Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – Juli 2021

Uwe Kalkowski

Seit genau fünf Jahren gibt es nun die Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« mit monatlichen Fundstücken aus der wunderbaren Welt der Literaturblogs. Und es ist mir Monat für Monat ein großes Vergnügen, interessante, spannende und inspirierende Texte vorzustellen, die mir bei Flanieren durch die vielen Buch- und Literaturblogs aufgefallen sind. Diesmal allerdings ist die Auswahl etwas kleiner geraten als gewöhnlich, denn während meines Sommerurlaubs habe ich mir sehr viel Offline-Zeit gegönnt. Aber dafür sind die heutigen Lesetipps ein paar echte Perlen, die ich unbedingt allen Literatur- und Kulturinteressierten an Herz legen möchte.

In seinem Blog brasch & buch hat Thomas Brasch (nicht der Dichter) einen Text mit dem langen Titel »Kultur und Politik: Einst eine leidenschaftliche Beziehung, dann Jahre der Entfremdung und jetzt ein Rosenkrieg« veröffentlicht. Darin analysiert er auf einer sehr persönlichen Ebene das Verhältnis zwischen Kultur und Politik, und beschreibt eine fatale Entwicklung: »Kultur und Politik haben sich nicht nur entfremdet, sondern die Kulturszene nahm in den zurückliegenden Trennungsjahren für sich in Anspruch, die Seite der moralisch Guten zu repräsentieren.« Fatal vor allem für die Seite der Kultur, die dabei ist, sich gesamtgesellschaftlich zu marginalisieren. Ein spannender Text mit viel Diskussionspotential.

Im Blog Aufklappen haben Pascal Mathéus und Larissa Plath eine Interviewreihe gestartet. Sie trägt den Titel »Kritik der Kritik der Kritik« und bricht eine Lanze für die Literaturkritik und deren Akteure – in Zeiten von mehr und mehr wegbrechenden Literaturformaten in Öffentlich-Rechtlichen Sendern ein wichtiges Unterfangen. In loser Reihenfolge sprechen sie mit Menschen, die auf unterschiedliche Art und Weise mit Literaturkritik und -vermittlung zu tun haben. Den Auftakt macht Stefan Gmünder und das Interview hat mich sehr begeistert. Ich habe darin nicht nur viele gute Gedanken gefunden, die sich mir eingeprägt haben – sondern auch einige meiner Lieblingsbücher. Bitte unbedingt lesen.

Im Juli 2021 wäre Marcel Proust 150 Jahre alt geworden. Es gab einiges dazu zu lesen; aber die die von Lars Hartmann im Blog AISTHESIS verfasste Würdigung des großen französischen Dichters ist ein herausragender Text und eine große Leseempfehlung.

Und damit ist dieser Netzrückblick schon zu Ende – es dürfte die kürzeste Kolumne in den letzten fünf Jahren geworden sein, aber wie gesagt, mein Juli war geprägt von viel Offline-Zeit. Und das war notwendig, um etwas Abstand zwischen mir und einer Welt, die tagtäglich mehr aus den Fugen zu geraten scheint, zu schaffen. In einem Monat wird es wieder mehr zu lesen geben; wer so lange nicht warten möchte, dem sei die Blogroll bei mir auf Kaffeehaussitzer empfohlen, wo eine ausführliche Liste zu einem Streifzug durch viele empfehlenswerte Literaturblogs einlädt.

Bis denn dann, wie meine Lieblingsromanfigur Herr Lehmann sagen würde. Und passen Sie auf sich auf.

Uwe Kalkowski ist seit über 25 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit August 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag in Köln. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse und stellt in der monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick«auf buchmarkt.de lesenswerte Fundstücke aus den unterschiedlichsten Literaturblogs vor. »Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben«, wie er sagt.

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