Stabile Umsätze im Bahnhofsbuchhandel

Der Verband Deutscher Bahnhofsbuchhändler blickt optimistisch in die Zukunft. Trotz zunehmender Konkurrenz durch den Onlinehandel und der Digitalisierung der Mediennutzung verzeichne der Bahnhofsbuchhandel stabile Umsätze, sagte der Verbandvorsitzende Götz Grauert (Foto) heute bei der Jahreshauptversammlung des Verbands im Hilton Hotel am Gendarmenmarkt in Berlin.

Zu schaffen machen der Branche allerdings die Konkurrenz der Fernbusse und die Streiks bei der Bahn. Immerhin schlage jeder Streiktag mit einer Umsatzeinbuße von 30 bis 40 Prozent zu Buche, so Grauert. Freude machen dem Bahnhofsbuchhandel vor allem Neugründungen auf dem Zeitschriftenmarkt wie Closer, Grazia und Donna sowie Magazine, die einen Akzent auf Entschleunigung und Nachhaltigkeit setzen und damit bewusstes Leben propagieren. Im Buchbereich würden vor allem Kinder- und Jugendbücher stark nachgefragt, so Grauert. „Die Konsumgewohnheiten ändern sich, doch wir sind dem Medienwandel nicht hilflos ausgeliefert.“ Nach wie vor fänden Printliebhaber im Bahnhofsbuchhandel die ganze Vielfalt der internationalen Pressewelt.

Grauert begrüßte Kulturstaatsministerin Monika Grütters als eine wichtige Verbündete. Für Grütters sei Leseförderung kein Lippenbekenntnis, sondern eine Herzensangelegenheit. „Reisen ohne Geschichten waren undenkbar“, erinnerte sich die Ministerin an ihre Kindheit. In ihrem Grußwort setze sie sich einmal mehr für die Leseförderung ein und hob unter anderem die Bedeutung der Pressevielfalt als Demokratiefaktor hervor. Es sei ihr eine Herzensangelegenheit, die Garanten der verlegerischen Vielfalt zu unterstützen. Damit seien Buchhandlungen gemeint, die kompetente Beratung und Veranstaltungen bieten, und die sicherstellen, dass auch Titel jenseits der Bestsellerlisten in die Regale kommen, sagte sie im Hinblick auf den neu ausgeschriebenen Buchhandlungspreis. „Ich persönlich habe noch nie ein Buch im Internet bestellt und kaufe Bücher nicht im Kaufhaus“, so die Ministerin, die dem Publikum abschließend Nelly Sachs‘ Fahrt ins Staublose“ unbedingt zur Lektüre empfahl.

Nach einem Grußwort von Rüdiger Grube, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn, erwartete die Gäste ein Vortrag von Philipp Welte. Der Verlagsvorstand von Hubert Burda Media sprach zum Thema „Zukunft ist machbar“. Als Erfolgsfaktoren nannte er die Relevanz der Inhalte, die Stärkung der Innovationskraft, die Achtung und Pflege der Konsumenten und eine echte Passion für das journalistische Handwerk. „Leidenschaft hebt Menschen von Maschinen ab“, so Welte. Sein Fazit: „Wir glauben an die Zukunft, weil wir nah am Konsumenten sind.“ Der Konsument sei der unternehmerische Imperativ des 21. Jahrhunderts.

Mit Emotionen als Verkaufsfaktor beschäftigte sich Walter Matthias Kunze, Geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunternehmens Trendquest. Der stationäre Handel müsse die Emotionen der Zielgruppe kennen, um erfolgreich zu sein, sagte Kunze und empfahl Download-Möglichkeiten für E-Books im Laden, ein Café, Lieferservice und die Nutzung sozialer Medien. Es gelte Trends zu erkennen und im Sinne der Kunden zu nutzen.

Bevor die Tagungsteilnehmer zum Mittagessen und zum anschließenden Networking mit ihren Geschäftspartnern gingen, gab Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der EKD, einen Ausblick auf das Reformationsjubiläum 2017.

ml

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