Im Vorfeld der diesjährigen Frankfurter Buchmesse kündigte der Wissenschaftsverlag Wiley die Gründung der neuen Abteilung Wiley Partner Solutions an. Als neue Abteilung innerhalb des Geschäftsbereichs Forschung unterstützt dieser Bereich Verbände, Wissenschaftsverlage, Gesellschaften und Unternehmen bei der Umgestaltung ihrer Geschäftsstrategien und Publikationsprozesse im Zeitalter der Open-Access Forschung. Wir sprachen dazu mit Dr. Guido F. Herrmann, Geschäftsführer von Wiley Deutschland und Senior Vice President Partner Solutions:
BuchMarkt: Sie haben den Start von Wiley Partner Solutions auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse gefeiert – was ist Wiley Partner Solutions?
Dr. Guido F. Hermann: Wiley Partner Solutions ist ein neuer Bereich innerhalb unseres Bereiches Research, Wir wollen dazu beitragen, diesen Wandel in großem Maßstab voranzutreiben, daran arbeiten wir schon seit Jahren. Deshalb freuen wir uns sehr über die Einführung von Wiley Partner Solutions.
Ich bin mir sicher, dass unser Angebot in Partner Solutions dazu beitragen wird, Open-Access-Publizieren in Deutschland und weltweit voranzubringender Wissenschaftliche Gesellschaften, Wissenschaftsverlage, Bibliotheken und Unternehmen bei der Transformation ihrer Geschäftsstrategien und Publikationsprozesse im Zeitalter von Open Science unterstützt.
Als weltweit führender Verlag für wissenschaftliche Gesellschaften mit über 900 Partnern und mit der führenden Verlagsplattform in unserem Portfolio verfügen wir über die Expertise, das Wissen und das globale Netzwerk, um die Anforderungen an wissenschaftliches und akademisches Publizieren in großem Umfang zu erfüllen. Wir haben uns sehr gefreut, den neuen Geschäftsbereich in Frankfurt mit so vielen Kolleg:innen, Kund:innen und Branchenführern gemeinsam zu starten. Es war ein besonderer Moment, und wir freuen uns darauf, den in Frankfurt geschaffenen Schwung in den kommenden Monaten zum Nutzen unserer Partner weiterzuführen.
An welche Zielgruppe richtet sich dieses neue Angebot?
Wiley Partner Solutions richtet sich an Verbände, Wissenschaftsverlage, Gesellschaften, Bibliotheken und Unternehmen. Alle diese Akteure sind im Begriff, ihre Geschäftsstrategien und Publikationsprozesse im Zeitalter von Open Science umzugestalten.
Was sind die spezifischen Angebote von Wiley Partner Solutions?
Einfach ausgedrückt: Unser Ziel ist es, dass unsere Kunden im Zeitalter von Open Science erfolgreich sind. Wir bieten Lösungen für die Bereiche Publishing, Workflow, Plattform, Karriere und Unternehmen an.
Zu den Herausforderungen, bei denen wir unseren Partnern helfen, gehören die Umsetzung von sogenannten „Transformational Deals“, die Aufrechterhaltung von Einnahmen, die Optimierung der Manuskripterstellung und –einreichung, die Erhöhung der Reichweite und die Erschließung von neuen Umsatzquellen.
Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Unsere Oable Lösung hilft bei der Verwaltung von Open–Access–Zahlungen. Weiterhin bieten wir fachkundige Beratung durch J&J Editorial und wir haben die weltweit führende Plattform für Forschungspublikationen mit Atypon.
Aus strategischer Sicht haben wir uns in den letzten Jahren darauf konzentriert, unser Team aufzubauen. Zu den übernommenen Marken, die in Wiley Partner Solutions integriert wurden, gehören Atypon, Inera, J&J Editorial, eJournalPress, Knowledge Unlatched und Madgex. Darüber hinaus umfasst der Geschäftsbereich auch Corporate Solutions. Mit den Produkten, Dienstleistungen und Talenten, die innerhalb des Geschäftsbereichs zur Verfügung stehen, werden wir weiterhin das Beste aus dem Portfolio auf neue und innovative Weise anbieten.
Wie ist diese neue Sparte aufgebaut?
Die Abteilung ist dem Bereich Research von Wiley zugeordnet. Research wird von Jay Flynn geleitet. In meiner Rolle konzentriere ich mich auf die strategische Leitung und Implementierung von Wiley Partner Solutions.
Wiley Partner Solutions wird getrennt von Wileys Research Publishing–Geschäft operieren und in den öffentlichen Berichten und Finanzberichten des Unternehmens als „Research Solutions“ oder „Research Partner Solutions“ ausgewiesen werden.
Erzählen Sie uns etwas über sich selbst: Was ist Ihr Hintergrund, über welche Qualifikationen für die Leitung dieses neuen Bereichs verfügen Sie?
Ich leite seit 2017 das Forschungsgeschäft von Wiley/Wiley–VCH in Deutschland. Die letzten fünf Jahre waren eine Zeit großen Wachstums sowohl für die wissenschaftliche Verlagsbranche als Ganzes als auch für Wileys Arbeit in Deutschland. In meiner Zeit bei Wiley haben wir viele unserer Partnerschaften in
Deutschland vertieft und blicken weiter in die Zukunft. Wir freuen uns, Anfang 2023 zum Beispiel all unsere Kunden in unserem neuen Innovationszentrum in Berlin zu begrüßen. Dieses neue Angebot wird Workshops und Veranstaltungen bieten, um Innovation sowohl für unsere Partner und Kunden als auch
unsere Mitarbeiter:innen voranzutreiben. Die Dynamik von Wiley – in den Bereichen Veröffentlichung, Partnerschaften und Open Access – ist die
Grundlage dafür, wohin wir uns mit Partner Solutions bewegen. Es ist eine strategische Entscheidung, diese neue internationale Division von Deutschland aus zu führen, welches ein Epizentrum der Open–Access–Bewegung ist.
Ich freue mich darauf, diese Arbeit mit einem exzellenten Team voranzutreiben und ein gemeinsames Ziel des wissenschaftlichen Ökosystems zu unterstützen, nämlich, mehr begutachtete Forschungsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Mit welchen Partnern arbeiten Sie zusammen? Sind weitere Partnerschaften geplant?
Wie der Name schon sagt, sind Partnerschaften der Kern von Wiley Partner Solutions. So arbeiten wir zum Beispiel mit der American Association for the Advancement of Science (AAAS) zusammen, um ihr Karrierezentrum einzuführen und ihre Zeitschrifteninhalte über unsere Verlagsplattformen bereitzustellen.
Ein weiterer wichtiger Partner ist das Chinese Medical Association Publishing House, eine führende medizinische Gesellschaft in China, für die wir eine maßgeschneiderte, marktführende Publikationsplattform bereitstellen und gemeinsam neue Open–Access–Zeitschriften herausbringen.
In welchen Ländern ist das Angebot von Wiley Partner Solutions verfügbar?
Wiley Partner Solutions ist ein globales Angebot. Wir freuen uns darauf, mit Partnern aus der ganzen Welt zusammenzuarbeiten.
Warum ist der deutsche Markt für Sie so vielversprechend? Was sind Ihre Pläne für den deutschen Markt?
Deutschland ist seit langem führend in der akademischen Forschung. Genauer gesagt ist Deutschland weltweit führend bei Open Access. Open Access bedeutet für die Verlagsbranche eine grundlegende Änderung. Die technischen Anforde-
rungen, um den sich ständig wandelnden Open–Access–Richtlinien gerecht zu werden, bedeuten einen kompletten Strukturwandel: Der Umfang, den Sie benötigen, die Innovation, die Sie brauchen, um Ihre Forschung wie eine Erfahrung im Verbrauchermarkt zu behandeln, die Qualität Ihrer Technologie, die
Qualität Ihrer Benutzererfahrung und Ihrer Schnittstellen, die Komplexität der Transaktionssysteme und der Back–Office–Workflows – all das muss komplett neu aufgebaut werden.
Wir wollen dazu beitragen, diesen Wandel in großem Maßstab voranzutreiben, daran arbeiten wir schon seit Jahren. Deshalb freuen wir uns sehr über die Einführung von Wiley Partner Solutions. Ich bin mir sicher, dass unser Angebot in Partner Solutions dazu beitragen wird, Open–Access–Publizieren in Deutschland und weltweit voranzubringen.
In der Planungsphase für diese neue Sparte haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und mit unseren Kunden gesprochen, darunter auch viele in Deutschland. Unsere Verlagspartnerschaften in Deutschland gehen weit zurück und haben für uns hohe Priorität. Wir sind seit jeher mit Büros in Berlin und Weinheim vertreten. Unsere Wurzeln reichen mehr als ein Jahrhundert zurück: Wiley–VCH wurde 1921 von mehreren chemischen Gesellschaften gegründet, aus denen später die Gesellschaft Deutscher Chemiker
hervorging.
Wir sind auch stolz auf die führende Rolle, die wir durch unsere Vereinbarung mit Projekt DEAL gespielt haben. Wileys erste transformative Open–Access–Vereinbarung ist ein Eckpfeiler des Ansatzes, den wir als Verlag für den Übergang zu Open Access verfolgen.
Die Partnerschaft zwischen DEAL und Wiley ist nach wie vor ein Erfolg: 97 % der in Frage kommenden Autoren nutzen die Möglichkeit, ihre akzeptierten Artikel in den Hybrid–Zeitschriften von Wiley als Open Access zu veröffentlichen. Die Partnerschaft hat ebenfalls dazu geführt, dass deutlich mehr Autoren ihre
Forschungsarbeiten in unseren Open Access Zeitschriften veröffentlichen. Als Ergebnis der Vereinbarung konnten wir auch einen deutlichen Anstieg der Leserschaft für Autoren, die über Projekt DEAL publizieren, verzeichnen, was dann auch zu einer größeren Sichtbarkeit ihrer Forschungsergebnisse beiträgt.
Wir wollen Partner der Deutschen Forschungsgemeinschaft sein, die in Sachen Open Science und Forschungsinfrastruktur weiterhin führend ist. Wir glauben, dass wir durch eine Partnerschaft schneller Fortschritte erzielen.
Gibt es andere Anbieter auf dem deutschen Markt mit einem ähnlichen Angebot, und wenn ja, was unterscheidet das neue Angebot von Wiley von den anderen?
Wir freuen uns sehr zu dem lebendigen wissenschaftlichen Ökosystem in Deutschland beizutragen. Unser Angebot unterscheidet sich von anderen dadurch, dass wir unseren Fokus auf die Beschleunigung des Open–Access–Publizierens legen. Wir werden Technologien und Prozesse für die gesamte Wertschöpfungskette anbieten. Der Übergang zu Open Access ist eine enorme und disruptive Kraft für Verlage und Forschungsunternehmen. Wir erleben dies in unserem eigenen Verlagsgeschäft, und wir haben es von unzähligen Partnern
gehört.
Mit Wiley Partner Solutions helfen wir unseren Partnern bei der Bewältigung zahlreicher aktueller und neuer Herausforderungen. Wir können jede Organisation dort abholen, wo sie sich auf dem Weg zu Open Access befindet. Das ist ein kontinuierlicher Lern– und Wachstumsprozess, der Wirkung zeigen
wird. So schaffen wir Veränderung.
Wie schätzen Sie die Bedeutung der Open–Access–Bewegung für die Forscher und die Öffentlichkeit ein, und welche Rolle spielt Wiley bei Open Access?
Wissenschaftliche Forschung ist für die Gesellschaft unverzichtbar. Wir glauben, dass wir alle gewinnen, wenn Forscher:innen erfolgreich sind. Die bahnbrechenden Erkenntnisse, die von Forscher:innen veröffentlicht werden, bringen unsere Welt jeden Tag ein Stück weiter. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die COVID–19–Pandemie sowie dringende globale Herausfor-
derungen wie der Klimawandel und die Affenpocken die wesentliche Rolle der wissenschaftlichen Forschung in der Gesellschaft unterstreichen.
fentlichungen zu erhöhen und das Open–Access–Publizieren für Autoren und Bibliothekare zu erleichtern, beispielsweise durch unsere Transformationsvereinbarungen.
