Thorsten Ahrend wird heute 50 Jahre alt*. Die KollegInnen vom Wallstein Verlag gratulieren ihrem Lektor zum runden Geburtstag:
Lektoren arbeiten in der Regel im Verborgenen, wenn sie es doch zu einer gewissen Bekanntheit – auch über die Branche hinaus – bringen, dann ist das bemerkenswert. Und bemerkenswert ist der Lektor Thorsten Ahrend auf jeden Fall. Als Anfang 2004 die Nachricht von seinem Einstieg bei Wallstein die Runde machte, wurde darüber umfassend berichtet. Das hatte nicht nur mit damit zu tun, dass dieser Wechsel ein Signal aus dem Haus in der Lindenstraße war, sondern eben auch damit, dass Thorsten Ahrend einer der wichtigsten Lektoren der deutschen Gegenwartsliteratur und Entdecker neuer Autoren ist.
Als gebürtiger Rostocker wuchs er im Johnson-Land auf. Die Begeisterung für das Werk dieses Autors ist eine Grundlage seiner literarischen Biografie, teilen muss Johnson diesen Platz aber bestimmt mit Wolfgang Hilbig.
Zum Germanistik-Studium ging Thorsten Ahrend nach Leipzig. Nach der Promotion fing er in einer Zeit großer politischer Umstürze an, dort für den Reclam Verlag zu arbeiten. Auch wenn es damals viele andere Dinge gab, die aufregend waren, so kam die Literatur bei ihm nie an zweiter Stelle. Damals entstanden Autorenbindungen, die über lange Zeit hielten. Bei Reclam arbeitete er erstmals mit Adolf Endler zusammen, der ihm als Autor über sämtlichen Verlagswechsel die Treue hielt. Mit Robert Schneiders „Schlafes Bruder“ (1992) entdeckte er eines der erfolgreichsten Bücher der deutschen Literatur der letzten Jahre. Nach einiger Zeit bei Gustav Kiepenheuer kam er Anfang 1998 nach Frankfurt: Bei Suhrkamp arbeitete er mit Friederike Mayröcker und Volker Braun und vielen anderen großen Namen der Gegenwartsliteratur zusammen. Besonders intensiv war die Zusammenarbeit mit Daniel Kehlmann. 2004 verließ er Frankfurt, um als Programmleiter für Literatur bei Wallstein einzusteigen. Er hat Autoren wie Lukas Bärfuss, Daniela Danz und Ulf Erdmann Ziegler entdeckt.
Bei Thorsten Ahrend gibt es keine Trennung zwischen Beruf und Privatleben. Lesen kann er immer und überall. Wenn die Arbeit mit den Autoren länger dauert, als der letzte Zug fährt, ist er ganz unkompliziert. Dann wird das Gästebett bezogen, und die Ahrend’sche Wohnung wird zur Herberge. So müssen seine Frau und die siebenjährige Tochter damit rechnen, dass immer wieder überraschender Besuch am Frühstückstisch sitzt, vielleicht erschöpft von der intensiven Auseinandersetzung, erschrocken über die Arbeit, die noch wartet …
Dieser Lektor, über den Peter Handke schrieb, dass er „nachhaltig“ sei, wird nun 50 Jahre alt. Ihm gratulieren wir.
*Aus Anlass dieses Datums hat Thedel von Wallmoden 45 Autorinnen und Autoren gebeten, etwas über ihre sehr persönlichen Erfahrungen und Eindrücke in der Zusammenarbeit mit einem Lektor mitzuteilen. Daraus ist der Band „Seiltanz. Der Autor und der Lektor“ (Wallstein, Juli 2010) entstanden.
Kontakt: info@wallstein-verlag.de
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