Johannes Jacob wird heute 60 Jahre alt. Michael Jürgs gratuliert dem C. Bertelsmann-Verleger zum runden Geburtstag:
Ausgerechnet in einer Laudatio auf den Grauschlaukopf Johannes Jacob ein wesentliches Geheimnis seines Lebens zu verraten, ist eigentlich nicht nett von mir. Doch wann, wenn nicht jetzt und hier? Denn die Erklärung dafür, dass der als Verlagsleiter des ehrenwerten Hauses C. Bertelsmann werktags zur Würde angehaltene Mann trotz seiner offiziell 60 Lebensjahre so unbändig jeansjung und ansteckend aufheiternd wirkt, geradezu ekstatisch hüpfend die Bodenhaftung verliert, sobald er einen fleischfreien Knödel oder ein Duftnoten aussendendes Manuskript erschnüffelt, ist die: JJ ist noch viel jünger, als er eh schon aussieht.
Denn Hannes, wie wir ihn unten im Archiv der unverlangt eingesandten Manuskripte zu nennen pflegen, war erst 20, als er sich 1985 um einen Stammplatz als Nachwuchslektor bewarb. Allerdings gab er vor, bereits 30 zu sein – was auch blind geglaubt wurde angesichts seiner profunden Kenntnis von Literatur und dem, was sonst noch die Welt im Innersten zusammenhält.
Er wird heute also nicht 60, sondern 50. Weshalb wir vom Archiv, wo – seufz! – manch unentdecktes Talent seit Jahrzehnten schlummert, mit der Chronik „Jacobs Wegelagerer“ (Arbeitstitel), die in einer Auflage von einhundert Exemplaren erscheinen soll, wenn Hannes in den Ruhestand geht, weitere zehn Jahre gewonnen haben, um mit der Sprache zu ringen.
Wir können deshalb bis dahin einiges ergänzen im Vorwort, das sich in groben Zügen so liest: „Im real existierenden Book-Business ist Johannes Jacob ein seltenes Exemplar. Er hört zu, wenn Frau eine Idee hat, die nicht seiner entspricht. Er liest, was er zu verlegen empfiehlt. Er kämpft, wenn er an ein Buch wie das über den Hundertjährigen von Jonas Jonasson glaubt. Er tröstet, schiebt es aufs Wetter oder die Engstirnigkeit von Rezensenten, wenn aus manchen wundersamen Büchern doch keine Bestseller werden. Er verkörpert engagiert schwarzrotgoldenen Liberalismus, angelehnt an einen grünen Baum. Siege von Borussia Dortmund berühren sein Herz, die von Bayern München lassen ihn bewundernd kalt. Seine Auftritte bei Buchmessen, wo er mitunter überschwänglich dazu neigt, statt der üblichen stillen Wasser solche mit Kohlensäure zu trinken, fallen aus dem Rahmen, weil er sich konsequent dem Jahrmarkt der Eitelkeiten verweigert und immer stur darauf beharrt, am Anfang habe in unserer Branche das Wort zu stehen und nicht ein Populist mit Prosecco.«
So viel für heute. Bis er dann wirklich mal 60 wird, haben wir ja noch Zeit, uns einen guten Schluss zu überlegen.
Wer auch gratulieren möchte: johannes.jacob@randomhouse.de
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