Rund 60 Teilnehmer:innen diskutierten in Mülheim über das Thema „Glücklich sein – Lebenskunst in der Kinder- und Jugendliteratur“ Spurensuche mit Zufallsglück

Gestern Mittag ging die 35. Fachtagung „Spurensuche“ in der Wolfsburg in Mülheim an der Ruhr zu Ende. Seit Freitag hatten sich rund 60 Teilnehmer:innen zusammengefunden, um sich über das Thema „Glücklich sein – Lebenskunst in der Kinder- und Jugendliteratur“ auszutauschen. Veranstaltet vom Medienforum des Bistums Essen, der Stube in Wien, jugendstil NRW, dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis und dem Borromäusverein, wurde ein vielseitiges Programm geboten.

Veranstalter:innen und Mitwirkende der Spurensuche (v.o.l.): Markus Weber, Susan Kreller, Antje Damm, Norbert Brieden, Alexandra Hofer, Lena Raubaum, Bettina Kraemer, Vera Steinkamp, Ulrike Erb-May, Heidi Lexe

 

Der Freitagabend z.B. gehörte der Präsentation der diesjährigen mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichneten Bücher. Sie konnten, wie auch viele weitere Titel, auf dem Büchertisch erworben werden, den die Buchhandlung Schmitz in Essen zusammengestellt hatte.

Büchertisch in der Wolfsburg, zusammengestellt von der Essener Buchhandlung Schmitz

 

Vorträgen und Workshops folgte am Samstag die „Literarische Nacht“, in der die Autorinnen Susan Kreller (im Gespräch mit der Lese- und Literaturpädagogin Ulrike Erb-May) und Lena Raubaum (befragt von Stube-Leiterin Heid Lexe)  Einblick in ihr Schaffen gaben und aus ihren aktuellen Büchern lasen. Der zeitgleich in der Wolfsburg probende Chor modus novus bereicherte die Veranstaltung mit Stücken von Paul Hindemith sowie „Advance Democracy“ von Benjamin Britten.
Den Sonntag eröffnete Heidi Lexe mit ihren Gedanken zum „schönen Schein vom Happy End in der Kinder- und Jugendliteratur“. Während man erste Sätze von Büchern häufig noch präsent hat, herrscht bei letzten Sätzen mehr Vergesslichkeit. Sind sie im Einzelfall als „Happy End“ interpretierbar? Zahlreiche Beispiele und Einzelanalysen gaben Impulse für neue Betrachtungsweisen. Das Ende des Vortrags von Heidi Lexe gehörte dem letzten Satz aus dem Kinderbuch Wolf (Carlsen) von Saša Stanišić: „Ich heiße Kemi, übrigens.“

In den Pause wurde fleißig signiert: Antje Damm, Lena Raubaum, Susan Kreller

Das Ende der Tagung bildete eine kurzweilige Matinee mit Ulrike Erb-May, Lena Raubaum, Moritz-Verleger Markus Weber, Susan Kreller und der Autorin und Illustratorin Antje Damm. Sie wurden von Tagungsleiterin Vera Steinkamp, Leiterin des Medienforums des Bistums Essen, zu Momenten des beruflichen Glücks befragt.
Antje Damm bezeichnete es als Glück, wenn sie im Gespräch durch Fragen und Geschichten neue Geschichten von Kindern höre. Und sie betonte, dass das Lesen von Bildern nicht aufhören dürfe, sobald sie älter werden – als Beispiel nannte sie Regina Kehns Illustrationen für Wolf.
Susan Kreller erklärte, Glück sei für sie, wenn sie an einem Arbeitstag einen Satz gefunden habe, mit dem sie richtig zufrieden sei. Dabei spiele nicht selten der Zufall eine entscheidende Rolle – also das Zufallsglück.
Markus Weber blickt in diesem Jahr auf 30 Jahre Geschichte des Moritz Verlags zurück. Um das Jahr 2000 herum habe es eher überschaubar ausgesehen mit dem Glück, damals war das Bilderbuch in einer Krise. Doch das Zufallsglück veränderte die Lage im Jahr 2006, mit den überaus erfolgreichen Titeln Gute Nacht, Gorilla, Die Torte ist weg! sowie Die besten Beerdigungen der Welt.
Ulrike Erb-May schilderte Situationen des Vorlese-Glücks, etwa als sie in einer Berufsschulklasse vor übermüdeten Azubis eine Schulstunde lang ein Märchen vorlas und ein Schüler anschließend fragte, ob sie weiter vorlesen könne.
Und Lena Raubaum brachte in Erinnerung, was Bücher alles bewirken können: Derzeit liest sie mit ihrer zweieinhalb Jahre alten Tochter immer wieder Gute Nacht, Gorilla, und ein daraus inspirierter Satz wird regelmäßig im Familienalltag zitiert. Nicht zuletzt zeigte das Raunen im Publikum, immer dann, wenn ein bekanntes und beliebtes Buch erwähnt wurde, dass Bücher nicht nur persönliches Leseglück bedeuten, sondern auch Gemeinsamkeiten schaffen.
In einem Jahr lässt sich dies auf der Wolfsburg erneut erleben: Die nächste Spurensuche wird vom 7. bis zum 9. März stattfinden, das Thema wird noch bekanntgegeben.
Informationen gibt es hier.

Susanna Wengeler

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