Pieter Steinz

Pieter Steinz
© Claartje Cox

Pieter Steinz [mehr…] ist am Montag, dem 29. August, nach langer Krankheit verstorben. 1963 in Rotterdam geboren, arbeitete er über zwanzig Jahre als Redakteur und Buchkritiker bei der Tageszeitung NRC Handelsblad und wurde 2012 Direktor der niederländischen Stiftung für Literatur. Neben zahlreichen Artikeln und Buchbesprechungen war er in den Niederlanden ein weit geschätzter und vielfach ausgezeichneter Verfasser glänzend geschriebener Sachbücher über Kunst, Kultur und vor allem Literatur.
Im Sommer 2013 wurde bei dem niederländischen Journalisten und Buchliebhaber Pieter Steinz die unheilbare Nervenkrankheit ALS diagnostiziert. Nur wenige Monate später begann er eine Reihe von 52 kurzen Essays über seine Krankheit und vor allem über seine Lieblingsbücher und -autoren zu schreiben, über Dickens, Alexandre Dumas und Shakespeare, über Stevenson, Thomas Mann und Proust, Ovid und Seneca – aber auch über Carl Barks, Jacques Brel und Astrid Lindgren.
In diesen ebenso anrührenden wie lebensfrohen und humorvollen Betrachtungen setzte Pieter Steinz seinen körperlichen Verfall in Beziehung zur Weltliteratur. So wendet er sich Oscar Wildes Bildnis des Dorian Gray zu, wenn er über die Veränderungen seines Körpers nachdenkt, dem »Hungerkünstler« Kafkas, wenn er über die zunehmend auftretenden Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme berichtet; Andersens „kleiner Meerjungfrau“, die sich zwischen Tanzen und Sprechen entscheiden muss, dient ihm als Folie der Geschichte seines Stimmverlusts.
Trotz des düsteren Grundthemas sind diese kunstvoll gebauten Essays voll uneitler, tapferer Ausstrahlung, was in Holland bei Erscheinen zahlreiche Reaktionen auslöste. Bei Reclam ist der Band vor kurzem unter dem Titel Der Sinn des Lesens erschienen.
„Sein Tod ist ein großer Verlust für die internationale Literaturszene. Wir sind darüber traurig und werden, was er geleistet hat, in bester Erinnerung behalten“, heißt es im Nachruf des Reclam-Verlags.

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