Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – September 2020

Der September hat einiges an unterschiedlichsten Fundstücken aus den Literaturblogs zu bieten, auch wenn dieses Jahr alles anders ist. Denn eigentlich würden sich jetzt viele von uns auf die Frankfurter Buchmesse vorbereiten, Termine vereinbaren, sich auf viele Begegnungen freuen. Aber das soll nicht sein. Immerhin bietet der Deutsche Buchpreis einen Hauch Normalität in dieser aus den Fugen geratenen Zeit: Wie immer wurde im September die Shortlist verkündet. Und es ist inzwischen schon eine Tradition, dass sämtliche 20 Titel, die für den Deutschen Buchpreis nominiert sind, unter dem Hashtag #buchpreisbloggen von 20 verschiedenen Blogs und anderen Kanälen vorgestellt werden. Eine aktuelle Übersicht, welche Beiträge online sind, gibt es hier.

Der wohl euphorischste Beitrag im September kam von Stefan Härtel in seinem Blog Bookster HRO. Er hatte nämlich das Romanmanuskript „Grund“ von Sylvia Wage beim Blogbuster-Preis ins Rennen geschickt. Und hat damit ein gutes Händchen bewiesen: Sylvia Wage hat gewonnen und erhält für ihren Text einen Verlagsvertrag bei Eichborn, dem Partnerverlag der diesjährigen Blogbuster-Staffel. Der Wettbewerb entstand aus der Literaturblogszene heraus und wurde von buchrevier-Blogger Tobias Nazemi 2017 ins Leben gerufen. Er fand 2020 zum dritten Mal statt und hat sich zu einem Sprungbrett für Verlagsverträge entwickelt: Zusammen mit den jeweiligen Gewinnern haben dadurch zehn beteiligte Autorinnen und Autoren für ihre Manuskripte einen Verlag gefunden.

Im Blog buchrevier ist im September eine amüsante Glosse über eine verlegerische Zukunft mit Insta-Books erschienen.

Tobias Zeising schreibt im Blog Lesestunden darüber, wie Computerspiele seinen Umgang mit Büchern beeinflussen. Ein Text von jemandem, der beides gleichermaßen liebt. Spannend.

Es gibt neues vom Projekt #bakerstreetblogs, in dem sich Karolin Hagendorf mit ihrem Blog Fiktion fetzt und Sabine Friedrich mit Ant1heldin seit einiger Zeit mit den unterschiedlichsten Themen rund um Sherlock Holmes beschäftigen. Wie immer sind beide Texte sehr lesenswert: Auf Fiktion fetzt werden unter dem Titel „Von Mary Russell bis Mycraft Holmes“ vier Bücher vorgestellt, auf Ant1heldin geht es um Enola Holmes und einen Buch-/Filmvergleich.

Was haben die Romane „Die Ambassadorin“ von Sebastian Janata, „Das eiserne Herz des Charly Berg“ von Sebastian Stuertz und „Die Zeit der Wildschweine“ von Kai Wieland gemeinsam? Das Wald-Setting. Darüber schreibt Mareike Dietzel in ihrem Blog Nordseiten.

Im Blog novelero gibt es ein Interview, das ich möglichst vielen Menschen ans Herz legen möchte. Blogger Sandro Abbate hat mit mit Andreas Nöthen über dessen Buch „Bulldozer Bolsonaro – wie ein Populist Brasilien ruiniert“. Nöthen war dreieinhalb Jahr Korrespondent in Brasilien und hat vor Ort miterlebt, in was für eine katastrophale Richtung die rechtspopulistische Politik Jair Bolsonaros läuft.

Peter Torberg hat Ray Bradburys „Fahrenheit 451“ neu übersetzt. Dies nimmt Bloggerin Petra Reich zum Anlass, um sich in ihrem Blog LiteraturReich mit diesem Klassiker der dystopischen Literatur zu beschäftigen.

Wer – wie ich – gerne Kriminalromane liest, sollte regelmäßig im Blog crimenoir vorbeischauen. Er ist eine wahre Krimi-Fundgrube, und wenn darin ein Roman mit zehn von zehn Punkten bewertet wird, wandert es auf jeden Fall auf meine Wunschliste. So im September geschehen mit „Verdammte Liebe Amsterdam“ von Frank Göhre.

Da wäre ich gerne dabei gewesen: Thomas Hettche ist mit „Herzfaden“ – seinem Roman über die Augsburger Puppenkiste – in Augsburg aufgetreten. Im Augsbuger Literaturblog Buch-Haltung ist darüber zu lesen. Bilder gibt es auch.

Im Blog Literatur leuchtet bin ich auf Marina Büttners Besprechung des Romans „Das hohe Lied“ von Nell Zink gestoßen, die mich neugierig auf das Buch gemacht hat. Im Blog Kulturgeschwätz nimmt Katharina Herrmann „Writers & Lovers“ von Lily King auseinander (Vorsicht: es gibt viele Spoiler!). Und Nicole Seifert stellt im Blog Nacht und Tag den Band „Unziemliches Verhalten“ von Rebecca Solnit vor.

Das war der September-Rückblick. Kürzlich ist diese Kolumne vier Jahre alt geworden – in meinem Blog Kaffeehaussitzer berichte ich, wie sie entstanden ist, was ihr Ziel war und ist und vieles mehr.

Normalerweise würde ich jetzt fragen: Sehen wir uns in Frankfurt? Diesmal nicht. Ich wünsche uns allen, dass wir gesund durch die nächste Zeit kommen.

Uwe Kalkowski ist seit über 25 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit August 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse und stellt in der monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« auf buchmarkt.de lesenswerte Fundstücke aus den unterschiedlichsten Literaturblogs vor. „Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben“, wie er sagt.

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