Langer Tag der Bücher in Frankfurt

Büchertisch im Haus am Dom

An neuer Stelle fand gestern der Lange Tag der Bücher unter dem Motto Ortswechsel mit zehn Publikumsverlagen und Moderatoren aus Literatureinrichtungen in Frankfurt am Main von 11 Uhr bis 22 Uhr statt. Nach zehn Veranstaltungen im Schauspiel Frankfurt zog man nun für die elfte Auflage ins Haus am Dom um.

„Der Wechsel war notwendig geworden, weil der bisherige Partner der Frankfurter Verlage, das Schauspiel Frankfurt, den Austragungsort nicht mehr kostenfrei zur Verfügung stellen konnte“, erklärte Organisator Florian Koch.

Die neue Location stellte sich als gute Lösung heraus, besonders die Bouquinisten, die mit fünf großen Ständen zum sechsten Mal dabei waren, lobten den Domvorplatz als hervorragendes Areal.

Der Büchertisch wurde von Literaturbetrieb betreut, wie gewohnt stand ein Lesecafé – diesmal sogar auf zwei Ebenen, im Foyer und in der zweiten Etage – mit Novitäten auf den Tischen zur Verfügung.

Der Stroemfeld Verlag eröffnete den Lesemarathon. Harry Oberländer vom Hessischen Literaturforum unterhielt sich mit Herausgeber David Marc Hoffmann über die ersten beiden Bände eines neuen Konvoluts: Friedrich Nietzsche, Werke, Basler Ausgabe. Ausgabe letzter Hand. Die auf 20 Bände veranschlagte Edition sei eine Werkausgabe, die so bisher nicht vorliege, erklärte Hoffmann, der die Bände gemeinsam mit Ludger Lütkehaus herausgibt. Dabei werde Werk und Nachlass nicht vermischt. Hoffmann erinnerte auch an den kürzlich verstorbenen Art Director des Stroemfeld Verlags Michael Leiner, der die Ausgabe gestaltete [mehr…].
Schauspieler Heinrich Giskes trug Passagen aus Also sprach Zarathustra vor.

Das Gesundheitswesen, kritisiert in gesammelten Kolumnen mit dem Titel Hippokrates for sale, stand im Mittelpunkt der nächsten Runde. Daniel Cohn-Bendit unterhielt sich mit Chirurg und Autor Bernd Hontschik – beide kennen sich seit 40 Jahren aus ihrer Studienzeit in Frankfurt. Das vorliegende, im Verlag Weissbooks erschiene Buch bezeichnete Cohn-Bendit als „gnadenlose Abrechnung mit der Medizin“. Hontschik erklärte, dass für ihn die Agenda 2010 eine Zäsur bedeute. Vorher habe es eine stille Übereinkunft gegeben, dass der Medizinbereich vom Erwirtschaften von Profit ausgeklammert werde. Heute befänden sich Gesundheitswesen und Arztpraxen in einem Zerstörungsprozess, der auf weit verbreiteten und stets kolportierten Märchen beruhe, dabei sei die „Kostenexplosion“, die so nicht nachgewiesen werden könne, der Klassiker. „Aus dem Gesundheitswesen ist eine Gesundheitswirtschaft geworden“, stellte Hontschik fest. Die sogenannten „Gesundheitsreformen“ bezeichnete er als Industrialisierungen in diesem Bereich. „Die Pharmaindustrie diktiert zudem, was unter krank zu verstehen ist“, sprach der Autor Klartext und belegte seine Ausführungen mit Fakten.

Der Societäts Verlag lud anschließend zu einem Gespräch zwischen Hans Sarkowitz, hr2-kultur, und Udo Scheu, der seinen neuen Krimi Kains Tattoo vorstellte.

Um jeden Preis, ein Krimi von Jakob Stein, erschienen im B3 Verlag, wurde anschließend vom Autor im Dialog mit Petra Kirchhoff, FAZ, präsentiert.

Der Verlag der Autoren wartete danach mit MonoDramen, herausgegeben von Karlheinz Braun, auf. Die Anmoderation übernahm Annette Reschke, sie wies auf den Autor Gert Jonke hin, der zu Unrecht vergessen sei. Passagen aus seinem Monolog Redner rund um die Uhr brachte Schauspieler Edgar M. Böhlke auf imposante Weise zu Gehör.

Gleich vier Autoren saßen anschließend auf dem Podium: Schriftsteller und Verleger Peter Koebel, Sven-André Dreyer, Sophie von Maltzahn und Jannis Plastargias stellten Frankfurt Walking vor, das am 21. April im Verlag Michason & May erscheinen wird. Es gehört zur Reihe City Walking, in der bereits die Städte Istanbul, Bremen und Hamburg herausgekommen sind. Diese Reihe betrachtet Städte auf literarische Weise, erzählt weniger die Geschichte von Bauwerken und Denkmalen, sondern die Geschichten von Menschen.
Bücher über Berlin, Düsseldorf und Paris werden noch in diesem Jahr in den Buchhandel kommen.

Eine von Dias begleitete Präsentation des Dielmann-Verlags folgte, Verleger Axel Dielmann stellte Christian Morgenstern: Ein Wanderleben in Wort und Bild vor. Morgensterns Todestag jährt sich am 31. März 2014 zum hundertsten Mal.

Ein Debütroman aus der Frankfurter Verlagsanstalt stand anschließend auf dem Programm. Autorin Heike Kühn erzählte im Gespräch mit Alf Mentzer, hr2-kultur, über ihren Erstling Schlangentöchter und las daraus.

Wolfgang Herles und Sonja Vandenrath, Kulturamt, unterhielten sich über Susanna im Bade, den im S. Fischer Verlag erschienen neuen Roman von Herles, aus dem der Autor auch vortrug.

Den Abschluss des Lesemarathons gestalteten Michael Hohmann, Romanfabrik, Lektorin Andrea Baron und Sprecher Jochen Nix: Sie legten dem Publikum Peter Rühmkorfs Aufgeklärte Märchen, erschienen in der Edition Büchergilde, ans Herz. Die Illustrationen in der Ausgabe stammen von Jens Bonnke – auch zu dieser Präsentation wurden Bilder gezeigt.

JF

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert