Am Freitag hatte der Börsenverein zu einem Pressegespräch mit dem diesjährigen Friedenspreisträger Sebastião Salgado eingeladen.
Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, äußerte zu Beginn: „Ich kann mir keinen besseren Friedenspreisträger vorstellen. Sebastião Salgado bearbeitet seit Jahren alle großen Themen der Menschheit. Mit seinen Büchern klärt er nicht nur auf und klagt an, er verbreitet beispielsweise mit Genesis auch Hoffnung.“ Mit Salgado erhält erstmals ein Fotograf die hohe Auszeichnung.
Der 1944 in Brasilien geborene Salgado wuchs auf einer Rinderfarm in der Regenwaldzone auf. Er studierte Wirtschaftswissenschaften, engagierte sich mit seiner Frau Léila Wanick Salgado in der Opposition und musste deshalb 1969 nach Paris emigrieren.
Ab 1971 betreute Salgado Projekte der Entwicklungshilfe in Afrika. Seit 1973 arbeitet er nur noch als Fotograf.
Als ihm die Entscheidung über die Verleihung des Preises übermittelt wurde, befand er sich gerade in der Amazonasregion. „Es war eine große Überraschung für mich, ich hätte das nie gedacht“, sagte Sebastião Salgado. In seinem Land sei die Situation gerade schwierig, deshalb sei die Auszeichnung für ihn besonders wertvoll.
Nach dem Film Das Salz der Erde, eine 2014 erschienene Dokumentation über Leben und Werk des Fotografen, befragt, äußerte Salgado: „Film unterscheidet sich sehr von Fotografie.“ Er habe Respekt vor den Filmemachern (Regie: Wim Wenders), gehe jetzt mit anderem Verständnis ins Kino. Wim Wenders wird auch die Laudatio in der Frankfurter Paulskirche halten, in der am Sonntag der mit 25.000 Euro dotierte Preis in einem Festakt überreicht wird.
Salgado redete über die auf verlorenem Posten stehenden Institutionen in Brasilien, deren Empfehlungen missachtet würden. Zu viel Regenwald sei bereits verloren gegangen – das habe zunächst erhebliche Auswirkungen auf die indigenen Gruppen. Man müsse Druck machen auf die Landwirtschaftskonzerne, dann könne man etwas erreichen. „In Deutschland und Frankreich und anderen Ländern geht es den Menschen gut. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass es den meisten Menschen nicht so gut geht“, sagte der Fotograf.
Er zeigt nicht nur mit Fotos die Schönheit der Welt und auch ihre Zerstörung, er unternimmt auch selbst etwas für die Bewahrung der Natur. Zunächst forstete er gemeinsam mit seiner Frau die Farm seiner Eltern wieder auf und konnte so ein Naturschutzgebiet einrichten. Inzwischen wurden insgesamt 2,7 Millionen Bäume gepflanzt, Lebensräume für weitere Pflanzen und Tiere.
Die Begegnung mit Afrika sei ihm sehr wichtig gewesen: „Afrika und Brasilien sind einander ähnlich“, sagte Salgado. Todkrank sei er aus Ruanda nach Brasilien zurückgekehrt, habe keine Hoffnung mehr gehabt. Doch ein vertrautes Umfeld und Freunde hätten ihm geholfen.
Seit 1987 habe er keine Farbfotos mehr gemacht, Farbe störe nur die Konzentration auf das Wesentliche.
„Die Erde wird nicht sterben, aber die Erde wird uns vertreiben, wenn wir so weitermachen. Wir müssen zur Erde zurückkommen. Zusammen können wir etwas erreichen, aber viele müssen mitmachen“, erklärte der Starfotograf.
JF