schutzumschlägen sowie Auszeichnungen, Sekundärliteratur und persönliche Dokumente enthält, ein großer Gewinn. Für 2010 ist die Fertigstellung des 4. Erweiterungsbaus der Deutschen Nationalbibliothek geplant, in dem die traditionsreiche Sammlung mit erweiterten Magazinen, Ausstellungsräumen und Lesesaal eine neue Heimstatt finden soll. Dann wird auch das Werk Hans-Joachim Walchs der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht und in angemessener Weise präsentiert werden können.

Olaf Schmidt

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