Im Juli 2015 haben die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig (HTWK) und der ebenfalls in Leipzig ansässige Buchfunk Verlag gemeinsam eine Umfrage zu den Potenzialen des digitalen Vertriebs von Hörbüchern durchgeführt. Das Ergebnis: Streaming ist gefragt, das Abo stagniert, À-la-carte lebt noch.
Von den Befragten, die kostenpflichtige Downloads nutzen, bezieht mehr als die Hälfte (54,4%) ihre digitalen Hörbücher nur als Einzeldownloads. Selbst ein Viertel der Befragten (25,0 %), die Abonnements nutzen, kaufen noch À-la-carte-Downloads hinzu. Nur ein Fünftel aller Nutzer kostenpflichtiger Download-Angebote (20,5 %) beziehen ihre Hörbücher allein über das Abo.
43,6 % aller Befragten würden einen Streaming-Dienst speziell für Hörbücher nutzen; Bei den bis 25 Jahre alten Teilnehmern sind es sogar 58,2 %. Mit zunehmendem Alter nimmt die Bereitschaft zum Hörbuchstreaming bis auf 31,9 % bei der Altersgruppe 60+ ab. Interessant ist, dass bei vielen Menschen Unkenntnis bzw. Unsicherheit bezüglich „Streaming“ herrscht. So wird in freien Antworten moniert, dass man eine ständige Breitbandverbindung zum Internet brauche oder wie beim Radio zu bestimmten Zeiten am Empfänger sitzen müsse.
Nach der gewünschten Ausstattung eines Hörbuch-Streamingdienstes gefragt, wird vor allem der Audioqualität große Bedeutung zugemessen – 90,4 % der Befragten halten diese für wichtig bis sehr wichtig. Noch mehr bewerten die Möglichkeit der Offline-Verfügbarkeit als wichtig bis sehr wichtig (91,1 %) sowie eine Lesezeichenfunktion (90,6 %). Bei den zusätzlichen Leistungen wären Hörbuch-News und Empfehlungen gefragt; dagegen können die Anbieter getrost auf Booklets und Sprecher- bzw. Autorenporträts verzichten. Interessant: Social-Media-Funktionen, wie Freunden Empfehlungen zu geben, halten neun von zehn Befragten nicht für wichtig.
Durchschnittlich 15,35 Euro würden die Befragten höchstens für einen Hörbuchtitel auf CD von 8 bis 10 Stunden Spieldauer ausgeben (bereinigt, nur Werte ab 3,00 Euro) – für das gleiche Hörbuch im Download, wären sie bereit, 9,94 Euro (bereinigt, nur Eingaben über 0,00 Euro) auszugeben. Auf einen ähnlichen Betrag kommt das Hörbuch-Streaming: 9,34 Euro wären potentielle Nutzer im Durchschnitt bereit, dafür auszugeben.
Verantwortliche Autorin der Umfrage ist Rebecca Seidel, die die Arbeit im Rahmen des Masterstudienganges Verlags- und Handelsmanagement initiiert und durchgeführt hat. An der Umfrage nahmen 1.514 Menschen teil, die vor allem über das Hörbuchportal vorleser.net und den dazugehörigen Newsletter (ca. 48.000 Empfänger) gewonnen. Weitere Menschen erreichte die Umfrage über den E-Mail-Verteiler der HTWK Leipzig (ca. 6.000 Empfänger), den Newsletter von Höbu.de und soziale Netzwerke, vor allem Facebook.
Die Art und Durchführung der Umfrage legt nahe, dass an ihr vor allem Menschen teilgenommen haben, die sich für Hörbücher und Literatur interessieren und erfahren im Umgang mit dem Internet sind. Somit ist die Umfrage nicht repräsentativ bezogen auf die Gesamtbevölkerung, wohl aber als repräsentativ für diese Gruppe zu betrachten.
