Gestern wurde in Leipzig die Verlegerin Antje Kunstmann für ihr Lebenswerk mit dem mit 35.000 Euro dotuierten Kurt-Wolff-Preis geehrt. Den Scheck über 15.000 Euro für den Kurt-Wolff-Förderpreis nahm der Verleger des Leipziger Verlags Poetenladen, Andreas Heidtmann, entgegen. In diesem Jahr fand die Veranstaltung im Gohliser Schlösschen und nicht wie sonst üblich auf der Buchmesse im Forum „Die Unabhängigen“ statt.
Mit Antje Kunstmann werde in diesem Jahr erstmals eine Verlegerin für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, sagte Katharina Eleonore Meyer, die Vorstandvorsitzende der Stiftung. „Antje Kunstmann ist eine herausragende Verlegerin und ein Vorbild für viele Kolleginnen: Sie hat wie kaum eine andere bewiesen, dass es als Frau möglich ist, in diesem bisweilen sehr harten Metier eigenständig und unabhängig zu bleiben, erfolgreich zu sein und sich auch über das eigene Unternehmen hinaus in Branche und Gesellschaft zu engagieren.“
Laudator Heinrich von Berenberg bezeichnete Antje Kunstmann als Verlegerin mit langem Atem und großem Herzen, und er streifte in seinem „Timeslot“ von zwanzig Minuten die Verlagsgeschichte von den Anfängen als „Frauenbuchverlag“ bis heute. Berenberg lobte dabei die eindrucksvolle Variationsbreite des Verlagsprogramms. „Geführt wird es, mit großer Geduld und Hartnäckigkeit, aus einer herzhaft und erfrischend modernen, ständig weiter modernisierten eindeutig linken Perspektive“, sagte er. „Und es ist immer und bis heute beispielhaft international geblieben.“
Heinrich von Berenberg würdigte auch die Leistungen des Verlags Poetenladen und hob dabei die „Website dieses „großartigen Verlags“ hervor, die dem interessierten Leser ein Spektrum an Gedichten und Lyrikern auf eine Weise zur Verfügung stellt, die es leicht macht zu lesen. „Hat man die Nase voll von den ermüdenden und fürchterlichen Nachrichten, die aus den Handys vor der Nase der gestressten Zeitgenossen leuchten, kann man mit zwei Klicks Gedichte von Uwe Kolbe, von Kerstin Hensel, von Adam Zagajewskij, aber auch von erheblich zeitgenössischeren Autoren lesen, die ich als Mensch, der 1950 geboren ist, nicht mehr kenne. Aber sie kennen zu lernen ist ganz einfach: der Poetenladen macht es möglich und dafür hat er diesen Preis mehr als verdient.“
ml